GALERIE TAMMEN & PARTNER : Berlin mit sparsamem Strich
Berlin ist in Karsten Kuschs Zeichnungen überschaubar, aufs Wesentliche reduziert. Wobei das Wesentliche sehr schön farbig ist, pink und tiefbraun, grün oder strahlend blau. Am Wesentlichsten für Kuschs Berlin von Brandenburger Tor bis Fernsehturm am Alex sind die leeren, breiten Straßen, wie man sie wohl nur am sehr frühen Morgen antrifft. Aber gerade dann zeigen sie die Quintessenz Berlins. Wer hierher zurückkommt, beispielsweise aus London, dem erschienen die hiesigen Straßen zu jeder Tageszeit prächtig leer und weit. Wer ständig hier lebt, der mag sie manchmal als Unorte sehen wie die städtischen Randschauplätze, also Verladehöfe, Tankstellen oder Möbellager, die den 1972 in Berlin geborenen Künstler sonst faszinieren. Wenn man Berlin öde findet, ist es gut, ein Bild von Kusch an der Wand haben. Dann geht das ganz schnell vorbei. Werner Tammen hat den Berliner in seinem Räumen mit dem Greifswalder Thorsten Zwinger zusammengebracht. Kuschs sparsame Striche haben strukturelle Ähnlichkeit mit den Bewegungsspuren des Pinsels, wie ihn Zwinger über seine Leinwand führt. Sie ist dann auch ein Ereignis meditativer Natur. WBG
■ Di–Sa 12–18, Hedemannstr. 14