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Archiv-Artikel

Manager ackern für Multikulti

Einen Tag lang geben und nehmen: Finanzchefs und Mitarbeiter von DaimlerChrysler Financial Services renovieren mit Jugendlichen das Kulturzentrum Naunynritze

Stephan Engels hat morgens Anzug und Krawatte im Schrank hängen lassen, T-Shirt und bequeme Jeans sind das passendere Outfit. Der Finanzvorsitzende der DaimlerChrysler Financial Services Berlin zieht den Farbroller durch einen Eimer voll grauer Farbe. Malerarbeiten in der Naunynritze stehen auf seinem heutigen Arbeitsplan. Gerade verpasst der Finanzexperte einer Wand den zweiten Anstrich.

Rund 150 Berliner Mitarbeiter des Finanzdienstleisters – vom Controller bis zum Manager, vom Juristen bis zur IT-Fachkraft – renovieren gemeinsam mit Jugendlichen aus der Naunynritze das Kulturzentrum. Neben den Streicharbeiten im und am Haus bessern Teams aus Bankern und Jugendlichen den Hof aus: Manche graben oder quälen sich mit Schubkarren herum; andere bauen ein Gartenhäuschen auf oder zimmern neue Bänke zusammen. Die Aufsicht über die Arbeiten haben professionelle Handwerksmeister. Die Kosten in Höhe von 120.000 Euro für Material und Handwerker trägt der Finanzdienstleister. Am Ende des Tages soll ein kleiner Blumengarten mit Rasenfläche den Innenhof schmücken und bei Würstchen und Bier gefeiert werden.

Das Projekt „Day of Caring“ im Rahmen des Bildungsprogramms „StreetUniverCity Berlin“ steht unter dem Motto „Giving back to Society“. Der Kontakt zwischen Unternehmen und Jugendzentrum habe sich über einen Kreuzberger Mitarbeiter ergeben, erzählt Jürgen Walker, Vorstandsvorsitzender des Finanzdienstleisters. „Auch wir ziehen unsere Vorteile aus der Aktion“, stellt Walker fest. Einerseits verbessere sich das Unternehmensklima durch den „Betriebsausflug“, weil sich die Mitarbeiter hierarchiefrei bei einer sinnvollen Tätigkeit begegneten; andererseits behalte man gerade durch diese Form von sozialem Engagement „den Kontakt zur Wirklichkeit“, schildert der Vorstandsvorsitzende. Und zur Wirklichkeit gehört auch die Arbeit am guten Image.

Auch aus Sicht der Naunynritze gehe es um Geben und Nehmen, sagt der Regisseur Neco Celik. „Mittlerweile wissen wir auch, wie man von den Unternehmen nimmt“, meint der seit Jahren in der Naunynritze engagierte Kreuzberger. „Man hört immer von Pisa und schlechten Chancen für Jugendliche – hier und heute wird etwas getan“, sagt Gisela Sonnenburg, Mitarbeiterin der Ritze. Es sei ein Zeichen des Fortschritt, dass ein Unternehmen wie Daimler vor Ort sei und das Kulturzentrum unterstütze, so die Sozialarbeiterin.

Stellt sich die Frage, ob nun das Kapital Einzug in den linken Kreuzberger Kiez genommen hat. „Nein“, meint Gio di Sera, selbst Kind der Ritze, heute Radio-Multikulti-DJ und Präsident der „StreetUniverCity“. Das Kapital sei schon längst da: Für die Jugendlichen seien Autos der Marke seit langem Statussymbol und „Mythos“, erläutert di Sera.

Auch die Jugendlichen sehen das Projekt eher unkompliziert. Es mache Spaß, sich auch mal mit anderen Menschen zu unterhalten. „Keiner sagt, du kannst das nicht.“ Die Handwerker und Banker erklärten ihnen, was zu machen ist, „und wir arbeiten gerne mit“, sagt Cansu Topraksuyu, die an den Gartenarbeiten beteiligt ist. „Auf die Party am Abend freuen wir uns natürlich auch“, ergänzt Okan Papatya.

CATALIN GAGIU