Uni-Rätin unter Druck

Die neue Hochschulrätin der Uni Paderborn hat Ärger, weil sie an einen NPD-Abgeordneten Büroräume vermietet hat

Mit Kommunikation sollte Gertrud Höhler sich eigentlich auskennen. Sogar Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) stand sie einst als Beraterin zur Seite. Jetzt ist sie selbst in die Schlagzeilen geraten. Für ihr Geschäftshaus im sächsischen Zwickau hat sie sich den falschen Mieter ausgesucht: Peter Klose. Der sitzt als NPD-Abgeordneter im Sächsischen Landtag und hängte zum Hitler-Geburtstag am 20. April eine Reichsfahne aus dem Fenster seiner Wohnung. Am Jahrestag der Kapitulation im zweiten Weltkrieg, dem 8. Mai, eröffnete er dann sein neues Bürgerbüro in Höhlers Haus in Zwickau.

Das Mietverhältnis wurde ausgerechnet in der Zeit bekannt, als Höhler im April in den Hochschulrat der Uni Paderborn berufen wurde, dem ersten in NRW. „Das ist ein Skandal“, sagt Ruth Seidl, hochschulpolitische Sprecherin der Grünen im Landtag. Ein Fehlstart in die Hochschulfreiheit, findet sie. Höhler solle ihren Sitz im Hochschulrat zurückgeben, fordert Seidl.

Zumal nicht nur der Mietvertrag Höhlers Berufung überschattet. Zur Uni Paderborn, für deren Ausrichtung Höhler jetzt zuständig ist, hat sie kein unbelastetes Verhältnis. Als Professorin für Germanistik und Allgemeine Literaturwissenschaft hatte sie selbst dort einen Lehrstuhl. Anfang der 90er ging sie im Streit. Zu selten habe sie sich vor Ort blicken lassen, wurde damals kritisiert. „Heute stellen wir fest, dass die besagte Person durch die Vordertür der Universität Paderborn erneut Einzug hält“, beklagt sich der damalige Dekan Ernst Bremer in einem Brief an Rektor Niklaus Risch.

Fraglich war bisher, ob Höhler wusste, mit wem sie da einen Mietvertrag abgeschlossen hat. „Für mich besteht kein Zweifel, dass Frau Höhler da ohne Absicht reingeraten ist“, sagte der Vorsitzende des Hochschulrates, Winfried Schulze, der taz. Es sei eine „groteske Vorstellung“, dass sie die Wohnung bewusst an die NPD vermietet habe.

Dass Höhler die politische Orientierung ihres neuen Mieters sehr wohl gekannt haben muss, hat die Neue Westfälische herausgefunden. Jahrelang seien die Räume nicht vermietet gewesen. Als dann die NPD angefragt habe, „da hat sie sich verführen lassen“, berichtete Hausverwalter Martin Winkler der NW.

Nun fordert auch NRW-Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) Aufklärung. „Wir gehen davon aus, dass sich Frau Höhler gegenüber dem Vorsitzenden des Hochschulrates oder der Öffentlichkeit äußern wird“, sagte er. KATHARINA HEIMEIER