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Archiv-Artikel

Umweltverbände kritisieren Holzsiegel FSC

TROPENHOLZ Die ungebremste Expansion der Zertifizierer gehe zu Lasten der Qualität, meinen Experten

„Ganz ohne gibt’s nicht“, sagt Tischlermeister Rüdiger Bahr vom Heimwerkerbedarf Bahr aus Bargteheide. „Wenn Dir jemand erzählt, er habe nur Öko-Holz im Angebot, dann lügt er.“ Denn kaum ein Holzhandel komme ohne Spanplatten aus – und was da alles drin sei, lasse sich nicht überprüfen.

Lässt sich doch, glaubt der Forest Stewardship Council (FSC), der als Non-Profit-Organisation weltweit Nachhaltigkeitssiegel für Holzprodukte verleiht und Forstbetriebe zertifiziert. Ökonomische, ökologische und soziale Kriterien will der 1993 gegründete Council dabei berücksichtigen. In den drei FSC-Kammern, die über die Zertifizierung und Siegelvergabe entscheiden, sitzen Vertreter von Unternehmen, Umweltverbänden – und auch von Menschenrechtsorganisationen.

Doch die Organisation steht seit ihrer Gründung permanent in der Kritik. Vor allem europäische Forstbetriebe werfen dem FSC vor, ihre Interessen nicht ausreichend zu wahren. Die Kritik führte so weit, dass die Unternehmen 1999 schließlich ein eigenes Zertifizierungssystem entwickelten: das Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes (PEFC).

Aber auch von den Umweltverbänden kommt Kritik. Der Expansionswille des FSC gehe auf Kosten seiner Qualität, sagt Birgit Trinks, Holzexpertin des Umweltverbands Pro Wildlife. Die Organisation sei zu sehr auf die eigene Marktstellung bedacht. Die FSC-Siegel stünden für Gewissensberuhigung, jedoch keineswegs zwangsläufig auch für nachhaltiges Holz.

Auch bei Greenpeace, selbst Gründungsmitglied des FSC, beobachtet man die Entwicklungen des Councils zunehmend skeptisch. Der FSC habe momentan ein großes Glaubwürdigkeitsproblem, sagt Greenpeace-Expertin Andrea Cederquist. Insbesondere der bereits fortgeschrittene Zertifizierungsprozess für Tropenwälder im Kongobecken habe das Vertrauen erschüttert. Es sei der Zeitpunkt gekommen, zu dem sich die Organisation entscheiden müsse, ob sie auf Qualität oder Masse setzen möchte. Allerdings sei das FSC-Siegel immer noch das beste Zertifizierungssystem für nachhaltige Waldwirtschaft. Das größte Konkurrenzsiegel vom PEFC liege schon im Ansatz weit dahinter.

Die verschiedenen Siegel seien ihm noch nie wirklich aufgefallen, sagt Tischlermeister Rüdiger Bahr. Auf Nachhaltigkeit setze er bei seinen Produkten trotzdem. „Wir verwenden einfach grundsätzlich keine Tropenhölzer, nur Ahorn, Kiefer und Buche“, sagt er. Verbrauchern rät Bahr, sich an einen vertrauenswürdigen Händler zu wenden und dort Holz aus der eigenen Region zu verlangen.JOHANN TISCHEWSKI