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Archiv-Artikel

TU-Studenten wählen links

Im Studentenparlament der Technischen Uni holen sich Linke die Mehrheit zurück. Konservativer Asta nach nur einem Jahr abgewählt. Wahlbeteiligung verdoppelt

Vieles von dem, was der RCDS beschlossen hat, wollen die Linken rückgängig machen

Machtwechsel an der Technischen Universität: Nach einem Jahr mit einer konservativen Studierendenvertretung haben linke Gruppen die Mehrheit zurückgewonnen. Die Ergebnisse der Wahl zum Hochschulparlament in der vorletzten Woche hängen im Hauptgebäude aus: Demnach haben der CDU-nahe Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) und die mit ihm verbundenen Unabhängigen Listen deutlich verloren. Das Breite Linke Bündnis kommt nach eigenen Berechnungen auf 42 von 60 Sitzen im Studierendenparlament (Stupa) und wird in Zukunft den Asta stellen.

Bei den Linken spricht man von einem „Erdrutschsieg“. „Wir freuen uns natürlich sehr und wollen uns möglichst noch in diesem Semester konstituieren“, sagt Martin Delius vom Breiten Linken Bündnis. Der bisherige Asta-Vorsitzende Gottfried Ludewig (RCDS) ist vom Ergebnis enttäuscht. „Ich gratuliere zum klaren Sieg. Aber es ist doch schade, dass es im Wahlkampf nicht um Inhalte ging, sondern um den Aufbau von Feindbildern.“

Jahrzehntelang hatten an der Technischen Uni linke Gruppen den Asta gestellt, im vergangenen Sommer kam erstmals der RCDS ans Ruder. Das hat zu einer Polarisierung unter den Studierenden geführt. Linke und Rechte beharkten sich gegenseitig. Auch mit unlauteren Mitteln: So hatten bei der jetzigen Wahl mehrere konservative Studierende auf scheinbar linken Listen kandidiert, wahrscheinlich um Stimmen abzugreifen (taz berichtete).

Lukas Foljanty vom Breiten Linken Bündnis freut besonders, dass der RCDS mit diesen Methoden nicht punkten konnte. „Die Studierenden haben die Tarnlisten erkannt und abgestraft. Das zeigt, dass man auch an der Uni demokratische Spielregeln einhalten muss.“

Was wird sich mit einem linken Asta ändern? Vieles von dem, was der RCDS im vergangenen Jahr beschlossen hat, will das Breite Linke Bündnis wieder rückgängig machen. „Den Verkauf der Druckerei, der derzeit läuft, werden wir aufzuhalten versuchen. Es soll zudem wieder eine kostenlose Rechtsberatung von einem Anwaltsbüro geben“, sagt Martin Delius. Auch kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte und Grillabende wolle das Bündnis planen. Der Asta der TU verfügt nach Angaben von Ludewig über ein Budget von insgesamt 450.000 Euro.

Ein Ergebnis der Wahl finden alle gut: Rund 4.000 der insgesamt 27.000 TU-Studenten haben ihre Stimme abgegeben, die Beteiligung lag damit bei 15 Prozent. Das ist eine Verdoppelung im Vergleich zum Vorjahr. Im vergangenen Sommer waren nur 7 Prozent der TU-Studierenden zur Wahl gegangen.

Bis morgen kann gegen das Wahlergebnis noch Einspruch eingelegt werden. Geschieht das nicht, muss innerhalb von 30 Tagen das Studierendenparlament zusammentreten, das wiederum innerhalb von 30 Tagen einen neuen Asta bestimmt.

ANTJE LANG-LENDORFF