Doppelter Nutzen

Wer die Photovoltaik preiswerter will, muss die Module verstärkt als Baustoffe für Dach und Fassade begreifen

Solarstrom soll jährlich um fünf Prozent billiger werden – so hat es der Gesetzgeber durch die Einspeisevergütungen im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vorgegeben. Diese Degression lässt sich nicht bei allen Komponenten einer Photovoltaikanlage gleichermaßen erzielen; während einige Kostenpositionen eine deutlich höhere Degression erzielen, werden andere teurer.

Die Module jedenfalls haben ihren Anteil zur nötigen Degression bisher nicht erbracht – statt zu sinken, ist der Preis der Module in den letzten Jahren zeitweise sogar gestiegen. Derzeit entfallen auf die Module fast 70 Prozent der Anlagenkosten, bezogen auf eine typische Photovoltaik-Kleinanlage. Im Jahr 1999 lag der Anteil noch bei 55 Prozent.

Den deutlichsten Preisrückgang gab es bei den Wechselrichtern: Von 1990 bis 2003 habe sich der Endkundenpreis der Geräte pro Watt von 1,20 Euro auf 60 Cent halbiert, rechnet der Wechselrichter-Hersteller SMA vor – das ist eine jährliche Degression von ziemlich genau fünf Prozent. In den letzten drei Jahren sank der Preis dann sogar auf 36 Cent pro Watt. Für das Jahr 2010 sei angepeilt, die Wechselrichter für 20 Cent pro Watt anzubieten, sagt SMA-Vorstand Günther Cramer.

„Die Wechselrichter werden den größten Anteil am Preisrückgang der Photovoltaik in den kommenden Jahren haben“, sagt auch Christian Bendel, Wissenschaftler am Institut für Solare Energieversorgungstechnik der Universität Kassel (Iset). Recht komplex ist unterdessen die Frage des Preisrückgangs bei den Montagekosten, denn rund 40 Prozent der Kosten der Systemtechnik hängen von der aufgebauten Generatorfläche und nicht von der Anlagenleistung ab. Folglich bringt jede Verbesserung des Modulwirkungsgrades zugleich einen Rückgang der Systemkosten pro Kilowatt.

Ein entscheidender Aspekt der Kostensenkung bei der Montage ist auch die schnellere Installation, denn damit spart man Arbeitskosten. In den Jahren 2000 bis 2006 sei die mittlere Montagezeit einer Standard-Dachanlage pro Kilowatt von 16 auf 8 Stunden zurückgegangen, heißt es bei der Firma Conergy. Neben montagefreundlicheren Gestellen, bei denen alles von oben verschraubt werden kann, haben hierzu auch die zunehmende Erfahrung im Anlagenbau, die vorkonfektionierten Anschlüsse, sowie Schulungen der Installateure beigetragen. Doch das reicht nicht aus, um die nötige Degression zu erzielen. Unbedingt notwendig zur weiteren Preissenkung ist eine verbesserte Dach- und Fassadenintegration der Module. Denn nur wenn eingesparte Kosten der gewöhnlichen Dachbedeckung gegengerechnet werden können, wird sich auch auf Seiten der Montage die geforderte Einsparung erzielen lassen – zumal steigende Aluminiumpreise einem Rückgang der Montagekosten entgegenstehen. Der Preis der Alubefestigungssysteme wird zu 50 bis 60 Prozent durch die Alupreise bestimmt.

„Wir müssen die Multifunktionalität der Photovoltaik viel stärker in unsere Kostenberechnungen einbeziehen“, sagt Iset-Wissenschaftler Bendel. Denn wenn Solarmodule gleichzeitig Teil der Gebäudehülle sind, also zur regenwasserführenden Außenhaut werden, dann müssen der Photovoltaik nur jene Kosten zugeschlagen werden, die sich als Mehrkosten gegenüber anderen Baumaterialien ergeben. Auch zum Schallschutz oder zur Abschirmung elektromagnetischer Wellen könnten Solarmodule eingesetzt werden, sagt Bendel: „Die vielfältigen Eigenschaften ihrer Produkte haben selbst die Modulhersteller noch gar nicht in vollem Umfang erfasst.“

Entsprechend rechnet auch Tim Meyer von der Firma Conergy die Minderkosten gegen, wenn er den Weg der Photovoltaik in Richtung Steckdosenpreis („Grid Parity“) aufzeigt. Um das Niveau des Steckdosenstroms zu erreichen, müssten die Kosten für die Montage von derzeit 25 Cent pro Watt auf 10 Cent sinken, und die Kosten des Gestells sich von 20 Cent auf 10 Cent je Watt halbieren, rechnet er vor – ein Fortschritt, der ohne Gegenrechnung eingesparter Baustoffe gar nicht gelingen kann.

BERNWARD JANZING