Domplatz wird Geschichte

Nach einem Entwurf von Stadtentwicklungssenator Gedaschko soll auf dem Gelände des Domplatzes ein Park geschaffen werden, mit Liegewiese und Andeutung des Doms. SPD will länger nachdenken

Der Domplatz verbindet den Jungfernstieg mit der Hafencity. Durch das geplante Kulturzentrum sollte der Ort für Spaziergänger interessanter werden. In einem Architekturwettbewerb setzte sich ein „gläserner Diamant“ durch. Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt bezeichnete ihn als „Produkt der globalisierten Allerweltsarchitektur von Bankenzentralen“. Das war der Todesstoß für das Projekt. KNÖ

VON GERNOT KNÖDLER

Aus dem Domplatz soll ein historischer Garten für alle HamburgerInnen werden. Ein 1,2 Millionen Euro teures Konzept dafür hat Stadtentwicklungssenator Axel Gedaschko (CDU) gestern vorgelegt. „Das Internet-Forum zum Domplatz hat gezeigt, dass die Menschen sich eine grüne Oase und gleichzeitig einen Ort wünschen, der an die Geschichte Hamburgs erinnert“, sagte Gedaschko. Der Entwurf komme diesem Wunsch sehr nahe und müsse deshalb auch keine Zwischenlösung bleiben. Gedaschko habe die Planung schon vor der Internetdebatte in Auftrag gegeben, kritisierte die GAL. Damit zeige er ein „verkorkstes Verständnis von Bürgerbeteiligung“. Die SPD plädierte dafür, weiter über eine „der Keimzelle Hamburgs angemessene Nutzung“ zu diskutieren.

Der Domplatz zwischen dem Pressehaus und der Petri-Kirche harrt schon seit dem Zweiten Weltkrieg seiner Erlösung vom Brachflächendasein. An dieser Stelle ist Hamburg vermutlich gegründet worden. Hier stand fast 1.000 Jahre lang in wechselnder Gestalt der Mariendom und nach dessen Abriss vor 200 Jahren die Gelehrtenschule Johanneum. Lange wurde der im Krieg frei gebombte Platz für das Parlamentsgebäude eines künftigen Nordstaats frei gehalten. Zuletzt scheiterte im Dezember die Idee, hier eine Zentralbibliothek mit Bürgerschaftsforum und Archäologiemuseum samt Wohnungen zu bauen.

Der Senat eröffnete ein Internet-Forum, in dem Vorschläge zur Nutzung des Platzes gemacht werden konnten. Das Forum ist inzwischen geschlossen. Nach wie vor einsehbar ist aber die Bewertung der verschiedenen Ideen. Es gab mehrere Vorschläge, Parks mit historischen Bezügen anzulegen, die jeweils auf großes Wohlwollen stießen.

Das von Gedaschko vorgelegte Konzept der Hamburger Landschaftsarchitekten Breimann & Bruun hat eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Vorschlag, den Bürgermeister Ole von Beust (CDU) in seiner Zeit als Oppositionsführer machte: Es soll ein Platz sein, der die Umrisse der uralten Domburg sichtbar macht.

Breimann & Bruun bilden den alten Wall mit Blechwänden nur dort nach, wo er nicht der heutigen Straßenführung ins Gehege kommt: auf der Verkehrsinsel zwischen Domstraße und Petrikirche, am Schopenstehl und als Bastion an der Ecke Domplatz/ Speersort. Den Platz soll ein Rasen bedecken, auf dem ein Raster aus quadratischen weißen Bänken den Säulengrundriss des Mariendoms nachbilden soll. Die Wälle wären von Wegen durchschnitten. Sie sollen Vitrinen mit archäologischen Fundstücken aufnehmen.

Der GAL-Abgeordnete Claudius Lieven kritisierte, dass Gedaschko einen fertigen Plan vorlegte. Bürgerbeteiligung würde seiner Ansicht nach bedeuten, das Konzept jetzt zur Diskussion zu stellen. SPD-Fraktionschef Michael Neumann schlug vor, noch einmal über Räume für die Bürgerschaft, eine „Stadtwerkstatt“ zum Thema Stadtplanung oder ein neues Johanneum nachzudenken.