Die Medien-Spezialistin

Seit dem 1. November hat der Kunstverein Braunschweig eine neue Direktorin. Jule Hillgärtner, geboren 1978 im Hessischen, war bislang im Rhein-Main-Gebiet verankert. Seit 2005 hat sie im Frankfurter Museum für Moderne Kunst in der Kunstvermittlung gearbeitet. Zeitgenössische Kunst brauche besondere Zugänge, wie sie sagt, man könne hier nichts einfach nachschlagen.

In Braunschweig wird die Vermittlung von einem Team aus Studenten der Kunsthochschule getragen. Hillgärtner will die Kontinuität pflegen, ebenso wie die Tradition monografischer, häufig ortsbezogener Ausstellungen in Gebäuden des Kunstvereins, der Villa und Remise.

Hillgärtner ist keine konservative Kunsthistorikerin. Sie erlaubt sich den Blick in neuere Spielarten der Kunst wie Fotografie und Video. In ihrer 2010 vorgelegten Dissertation ging sie dem eingebetteten Bild-Journalismus der aktuellen Kriegsberichterstattung nach und widerlegte die Neuartigkeit dieser Restriktion: Die Struktur der Eingebundenheit ist seit jeher charakteristisch für dieses Genre.

Bis Anfang dieses Jahres beschäftigte Hillgärtner das Ausstellungsprojekt „lens-based sculpture“ an der Akademie der Künste Berlin. Auch dort ging es um die Fotografie, deren Einfluss auf die Skulptur: Die Kamera als Werkzeug der Bildhauerei zur räumlichen und strukturellen Klärung von Masse und Form.

Bis ins kommende Jahr hinein ist sie noch Co-Kuratorin der Triennale „RAY2015“, einem weiterem Fotografie-Projekt in Frankfurt und der Rhein-Main-Region. Hillgärtner ist die Existenz eines Fotomuseums in Braunschweig nicht unangenehm, vielleicht ergeben sich ja Kooperationen.

Im Braunschweiger Kunstverein wird Hillgärtner nun bis ins erste Halbjahr 2015 hinein das Programm ihrer Vorgängerin umsetzen und parallel dazu eine Akzentverschiebung zu eigenen Schwerpunkten vorbereiten. Ihr schweben neue Formate vor, etwa theoretische Themenschauen, die von mehreren Künstlern umgesetzt werden.  

BETTINA MARIA BROSOWSKY