: Betr.: kinotaz nord
A
Die Außenseiterbande Frankreich 1964, R: Jean-Luc Godard, D: Anna Karina, Sami Frey / Originalfassung mit Untertiteln
Zwei junge Männer und ein Mädchen kommen beim Streunen durch die tristen Pariser Vorstädte auf die Idee, einen Einbruch zu organisieren. Die exzellente Schwarz-Weiß-Fotografie und zahllose innovative Ideen in Bezug auf Optik und Akustik machen Godards Kriminal-Komödie zu einem Aushängeschild der Nouvelle Vague und dank der linearen Erzählstruktur zu seinem populistischsten Werk.“ (tiscali. de) HH
B
Bis ans Ende der Welt Deutschland/Frankreich/Australien 1991 R: Wim Wenders, D: Solveig Dommartin, William Hurt
„Während im Jahr 1999 die Menschheit durch eine atomare Katastrophe bedroht ist, reist eine junge Frau kreuz und quer durch die Welt einem Fremden nach, der mit einer Spezialkamera Bilder aufzeichnet, die Blinden übermittelt werden können. In der australischen Wüste endet die Jagd bei der Familie des Mannes, dessen Vater Forschungen betreibt, um Träume sichtbar zu machen, was zu einer schweren Bildersucht führt. Wim Wenders ehrgeiziges Projekt ist ein gigantischer Reise-, Abenteuer-, Science-Fiction-, Musik- und Liebesfilm, der als zentrales Thema die Sucht nach Bildern behandelt. Komplex in der Verarbeitung zahlloser Motive und faszinierend in der Technik, bietet die Geschichte wenig Raum, um eine gefühlsmäßige Anteilnahme am Schicksal der Figuren zu entwickeln.“ (Lexikon des internationeln Films) HH
Born to be wild – Saumäßig Unterwegs USA 2007, R: Walt Becker, D: Darsteller: John Travolta, Tim Allen
„Der deutsche Titel verdeutlicht bereits mehr als treffend wohin die Reise dieser Komödie um vier von der Midlife-Krise geplagte Motorradfahrern geht: ins Niemandsland des bodenlosen Humors. Sex- und Fäkalgags nehmen kein Ende – nur was soll daran komisch sein? Irgendwie muss dieser ganze regressive Pipi-Kacke-Fick-Humor etwas mit der total verklemmten amerikanischen Gesellschaft zu tun haben. Im aufgeklärten Europa braucht das glücklicherweise niemand lustig zu finden.“ (tip) H, HB, HH, HL, KI
C
Cruel and Unusual USA 2005, R: Janet Baus, Dan Hunt, Reid Williams / Originalfassung ohne Untertitel
„Die Dokumentation ‚Cruel and Unusual‘ setzt sich mit der Situation von Mann-zu-Frau-Transsexuellen in US-amerikanischen Männerknästen auseinander. Erzählt werden die Schicksale von fünf Transsexuellen, die ungeachtet ihrer Geschlechtsidentität gemäß ihrer Genitalien in Männergefängnisse gesteckt wurden – eine Praxis, die in nahezu allen nordamerikanischen Staaten anzutreffen ist. Der Film stellt auf ergreifende Weise die Frage, ob die Behandlung dieser Frauen in Männergefängnissen nicht eine Verletzung ihrer grundlegenden Menschenrechte darstellt.“ (taz) HB
D
The Da Vinci Code - Sakrileg USA 2006, R: Ron Howard, D: Tom Hanks, Ian McKellen / Originalfassung mit Untertiteln
“Dass es in ,Sakrileg‘ um Dinge geht, die die Grundfeste des Christentums erschüttern könnten, ist stark übertrieben. Die Kritik an der männerbestimmten christlichen Kirche, die das Weibliche unterdrückt, ist nicht nur vergleichsweise alt, sondern auch so oberflächlich gehalten, dass sich niemand beleidigt fühlen muss, der es nicht darauf anlegt. Ron Howards Filmversion ist darin vollkommen werktreu: Es wird bedeutungsvoll geraunt, aber wenig offensiv präsentiert. Browns kunstlose Schreibe reiht endlos Sätze in direkter Rede aneinander. Drehbuchautorin Akiva Goldsman hat von diesen Dialogen erstaunlich viel übernommen und ,Sakrileg‘ damit zu einem ungeheuer geschwätzigen Film gemacht, der unfreiwilliger Weise die großen Schwächen der Vorlage mehr betont als verdeckt.“ (epd-film) HB
Deutschland privat - Im Land der bunten Träume
Deutschland 2007, R: Robert van Ackeren
„Deutschland privat - Im Land der bunten Träume“ nennt der Regisseur Robert van Ackeren (“Die flambierte Frau“) seine Kompilation von Super-8-Amateurfilmen, eine Fortsetzung seines Klassikers „Deutschland privat“ von 1980. Er spannt einen amüsanten Bilderbogen durch fünf Jahrzehnte deutscher Alltagskultur und Sozialgeschichte. Männer mit Besitzerstolz filmen ihre nackten Frauen, wahre Kamera-Enthusiasten lassen den Zuschauer an Familienurlauben und Dorffesten teilnehmen. Gerade der naive Blick, mit dem sich die Menschen ins Bild setzen, offenbart ihre Wünsche und Phantasien jenseits des Lebens, das sie führen.“ (Der Spiegel) H, HH
Das doppelte Lottchen Deutschland 2007, R: Michael Schaack, Toby Genkel
„Fast 60 Jahre ist sie schon alt: Erich Kästners Geschichte der Zwillinge Lotte und Louise. Diese wuchsen, weil Vater und Mutter sich scheiden ließen, getrennt bei jeweils einem Elternteil auf, bis sie sich zufällig begegnen und fortan keinen größeren Wunsch haben, als ihre halben Familien wieder zu einer Einheit zusammenzuführen. Für das Trauma der Scheidungskinder hat Kästner im Motiv der getrennten Zwillinge einen zeitlosen Ausdruck gefunden, der auch in dieser Animationsverfilmung bewegt. Der visuelle Stil ist dabei an die Illustrationen der Kästner-Bücher von Walter Trier angelehnt, zeugt mit seinen knappen Strichen bei Kindern für gute Verständlichkeit.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH, HL, KI, OL
Dunia Ägypten 2005, R: Jocelyn Saab, D: Hanan Turk, Mohamed Mounir / Originalfassung mit Untertiteln
„Eine lebenshungrige Ägypterin fühlt sich von den Geheimnissen des Sufismus und dessen Poesie angezogen und möchte nach ihrem Literaturstudium eine Ausbildung als Tänzerin machen. Doch ihr Bewerbungstanz erscheint der Aufnahmejury erotisch zu aufgeladen. Tatsächlich bricht die Frau aus ihrer Ehe aus, als sie einen Schriftsteller kennenlernt, der sie mit der sinnlichen Kraft der Sprache vertraut macht. Der souveräne Film spricht Themen an, die nicht nur im arabischen Kino unerwünscht sind: Emanzipation, Selbstverwirklichung, sexuelle Selbstfindung, und schreckt auch vor dem Tabu der klitoralen Beschneidung nicht zurück. Ein mutiges Drama, der in seinem Ursprungsland für politische Aufregung sorgte.“ (filmdienst) H
Dunkelblau Fastschwarz Spanien 2006, R:
Daniel Sánchez Arévalo, D: Quim Gutiérrez, Antonio de la Torre
“Dunkelblaufastschwarz“ sieht die Zukunft der Brüder Jorge und Antonio aus. Der eine arbeitet als Hausmeister und pflegt den kranken Vater, der andere sitzt im Knast. Aber zwischen Resignation und verzweifeltem Aufbegehren schlägt Regisseur Daniel Sánchez Arévalo in seinem mit dem spanischen Filmpreis Goya prämierten Spielfilmdebüt strahlende Funken. Als der zeugungsunfähige Antonio sich in die Gefangene Paula (Marta Etura) verliebt und seinen Bruder bittet, ihr ein Kind zu machen, gewinnt dieser bittersüße Film anrührende Wahrhaftigkeit.“ (Der Spiegel) H, HB, HH
E
El Custodio – Der Leibwächter Argentinien/Deutschland/Frankreich 2006, R: Rodrigo Moreno, D: Julio Chávez, Osmar Núnez / Originalfassung mit Untertiteln
„Der ereignislose Alltag eines Bodyguards, der einen argentinischen Minister beschützt und darüber sein eigenes Leben vergisst. Streng stilisiertes, langsam geschnittenes Drama, das aus der Perspektive des Helden erzählt ist. Julio Chávez überzeugt in der Titelrolle als kühler, verschlossener Profi.“ (epd-film) H, HH
El Tren Blanco (Der weiße Zug) Argentinnien/Spanien 2003, R: Nahuel García, Sheila Pérez Giménez, Ramiro García / Originalfassung mit Untertitel
„Wenn die Lichter der Stadt verlöschen, erreicht der „weiße Zug“ Buenos Aires. Seine Passagiere sind Männer, Frauen und Kinder, die „cartoñeros“, Kartonmenschen, genannt werden. Ausgestoßene, die ihren Lebensunterhalt damit verdienen, dass sie einsammeln, was andere weggeworfen haben. Arbeiter, Tischler, Friseure, Menschen ohne jede materielle Sicherheit, deren Lebensläufe sich in diesem Zug kreuzen. Jugendliche erleben den ersten Kuss, und Kinder spielen in den leeren Waggons Fussball, so als gäbe es nur den Zug in ihrem Leben. Die Dokumentation reflektiert die Situation eines großen Teils der argentinischen Gesellschaft, der in den letzten Jahren in Folge eines von der Politik aufgezwungenen sozialen und ökonomischen Modells verarmt ist.“ (tiscali.kino) HB
1. Festival des Polnischen Animations- und Dokumentarfilms
„Im Juni präsentiert sich das »1. Festival des Polnischen Animations- und Dokumentarfilms« -- dank Unterstützung durch das Polnische Konsulat, der Kuratorin Frau Grazyna Slomka und dem Adam-Mickiewicz-Institut Warschau.“ (Kino 46) H, HB
F
Die Fährte des Grauens USA 2007, R: Michael Katleman, D: Dominic Purcell, Orlando Jones
„Seit es unter Hollywood- Stars üblich geworden ist, profilförderndes Gutmenschentum zur Schau zu stellen, mutieren selbst Horror-Regisseure zum Schmalspur-Bono. Am Ende kommen dann Filme heraus wie „Die Fährte des Grauens“, eine unfreiwillig komische Kombination aus Tierhorror und Möchtegern-“Blood Diamond“, die im Vorspann auch noch damit prahlt, die Story sei „von realen Ereignissen inspiriert“. Dominic Purcell aus der TV-Serie „Prison Break“ spielt einen Reporter, der inmitten eines blutigen afrikanischen Bürgerkriegs auf die Jagd nach einem Monster-Krokodil namens Gustave geht. Der Film selbst scheint sich nicht entscheiden zu können, was schlimmer ist: die Massaker der Warlords oder die Angriffe des Riesen-Krokos. Nichts passt zusammen, die Dialoge sind zum Weglaufen, und mitten drin tummelt sich auch noch Jürgen Prochnow, der als Kroko-Hunter auf den schönen deutschen Namen Jacob Krieg hört. Es ist ein Grauen!“ (Cinema) DEL, H, HB, HH
Die Fans sind wir Bremen 2007, R: Wilhelm Rösing, Thomas Hafke
„Der Film dokumentiert 35 Jahre Bremer Fan-Geschichte und lässt dabei diejenigen zu Wort kommen, die die Szene mitgestaltet haben. Treue Werder-Anhänger geben tiefe Einblicke in das Fan-Dasein, schauen auf die Anfänge zurück und reflektieren die jüngste Entwicklung. Den Filmemachern ist es dabei gelungen, die Ereignisse differenziert aufzuzeigen, um sowohl die Schattenseiten Bremer Fan-Kultur als auch die grenzenlose Faszination für den Fußball darzustellen. Fünfzehn Fans von Werder Bremen erinnern sich an ihr erstes Spiel im Stadion, berichten von Kuttenzeiten und fragen sich, wo ihre Schals geblieben sind. Aber auch die jungen Ultras kommen zu Wort und denken laut über die rasanten Veränderungen in der Welt des Fußballs nach.“ (taz) HB
Fantastic Movie USA 2007, R: Jason Friedberg, Aaron Seltzer, D: Kal Penn, Adam Campbell
„In dieser dämlichen Blockbuster-Parodie müssen sich vier Kids im Zauberland Gnarnia mit Piraten und Harry Potter herumschlagen. Nichts gegen so genannte spoof movies, alberne Parodien, die bekannte Kinoerfolge hemmungslos durch den Kakao ziehen. Doch die abenteuerliche Reise von vier ausgewachsenen Waisenkindern, die vor dem verrückten Schokoladenfabrikbesitzer Willy Wonka in einen Wandschrank flüchten und sich im Zauberland Gnarnia wiederfinden, wo sie mit einem rappenden Piraten, Harry Potter und einem Albino-Mönch aneinander geraten, ist so belanglos blöd, dass es nicht mal zu einem ‚Iiiihgitt!‘ reicht, wenn Waise Edward von Wonkas Scheiße nascht, weil er sie für Schokolade hält.“ (Cinema) H
Die Faust im Nacken (On the Waterfront) USA 1954, R: Elia Kazan, D: Marlon Brando, Eva Marie Saint / Originalfassung ohne Untertitel
„Er machte ihn zum Vorbild für eine ganze Schauspielergeneration, diesen Terry Malloy. Wie er dasteht, in seiner großkarierten Jacke, die Hände in die Hosentaschen gestemmt, wie er Unsicherheit überspielt durch rotzig hingeworfene Sprüche, dann wieder behutsam mit seinen Tauben umgeht, plötzlich redselig wird, als ihn ein Polizist auf den verlorenen Boxkampf anspricht, und voll wütender Energie demonstriert, mit welchem Haken er seinen Gegner hätte flachlegen können. Das ist kein modischer Rebell mehr wie der Motorad-Macho in ‚Der Wilde‘. Hier geht es nicht um ein bißchen Spaß, sondern um so Elementares wie Recht und Arbeit. Schicht für Schicht legt Brando den Kern seiner Figur frei. Und der ist verunsichert, verbittert, enttäuscht.“ (Peter Wiesmeier) HH
Ferien Deutschland 2007, R: Thomas Arslan, D: Angela Winkler, Karoline Eichhorn
„Während der Ferien in der Uckermark kommt eine Familie zusammen, was weniger die erhoffte Entspannung bringt als die einzelnen Mitglieder mit unausgestandenen Konflikten konfrontiert und sie zwingt, sich ihren Gefühlen zueinander zu stellen. Eine bemerkenswerte Studie, die vor allem durch ihre intensive Spannung fesselt. Formal ausgereift, veranlasst der Film in seiner hoch konzentrierten Inszenierung die hervorragenden Darsteller zu bemerkenswerter körperlicher Zurückhaltung, wodurch das innere Drama von Menschen, die ihr Leben an sich vorüberziehen lassen, umso nachhaltiger wirksam ist.“ (filmdienst) HH
Full Metal Village D 2006, R: Sung-Hyung Cho
„Lassen Sie sich bitte nicht vom Titel abschrecken, denn ‚Full Metal Village‘ ist eine der schönsten Kinoentdeckungen dieses Frühjahrs. Die in Deutschland lebende Koreanerin drehte die Dokumentation in dem kleinen schleswig-holsteinischen Dorf Wacken, das einmal im Jahr aus seinem nordfriesischen Phlegma gerissen wird, wenn Tausende von Heavy-Metal-Fans aus aller Welt es bei einem dreitägigen Open Air Festival überrollen. Die Bauern und Damen des Kaffeekränzchens reagieren erstaunlich gelassen auf die meist in schwarzem Leder gekleideten Langhaarigen, und die Filmemacherin hat genau das richtige Maß an Neugierde und Humor, um diesen Zusammenprall der Kulturen zu einem sehr erhellenden und amüsanten Porträt der norddeutschen Provinz werden zu lassen.“ (hip) H, HB, HH, OL
G
Ganges – Fluss zum Himmel Indien/USA 2004, R: Gayle Ferraro
„Die Sehnsucht ihrer todkranken Angehörigen nach den Verheißungen des ewigen Lebens führt vier indische Familien in die jahrhundertealte Stadt Varanasi, an einen der wichtigsten Plätze des Hindu-Glaubens. Gefilmt hauptsächlich im Umfeld eines Sterbehospiz an den Ghats von Varanasi, direkt im religiösen Herzen von Indien, folgt «Ganges - Fluss zum Himmel» den oft mühsamen Versuchen von vier Familien, ihren todkranken Angehörigen den letzten irdischen Wunsch zu erfüllen: Nach dem Tod in den Himmel zu kommen.“ (rhein-main.net) HH
GG 19 Deutschland 2007, R: diverse, D: diverse
„Viele sinnlos verprasste Fördergelder stekken in diesen 19 Kurzfilmen über die Segnungen unseres Grundgesetzes. Die meisten der Beiträge sind ungelenk und theatralisch inszeniert und wirken wie verfilmter Schulfunk. Justizministerin Brigitte Zypries spielt übrigens auch mit. Die Art von Film, die man Nachsitzern in humanistischen Gymnasien zur Strafe aufbrummt.“ (Cinema) HB, HH
Goal! II Großbritannien/Spanien/Deutschland 2007, R: Jaume Collet-Serra, D: Kuno Becker, Alessandro Nivola
„Nachdem es ein genialer Fußballer vom südamerikanischen Bolzplatz in die Profiliga Westeuropas geschafft hat, findet seine Karriere mit der Berufung zu Real Madrid ihren Höhepunkt. Doch mit Ruhm und Reichtum legen sich die Schattenseiten des Geschäfts auf die Seele des Sportlers. Affären und Glamourwelt zerfressen die heile Welt des bodenständigen Stars. Zweiter Teil einer Trilogie, die trotz ansehnlicher Fußball-Sequenzen mit wirklichen Stars der Szene vor allem eine dreiste Anhäufung an Klischees und Sentiment ist.“ (filmdienst) H, HH
Golden Door Italien/Frankreich 2006, R: Emanuele Crialese, D: Charlotte Gainsbourg, Vincenzo Amato / Originalfassung mit Untertiteln
„Anders als etwa in den amerikanischen Einwandererfilmen von Coppola bis Scorsese stellt der Sizilianer Emanuele Crialese in ‚Nuovomondo‘, wie der Film im Original heisst, den Weg über den Atlantik und die anschliessende Selektion bei der Einwanderungsbehörde auf Ellis Island in den Mittelpunkt seiner Emigrantensaga. Er unterstreicht damit die Passage, den forcierten Prozess des Übergangs von einer archaischen Gesellschaft zur Moderne, dem diese armen sizilianischen Bauern zwangsläufig unterzogen werden. Die Gemütslage der Protagonisten spiegelt sich in surrealen Einschüben, wo das Silbergeld von den Bäumen purzelt und riesengrosse Feldfrüchte das harte Bauernlos belohnen. Ein ambitionierter Film, dem erneut Crialeses Freund und Hauptdarsteller, der Bildhauer Vincenzo Amato, das nötige Gewicht verleiht.“ (Neue Zürcher Zeitung) H, HB
Der große Ausverkauf Deutschland 2006 , R: Florian Opitz
„‚Der große Ausverkauf‘ prangert, pünktlich zum G-8-Gipfel in Heiligendamm, die Auswüchse des Kapitalismus an. Regisseur Florian Opitz will mit seinem Dokumentarfilm zeigen, „was eine Gesellschaft verliert, die Konzernen die Verantwortung für ihre Grundversorgung überträgt“. In Großbritannien zum Beispiel endete die Privatisierung der Eisenbahn in einer einzigen Katastrophe; im südafrikanischen Township Soweto bleibt es in vielen Häusern dunkel, seit die Bewohner die gestiegenen Strompreise nicht mehr bezahlen können; in Cochabamba, der drittgrößten Stadt Boliviens, versuchte der US-Konzern Bechtel, sogar aus Regenwasser Profit zu schlagen. Opitz schildert diese Fälle konsequent aus der Sicht von Betroffenen, die sich, so gut es geht, gegen die Konzerne wehren. Seine Einseitigkeit erhöht zwar den Unterhaltungswert, aber am Ende der telegenen Strafpredigt fühlt sich manch ein Zuschauer möglicherweise für dumm verkauft.“ (Der Spiegel) HH
H
Hände weg von Mississippi Deutschland 2007, R: Detlev Buck, D: Zoe Mannhardt, Katharina Thalbach
„In Detlev Bucks beschwingtem Familienfilm nach einem Roman von Cornelia Funke kämpft ein Mädchen für das Überleben eines verwaisten Pferdes. Niemand porträtiert das Leben auf dem Land so liebevoll wie der Bauernsohn Detlev Buck. In der Geschichte geht es um das Stadtkind Emma, das seine Ferien bei der knarzigen Oma verbringt. Als die Zehnjährige mitkriegt, dass der arrogante Erbe eines Nachbarhofes das dazugehörige Pferd Mississippi beim Schlachter entsorgen will, entwickelt sie einen Plan. Die simple Story dient jedoch nur als Gerüst für ein Potpourri köstlicher Szenen, mit denen der Regisseur an seine frühen Kultfilme wie ‚Karniggels‘ anknüpft. Alle bestens geeignet, beim Zuschauer ein zufriedenes Dauergrinsen auszulösen. Ein Kinderfilm? Ja. Einer, in den Eltern ihre Sprösslinge gerne ein zweites Mal mitnehmen.“ (Cinema) BHV, H, HB, HH, HL, KL, OL
Herr Bello Deutschland 2007, R: Ben Verbong, D: Armin Rohde, August Zirner
„Ein Hund, der dem zwölfjährigen Sohn eines verwitweten Apothekers zugelaufen ist, verwandelt sich durch einen Zaubertrank des Großvaters in einen Menschen mit recht „tierischen“ Verhaltensweisen, der um die schöne Nachbarin buhlt, auf die auch der Apotheker ein Auge geworfen hat. Der ebenso einfalls- wie temporeiche Kinderfilm legt nach verhaltenem Anfang beträchtlich zu und zeigt sich von seiner unterhaltsamsten Seite. Auch die spielfreudigen Darsteller tragen zu der gelungenen Inszenierung bei.“ (filmdienst) H, HB, HH, HL, KI, OL
Die Hochstapler Deutschland 2006, R: Alexander Adolph
„‚Die Hochstapler‘ beherrschen die hohe Kunst, fremden Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen. In ihrem so kurzweiligen wie lehrreichen Dokumentarfilm stellen die Regisseure Alexander Adolph und Nina Ergang vier – mittlerweile verurteilte - Meister ihres Fachs vor und die verblüffend einfachen Tricks, mit denen sie zum Erfolg kamen. Da reichten teure Schuhe, ein edler Aktenkoffer und das entsprechende Auftreten, um abgezockten Bankern Kredite abzuluchsen oder Millionären Flüge auf den Mond zu verkaufen. Im Spiegel der Täter porträtiert der Film vor allem die Opfer und enthüllt damit die Leichtgläubigkeit und Gier vieler Menschen.“ (Der Spiegel) HH
Hostel 2 USA 2007, R: Eli Roth, D: Lauren German, Roger Bart
„Fortsetzung des harten Horrorhits von 2006, in dem diesmal drei amerikanische Mädchen in dem slowakischen Folterknast landen. Es war unvermeidlich: Nach dem sensationellen Erfolg des für nur fünf Mio. Dollar entstandenen Originals (weltweites Einspiel: 80 Mio. Dollar) legt Eli Roth in bester Expolitationmanier nur ein Jahr später eine Fortsetzung seiner Folterspiele vor, die tatsächlich weniger empörender Horror denn verschmitzte Kapitalismus-Satire sind. Das komplette Szenario wurde beibehalten; nur das Geschlecht der Hauptfiguren wurde ausgetauscht.“ (Blickpunkt:Film) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Hot Fuzz – Zwei abgewichste Profis Großbritannien 2007, R: Edgar Wright, D: Simon Pegg, Nick Frost
Der gewohnt dämliche deutsche Aftertitelsollte niemanden davon abhalten, sich diesen Film anzusehen, denn die sehr britische Komödie ist ein parodistisch gewobener, immer wieder überraschender Flickenteppich, in dem von Polizeifilm, Agatha-Christie-Krimis, Buddy-Movies bis zu Splatterfilmen und brutalen Action-Orgien alles gnadenlos durch den Kakao gezogen wird. Der Witz ist dabei so abgedreht und treffend, dass man aus dem Lachen kaum herauskommt. (hip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
How to cook your life Deutschland 2006, R: Doris Dörrie
„Edward Espe Brown ist zwar noch kein Küchenheiliger, aber lang kann das nicht mehr dauern: Er lebt als Zen-Priester in Fairfax, gibt Koch- und Zen-Kurse und schreibt Bestseller darüber. In den USA sind seine Workshops der Renner - vermitteln sie doch ein verloren gegangenes Stück Zufriedenheit und Nähe zum Leben. Doris Dörrie war bei einigen mit der Kamera dabei und ließ sich von Browns undogmatischer Kunst des Kochens zu einer heiteren Dokumentation über das Kochen, das Leben und den Meister inspirieren.“ (tip) H, HH, OL
I
Im Zeichen des Bösen (Touch of Evil) USA 1957, R: Orson Welles, D: Orson Welles, Charlton Heston, Marlene Dietrich / Originalfassung ohne Untertitel
Neue, nach Orson Welles‘ Aufzeichnungen geschnittene Fassung! „Als Puffmutter in einem mexikanischen Bordell begrüßt Marlene Dietrich, als grotesk geschminkte Zigeunerin mit schwarzer Perücke, den fetten, heruntergekommenen Orson Welles mit der gloriosen Untertreibung: ,Du siehst schlecht aus, Liebling. Du hast zuviele Süßigkeiten gegessen.‘ Dieser phantastische, grelle Thriller hat irgendwas, aber nicht allzu viel, mit Drogen und Korruption bei der Polizei in einer Grenzstadt zu tun. Tatsächlich handelt er von der Liebe zum Medium Film, und wenn Welles den Süßigkeiten von Schatten, Winkeln und barockem Dekor nicht widerstehen konnte, dann macht er daraus immernoch ein herzhafteres Festmahl als die meisten Regisseure aus ihrem Fleisch mit Kartoffeln. Dies ist tolle Unterhaltung. Zur Besetzung, die so pervers zusammengesetzt wurde wie ein Alptraum, gehören auch Charlton Heston, Janet Leigh, Zsa Zsa Gabor und Joseph Cotton.“ (Pauline Kael) HH
Irina Palm Belgien/Frankreich/ Deutschland 2007, R: Sam Gabarski, D: Marianne Faithfull, Miki Manojlovic
„Marianne Faithfull spielt die Titelheldin und sucht, um eine sehr teure Behandlung für ihren todkranken Enkel bezahlen zu können, einen Job. Schon das ist eigentlich unerträglich: Könnte sie nicht einfach die Nase voll haben von ihrem Vorstadtspießerdasein? Sie findet nichts außer einer Hostessenstelle bei Sexyworld, einem schmierigen Schuppen in Soho, in den sie hereinstolpert in der Annahme, sie könne dort für eine Menge Geld Tee kochen und aufräumen. Ein garantierter Lacher? O ja, und so geht es weiter, mit Erklärungen, wie sie ihre Aufgabe bewältigen kann vor einem Loch in der Wand, durch das ihr die Arbeit zugereicht wird. „Wichsende Witwe“ nennt sie sich selbst, und auch das sorgt im Publikum für fröhliche Schnaufer. Dabei sieht „Irina Palm“ nicht besser aus als jeder beliebige Fernsehfilm, die Gitarrenmusik ist von großer Schlichtheit und Marianne Faithfulls Schauspielkunst schnell erschöpft.“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) H, HB, HH, HL, KI, OL
J
Joe Strummer: The Future Is Unwritten Großbritannien 2007, R: Julian Temple
„‚Joe Strummer – The Future Is Unwritten‘ ist eine Dokumentation über den Ende 2002 verstorbenen Frontman der Punkheroen von ‚The Clash‘ und wirkt wie ein visueller Schlagzeugwirbel. Regisseur Julien Temple lässt Strummers Leben in einer Montage vorbeirauschen, die so unwiderstehlich vorantreibt wie dessen Songs, er mischt Spiel-, Trick- und Dokumentarfilmelemente genauso wild wie der geniale Eklektiker die Musikstile. Am Lagerfeuer, wo sich Freunde und Weggefährten des Musikers treffen und von ihm erzählen, kommt der Film immer wieder zur Ruhe. Ein mitreißendes und lehrreiches Porträt.“ (Der Spiegel) HH
Junebug USA 2006, R: Phil Morrison, D: Embeth Davidtz, Alessandro Nivola / Originalfassung mit Untertiteln
„Dass der Clash der Kulturen auch innerhalb der USA stattfindet, beweist diese feinfühlige Tragikomödie von Regisseur Phil Morrison: Madeleine, weltläufige Kunsthändlerin aus Chicago, reist mit ihrem neuen Ehemann George zum Antrittsbesuch bei seiner Familie ins ländliche North Carolina. Dort macht Madeleine Bekanntschaft mit verstockten Schwiegereltern, einer redseligen Schwägerin (2006 Oscarnominiert: Amy Adams), aber auch bisher unbekannten Werten: Familie, Kirche, Vaterland. Regisseur Morrison, selbst in North Carolina aufgewachsen, ist eine humorvolle Studie über die Macht der Gewohnheit gelungen.“ (Der Spiegel) HB
L
Lisbon Story Deutschland 1995, R: Wim Wenders, D: Rüdiger Vogler, Patrick Bauchau
“Der Toningenieur Philip Winter reist von Frankfurt nach Lissabon, um seinen alten Freund, dem Regisseur Friedrich Monro, aus der Patsche zu helfen, der mit einem Dokumentarfilm nicht weiterkommt. Mit Mikrophon und Tonbandgerät bewaffnet, bricht Winter auf, um die rätselhafte Stadt auf eigene Faust zu entdecken. Wenders ist mit diesem Low-Budget-Film eine sinnliche Hommage an die Stadt Lissabon gelungen und zugleich ein weiterer Essay über den „Stand der Dinge“ nach einhundert Jahren Kino.“ (tip) HH
M
Mach doch, was du willst „Für den Kurzfilmwettbewerb waren FilmemacherInnen aufgefordert, Konzepte einzureichen, die die Frage nach der Zukunft unserer Arbeitswelt beantworten. Jetzt werden die 11 Filme präsentiert, die von der prominent besetzten Jury ausgewählt wurden.“ (Kino 46) HB
Das Mädchen, das die Seiten umblättert Frankreich 2006, R: Denis Dercourt, D: Catherine Frot, Déborah François
„Ein Trauma und seine bösen Folgen: Eine gescheiterte Musikerin erschleicht sich unerkannt das Vertrauen einer Konzertpianistin – die sie in Wahrheit abgrundtief hasst. Denis Dercourt erzählt die Geschichte einer konsequenten Rache, allerdings nicht auf plumpe Art, sondern mit Stil: Hier wetzen die Bösen keine Messer. In ruhigen, eleganten Bildern zeigt der Regisseur, wie Mélanie ihr Opfer langsam einkreist, er intensiviert die bedrohliche Atmosphäre allein durch verstohlene Blicke, eine Berührung, Schweigen. Und der Zuschauer schwankt zwischen Mitleid für die zappelnde Fliege und Bewunderung für diese Spinne, die ihr Netz so wunderbar hinterlistig baut. Perfide.“ (Cinema) H, HB, HH
Mana – Die Macht der Dinge Deutschland, USA, Holland, Frankreich 2004, R: Peter Friedman Roger Manley / Originalfassung mit Untertiteln
„Überall auf der Welt und in jeder Gesellschaft gibt es Objekte, die eine besondere Macht haben. Menschen besteigen Berge oder unternehmen Pilgerreisen, um diese Objekte einmal zu sehen oder zu berühren. Der Film von Peter Friedman und Roger Manley will aufzeigen, wie sich Menschen in Gegenwart dieser magischen Gegenstände verhalten und was die Grundlage dieses universellen Verhaltens ist: Der Glaube. Sie zeigen eine Odyssee von der Wüste Arizonas durch Asien, Afrika und Europa zu Tempeln, Museen und Zeremonien, aber auch nach Elvisland und in einen Atomreaktor.“ (Rhein-main.net) HB
Medea Italien/Frankreich/Deutschland 1969, R: Pier Paolo Pasolini, D: Maria Callas, Massimo Girotti
“Magie und Ratio, Barbarei und Zivilisation, alte Religiosität und atheistische Moderne will Pasolini mit Medea und Jason gegenüberstellen. Auch Dritte Welt und westlichen Kolonialismus, wobei Medeas Unterwerfung, Anpassung und Revolte deutlich zeigt, auf welcher Seite der Regisseur steht. Ein fast stummer Film, manchmal unfreiwillig komisch, manchmal wie ein ethnographischer Exkurs, dabei aber elektrisch und verschlüsselt. Die archaisch strenge Montage ist von seltener Schönheit und Vollkommenheit. Und Maria Callas als Medea reckt eindrucksvoll ihr Profil in mythische Landschaften.“ (Wolf Donner) H
Montags in der Sonne (Los Lunes Al Sol) Spanien/Italien/Frankreich2002, R: Fernando León de Aranoa, D: Javier Bardem, Luis Tosar / Originalfassung mit Untertiteln
„Fünf arbeitslose Werftarbeiter in der nordspanischen Hafenstadt Vigo versuchen ihren Alltag in den Griff zu bekommen, wobei jeder eine andere Überlebensstrategie an den Tag legt. Gelungene Mischung aus tragischen und komischen Momenten, die sich als sarkastische Zustandsbeschreibung der spanischen Gesellschaft versteht. Dabei beeindruckt der Film durch seine lakonische Situationskomik und die Menschlichkeit seiner Protagonisten, deren Selbstfindung am Rande der Wohlstandsgesellschaft man augenzwinkernd zur Kenntnis nimmt.“ (filmdienst) HH
Mr. Bean macht Ferien Großbritannien 2007, R: Steve Bendelack, D: Rowan Atkinson, Willem Dafoe
„Die britische (Fernseh-)Kultfigur Mr. Bean gewinnt eine Reise nach Cannes, die er weidlich nutzt, um durch sein infantiles Unvermögen für Durcheinander zu sorgen. Eher eine Aneinanderreihung von Missgeschicken als ein dramaturgisch durchdachter Spielfilm, hat der zweite Kinoauftritt des beschränkten Briten nur wenig Unterhaltendes zu bieten und ist eher als Abgesang auf einen einstigen Fernsehkult zu deuten.“ (filmdienst) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
N
The Namesake – Zwei Welten, eine Reise USA 2007, R: Mira Nair, D: Kal Penn, Irfan Khan
Großes episches Kino wird hier geboten – die so oft erzählte Geschichte von der Emigration in die USA einmal nicht aus der Perspektive von Italienern, Iren oder Juden erzählt, sondern von einer bengalischen Familie. Und damit hat Mira Nair, die sich mit ihren Filmen ja auch eine Nische zwischen Bollywood und Hollywood geschaffen hat, den genau für sie passenden Stoff gefunden. Dabei geht sie für eine Literaturadaption überraschend filmisch vor. Bei den intimen Familienszenen ist sie am stärksten, denn hier schöpft sie offensichtlich aus eigenen Erfahrungen. Aber sie kann auch große Panoramen schaffen und arbeitet geschickt mit wiederkehrenden Leitmotiven wie der Brückenmetapher oder den Schuhen, in die jemand anderes steigt. Dieser Film erzählt von der Welt – man erfährt viel über die bengalische Kultur, deren exotische Reize durchaus ausgespielt werden, ohne dass sich der Film auf den rein touristischen Blick verengt. Stattdessen bekommt man eine Ahnung davon, wie die Sicht von Bengalen auf den Westen ist. (hip) H, HB, HH, HL, KI
Nanook of the North USA 1922, Regie: Robert Flaherty / Stummfilm mit live Musikbegleitung
Vorfilm: „A la conquête du Pole“ von Georges Méliès. “Einer der bedeutendsten Dokumentarfilme der stummen Ära. Flaherty verbrachte mehrere Monate in der Arktis, um den Eskimo Nanook und seine Familie bei den alltäglichen Verrichtungen mit der Kamera zu beobachten. Der Film zeigt die Härte dieses Lebens, die Schönheit der Eislandschaft und die naive Fröhlichkeit der Menschen. Den Regisseur bewegte ,das romantische Verlangen, die Reinheit und Schönheit einer Lebensweise zu verewigen, die durch das Vorrücken unserer Zivilisation noch nicht korrumpiert ist‘, so Siegfried Kracauer.“ (Lexikon des internationalen Films) HB
O
Obaba Spanien/Deutschland 2005, R: Montxo Armendariz, D: Pilar López de Ayala, Juan Diego Botto
„Was ist wahr? Was ist Fiktion? Eigentlich wollte die Filmstudentin Lourdes in Obaba, einem (fiktiven) baskischen Dorf, nur ein paar Eindrücke und Bilder filmen. Plötzlich steckt sie jedoch mittendrin in der Vergangenheit seiner Bewohner. Deren Geschichten handeln von Liebe und Gier, von Morden, Neid und seltsamen Zufällen. Lourdes entdeckt Zusammenhänge und verliert sich immer mehr in deren Gespinst bis sie beinahe den Kontakt zur Realität verliert. Spannende Verfilmung des baskischen Bestsellers „Obabakoak“ von Bernardo Atxaga.“ (tip) HB, HH
Ocean’s Thirteen USA 2007, R: Steven Soderbergh, D: George Clooney, Brad Pitt
Inzwischen sind Steven Soderbergh und sein Schauspielerensemble genauso gut eingespielt wie Danny Ocean und seine Kumpanen. Wie der Meisterdieb mit einer souveränen Gelassenheit seinen Coup vorbereit, sodass man nie ernsthaft daran zweifelt, dass das tollkühne Vorhaben auch gelingt,so inszeniert nun auch der Regisseur diesen Genrefilme, der so entspannt und perfekt daherkommt als wäre er ein Klassiker von Howard Hawks. Wie schon in den vorherigen ‚Ocean‘-Filmen wird hier die Genre-Konvention von den genau ausbaldowerten Einbruchsplänen und Täuschungsmanövern, die scheitern, um dann von Strategien abgelöst zu werden, die noch komplexer und gewagter sind, auf die Spitze getrieben. Aber jetzt hat Soderbergh es nicht mehr nötig, sie ernsthaft und mit einem immer etwas leicht angeberisch wirkenden Stolz auf die eigene Raffinesse vorzuführen. Statt dessen gibt er dem Film einen selbstironischen, komödiantischen Dreh, der ihm sehr gut bekommt. (hip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
P
Das perfekte Verbrechen USA 2007, R: Gregory Hoblit, D: Sir Anthony Hopkins, Ryan Gosling
„Katz-und-Maus-Spiel zwischen einem ehrgeizigen Strafermittler und einem gerissenen Mörder. ‚Das perfekte Verbrechen‘ erinnert stark an Hoblits Regiedebüt ‚Zwielicht‘, ohne dessen durchgängige Spannung zu erzielen. Der Film lebt vom Nervenkitzel des Zermürbungskrieges zwischen Anthony Hopkins und dem großartigen Ryan Gosling, doch zwischendurch sorgen lange Phasen unnötiger Umstandskrämerei für dramaturgische Schwächeperioden. Wer im Kino aber gerne mittüftelt, dürfte an diesem „Popcorn-Thriller mit Hirn“ (O-Ton Hoblit) sein Vergnügen haben.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt USA 2007, R: Gore Verbinski, D: Johnny Depp, Keira Knightley
Die Kaperfahrt von Jack Sparrow und seiner Piratencrew führt im dritten Teil auch in bisher noch nicht durchkreuzte Gewässer. Wie die Vorgänger ist dieser Film wieder ein großes Spektakel mit nicht enden wollenden Seeschlachten, Schwertkämpfen und Keilereien. Das Genre der Piratenfilme wird wieder so gründlich geplündert, dass nach dieser Enterattacke von Verbinski und den Drehbuchschreibern Ted Elliot und Terry Rossio nur noch ein abgetakeltes Schiffswrack übrigbleibt, an das sich in nächster Zeit wohl kaum noch ein Studio heranwagen wird. Dabei gelingt es ihnen, eine Popmythologie von zum Teil erstaunlicher Komplexität zu schaffen, und diese nehmen sie im letzten Teil der Trilogie viel ernster als etwa im vergleichsweise komödiantischen ‚Dead Man’s Chest‘. So ist der Film düsterer und mysteriöser geraten. Einzelne Sequenzen haben sogar eine surreale Poesie. Man merkt, dass den Filmemachern beim dritten Teil nicht etwa die Ideen ausgegangen sind, dass dies nicht nur ein weiterer Aufguss ist, sondern dass sie mit übermütiger Spielfreude weiter an ihrer Piratengeschichte gebastelt haben. (hip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Prinzessinnenbad Deutschland 2007, R: Bettina Blümner
„Frühreif wäre das falsche Wort. Aber Mina, Klara und Tanutscha, alle 15, sind für ihr Alter schon ziemlich weit. Bettina Blümner hat die drei Freundinnen beim Erwachsenwerden begleitet: im Berliner Prinzenbad, im Freundeskreis, im täglichen Leben. Dabei albern die Mädchen herum, rauchen Kette – und nehmen bei Themen wie Liebe, Familie und beruflicher Zukunft kein Blatt vor den Mund. ‚Prinzessinnenbad‘ bietet ihnen eine Bühne, auf der sie selbstbewusst, in stillen Momenten aber auch verletzlich wirken. So entsteht ein Porträt, das ihre Charakterzüge unaufdringlich verdichtet und umfassend beschreibt.“ (Cinema), HH
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Richard III Großbritannien 1995, R: Richard Loncraine, D: Ian McKellen, Annette Benning
“Schnieke Royals rauchen Kette, gönnen sich schon mal eine Ampulle Morphium und walzen zum sinnliche Sound der Big Band. Richard meuchelt als buckliger Beau von abgefeimter Eleganz. Nachdem er die störende Verwandtschaft aus dem Wege gemordet hat, mausert sich der clevere König in dieser bemerkenswert konsequenten Leinwandfassung zum Fascho-Diktator mit Standarten-Parade und Schwarzhemd-Bataillonen. Die Opposition bläst zum gerechten Kampf und der umzingelte Despot stöhnt in seinem heißgelaufenen Jeep glaubwürdig wie noch nie: Ein Pferd, ein Pferd. Ein Königreich für ein Pferd.“ (Der Spiegel) HH
S
Der schwarze Falke USA 1956, R: John Ford, D: John Wayne, Natalie Wood
„What makes a man to wander?“ Die Frage des Titelsonginterpreten ist auch die zentrale Frage von John Fords Westernklassiker. Ein Film über Heim, Heimat und Heimkehr: Erst drei Jahre nach Beendigung des Bürgerkrieges kommt Ethan Edwards (John Wayne in einer komplexen Rolle als verbitterter Rassist) zurück zur Farm seines Bruders und seiner Schwägerin Martha. Mit der Suche nach den verschleppten Töchtern des Ehepaares erobert sich der Film dann die Weite der Landschaft (mit dem Ford-obligatorischen Monument Valley) und er erzählt auch von der Geschichte des Landes: von dem Unverständnis, das Weiße und Indianer füreinander hegen und von den Massakern, die beide Seiten gleichermaßen begehen. Am Ende steht jedoch wiederum eine Heimkehr: die der verschleppten Debbie, die inzwischen fast zur Indianerin geworden ist. Und für Ethel wird es auch in der neuen Familie keinen Platz geben.“ (taz) HH
Schwedisch für Fortgeschrittene Schweden 2006, R: Colin Nutley, D: Helena Bergström, Maria Lundqvist
Teilweise derbe Komödie über zwei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, sich aber eher ungewollt zusammenschließen. Die schwedische Komödie besticht durch eine lockere, leichte und intelligente Inszenierung. Auch die beiden Schauspielerinnen überzeugen durch ihr frohes Spiel. Alle, die schwedische Filme nur mit Krimis à la Wallander verbinden, dürften also spätestens nach „Schwedisch für Fortgeschrittene“ eines Besseren belehrt worden sein.“ (Blickpunkt:Film)H, HB, HH, HL, KI, OL
Shoppen Deutschland 2006, R: Ralf Westhoff, D: Sebastian Weber, Anna Böger
„Komödie über einsame Großstadtsingles und eine Methode, sie zusammenzubringen: Speed Dating, bei dem den Teilnehmern nur fünf Minuten zum Kennenlernen bleiben. Trotz des oft beackerten Terrains der Partnersuche angesichts des Single-Überschusses gelingt dem Kinodebütanten eine lebensnahe und nahezu gleichberechtigte Darstellung von 18 Figuren, denen er bei aller genretypischen Vereinfachung mit Gespür und Witz auf den Grund zu gehen versucht. Auch dank der guten Darsteller ein hierzulande außergewöhnliches Vergnügen.“ (filmdienst) HB, HH
Shrek der Dritte USA 2007, R: Chris Miller
„Die freche Ironie, die die ersten beiden Filme so unverwechselbar machte, wirkt diesmal merklich abgemildert. Dafür wird eine relativ konventionelle Abenteuergeschichte erzählt, in der Shrek an einen farblosen König-Arthur-Verschnitt gerät und am Ende gleich dreifache Vaterfreuden erlebt. Die Abenteuer der drei pupsenden Mini-Shreks sind im Serienkonzept bestimmt schon vorgemerkt. Unter den neuen Figuren sorgt einzig ein zauseliger New-Age-Merlin für frische Akzente. Dessen Zauberkünste haben mit den Jahren etwas nachgelassen, was zu einem witzigen Körpertausch von Esel und gestiefeltem Kater führt. Davon abgesehen kommt „Shrek der Dritte“ erstaunlich bieder daher. Das giftgrüne Ungetüm hält am Ende gar eine rührselige Rede über das Gute, das selbst in den ärgsten Bösewichtern schlummert, und spätestens an dieser Stelle wünscht man sich den Shrek zurück, der sich mit einem Märchenbuch den Hintern abwischt.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Slumming Österreich/Schweiz 2006, R: Michael Glawogger, D: Paulus Manker, August Diehl, Paulus Manker
Paulus Manker gibt hier grandios einen enervierenden Quartalssäufer, den zwei gelangweilte Wiener Yuppies in ihr Auto packen und im Morgengrauen auf einem tschechischen Bahnhofsvorplatz wieder abladen. Michael Glawogger ( „Workingman‘s Death“) ist in seinem ersten Spielfilm so boshaft, radikal und komisch, wie dies wohl nur ein Österreicher kann. (hip) H
Snow White Schweiz 2005, R: Samir, D: Julie Fournier, Carlos Leal
„Die verwöhnte, drogenabhängige Tochter eines Züricher Bankiers verliebt sich in einen unbescholtenen Arbeitersohn, der in einer HipHop-Band singt. Vor das überstürzte Happy End hat der schnell geschnittene und verschiedene Formate benutzende Film den tiefen Fall der „Prinzessin“ gestellt. Der unterhaltsame, aufwändig produzierte Film changiert zwischen Märchen und Realismus, ohne sich zur Satire zu verdichten, setzt stattdessen aber auf formale Gewandtheit.“ (Lexikon des internationalen Films) HB
Spider-Man III USA 2007, R: Sam Raimi, D: Tobey Maguire, Kirsten Dunst
„Venom, ein schwarzer, parasitärer Organismus aus dem All, und der Sandman haben Spider-Mans geliebte Mary Jane entführt. Aus der unschuldigen Perspektive der 30er Jahre, der Geburtsstunde der Superhelden, wirft Sam Raimi einen romantisch verklärten Blick auf ein idealisiertes Amerika mit aufrechten Superhelden und berechenbaren Superschurken. Das der Film dabei nicht peinlich wird, ist der offenkundigen Begeisterung Raimis für das altbackene Superheldengenre zu verdanken.“ (tip) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Stirb langsam 4.0 USA 2007, R: Len Wiseman, D: Bruce Willis, Justin Long
„Zwölf Jahre nach seinem letzten Einsatz als John McClane schlüpft Bruce Willis erneut in seine Paraderolle, die ihn 1988 zum Superstar machte. Ganz zeitgemäß geht es in der um ein Maximum an Wumms bemühten Inszenierung von Len Wiseman (“Underworld“) um Internet-Terrorismus, dem Willis mit halsstarrigen Old-School-Methoden den Kampf ansagt. Kaskaden zerstörter Autos und eine Reihe cooler Sprüche sind das höchst vergnügliche Ergebnis.“ (Blickpunkt:Film) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Stomp the Yard USA 2007, R: Sylvain White, D: Columbus Short, Meagan Goo
„Zwei rivalisierende Studentengruppen reißen sich um einen talentierten Streetdancer. Manchmal kann man einfach nur noch den Kopf schütteln und sich wundern. Darüber nämlich, dass sich die Produzenten von Fließbandware wie ‚Stomp the Yard‘ bei ihrer Arbeit nicht zu Tode langweilen. Denn die Geschichte vom tanzenden Outcast ist mittlerweile so oft erzählt worden, dass es sich erübrigt, die vermeintliche Erfolgsformel nochmals herunterzubeten. Was das ergibt? Einen überlangen Videoclip mit nett choreografierter Beinarbeit, viel rhythmischem Gestampfe, einem schneidigen Eintänzer und einigen schmissigen Dancefloor-Krachern. Massenware zum Kopfschütteln eben.“ (Cinema) H, HB, HH, OL
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Der Traum Dänemark/Großbritannien 2005, R: Niels Arden Oplev, D: Janus Dissing Rathke, Steen Stig Lommer
„Dänemark 1969: Mit dem neuen Schuljahr kommen neue Probleme: Frits, der sich für den kürzlich ermordeten Menschenrechtler Martin Luther King zu interessieren beginnt, leidet unter dem tyrannischen Direktor Lindum-Svendsen. Obwohl er bei seinen Schulkameraden nicht viel Rückhalt hat und auch die Eltern und ein junger, unkonventioneller Lehrer nur bedingt hinter ihm stehen, setzt sich Frits wie sein Vorbild King gegen den diktatorischen Rektor mutig für seinen eigenen ‚Traum‘ von Gerechtigkeit ein. Die Kraft und Emotionalität des Films überzeugte 2006 auch die Jugend-Jury der Berlinale, die das bewegende Drama mit dem Gläsernen Bären auszeichnete.“ (Rheinischer Merkur) HH, HL
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Valley of Flowers Deutschland/Schweiz/Indien/Frankreich/Japan 2006, R: Pan Nalin, D: Milind Sonam, Mylene Jampanoi
„Im Himalaja des 19. Jahrhunderts geraten der glutäugige Jalan und die mysteriöse Ushna beim Plündern und Stehlen dermaßen in Wallung, dass unser irdisches Dasein für ihre Liebe bald zu klein wird. Doch um eine Leidenschaft zu schildern, die Zeit und Raum überbrückt – das Ganze endet im heutigen Tokio –, bedarf es empfindsamer Schauspieler und einer Dramaturgie, die sich nicht nur auf exotische Bilder verlässt. Die wenigen Szenen, in denen Mystik und romantische Magie tatsächlich aufs Wunderbarste verschmelzen, trösten da nur bedingt.“ (Cinema) HH
Verführung von Engeln - Kurzfilme von Jan Krüger Deutschland 2000-07, R: Jan Krüger, D: Christian Bumba, Geraldine Rose
“Die vier chronologisch aneinandergereihten 6- bis 30-Minüter, darunter auch der preisgekrönte Abschlussfilm „Freunde“, zeigen die bereits markante Handschrift Krügers: In kargen, fast dokumentarisch wirkenden Einstellungen beobachtet er überwiegend junge Männer bei ihrer Suche nach Freundschaft, Liebe und Sex -- und deren beinahe beiläufig scheinenden Grenzüberschreitungen. Dabei wird ihre Homosexualität nie explizit zum zentralen Thema erklärt, sondern schlicht gelebt - oder auch nicht.“ (Cinema) H, HB, HH, HL, OL
Vier Minuten Deutschland 2006, R: Chris Kraus, D: Hannah Herzsprung, Monica Bleibtreu
Endlich traut sich ein deutscher Filmemacher, großen Kino zu machen. In „Vier Minuten“ passiert alles auf der grandiosen Bühne des Melodramas, ohne dabei je pathetisch oder lächerlich zu wirken. Die Klavierlehrerin Traude Krüger gibt schon seit 60 Jahren Musikunterricht in einem Frauengefängnis, aber solch eine Gefangene wie die Jugendliche Jenny hat sie noch nie gesehen. Diese ist ruppig, unberechenbar und aufsässig, aber auch eine Virtuosin am Klavier. Alles an dieser 20jährigen Mörderin ist der alten Frau zuwider, aber den Verlockungen ihres außergewöhnlichen Talents kann sie nicht widerstehen, und so versucht sie die Widerspenstige zu zähmen und wird dabei selber aus der seelischen Versteinerung geweckt, in der sie fast ihr ganzes Leben lang gefangen war. (hip) H, HB, HH
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Zodiac – Spur des Killers USA 2007, R: David Fincher, D: Jake Gyllenhaal, Mark Ruffalo
„Auf Tatsachen beruhender Film um die vergebliche Jagd nach dem Serienkiller ‚Zodiac‘, der Ende der 1960er-Jahre den Großraum San Francisco mit fünf Morden in Angst und Schrecken versetzte. Der weitgehend aus Perspektive zweier im Dunkeln tappender Ermittler – eines Polizisten und eines detektivisch ambitionierten Zeitungskarikaturisten – inszenierte Kriminalfilm fesselt dank seiner suggestiven formalen Qualitäten. Dabei wirkt er um so verstörender dadurch, dass er im nachhinein die Gier des wirklichen Täters nach Publicity zu erfüllen scheint.“ (filmdienst) H, HB, HH, HL, KI, OL
2 Tage Paris Frankreich/Deutschland 2007, R: Julie Delpy, D: Julie Delpy, Daniel Brühl
„Mit beeindruckendem komödiantischen Timing erzählt Julie Delpy in ihrem Regie-Debüt vom Paris-Besuch eines Liebespaars. Adam Goldbergs Neurotiker und Delpys Tagträumerin bieten Anmerkungen zum Beziehungsleben, aber auch den kulturellen Eigenheiten von Amerikanern und Franzosen. Trotz eines etwas holprigen Finales ein großes, hintersinniges Vergnügen.“ (tip) H, HB, HH, HL