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Archiv-Artikel

Abi leichter gemacht

Zentralabitur erweist sich berlinweit als Erfolg. Durchfallquote sinkt, und selbst in Problembezirken werden die Absolventen besser – auch wegen Einführungsphase

Schulbehörde und Schulleiter können glücklich in die Sommerferien starten. Die Ergebnisse des ersten Zentralabiturs in Berlin fielen mit einem Notendurchschnitt von 2,5 besser aus als im Vorjahr (2,6). Wie die Schulverwaltung des Senats berichtet, gelang 162 von 14.063 AbiturientInnen die Bestnoten 1,0 oder 1,1. Im Schuljahr zuvor lag die Zahl bloß bei 91. Lehrerinnen und Lehrer hätten „die Jugendlichen gut vorbereitet und mit ihrem Engagement die Umstellung auf die neue, zentrale Prüfung bewältigt“, lobte Schulsenator Jürgen Zöllner (SPD) das Ergebnis. In diesem Jahr hätten außerdem nur noch 5,5 Prozent der zum Zentralabitur angetretenen SchülerInnen die Prüfungen nicht bestanden. 2006 waren es noch zwei Prozentpunkte mehr.

Spitzenreiter ist das naturwissenschaftlich ausgerichtete Heinrich-Hertz-Gymnasium in Friedrichshain. Hier lag der Notendurchschnitt bei 1,87. Die Schule war bereits in den vergangenen Jahren eine der fünf Schulen mit dem besten Notendurchschnitt. Einen so hohen Wert habe es aber noch nicht gegeben, sagte Schulleiterin Bärbel Cohaus. Sie führt dies auf die sogenannte 5. Prüfungskomponente zurück. Neben den Pflichtfächern Deutsch, Mathe, einer Fremdsprache und einem vierten Fach konnten die AbiturientInnen mit einer wissenschaftlichen Arbeit oder einem Vortrag ihre Stärken in die Gesamtnote einbringen.

Auch Thomas Hung, Schulleiter der Ulrich-von-Hutten-Oberschule in Lichtenrade, sprach von einem „uneingeschränkt“ positiven Trend. Von 100 SchülerInnen verpasste lediglich einer die für das Abitur nötige Punktzahl. „Das Zentralabitur scheint den Schülern zu gefallen“, sagte Hung. Er führt die Spitzenleistungen auch auf einen anderen Aspekt zurück: „Ich vermute, dass das Zentralabitur etwas leichter war als sonst.“ Schließlich habe man zur Einführung den SchülerInnen ganz Berlins die Chance geben wollen, die Prüfungsaufgaben zu bestehen.

Neuköllns Schulstadtrat Wolfgang Schimmang (SPD), sonst eher sprachgewaltig in Bezug auf Schulgewalt und Bildungsmisere, zieht auch für seinen Bezirk eine positive Bilanz. „In Neukölln gab es Verbesserungen, auch an Schulen mit einer hohen Integrationslast“, erklärte Schimmang. Den stärksten Notenschnitt weist das Albert-Schweitzer-Gymnasium auf. Die Schule war zuletzt in die Schlagzeilen geraten, als ihr Rektor sich privaten Wachschutz vor das Gebäude wünschte, um der Gewalt von außen Herr zu werden. Mit einem Abitur-Schnitt von 2,4 liegt das Gymnasium sogar über dem Berliner Wert – bei einem Migrantenanteil von 67,2 Prozent in der Oberstufe. Nicht einmal die beiden Privatschulen des Bezirks können mit dem Notenschnitt mithalten. „Da bin ich sehr zufrieden“, so Schimmang.

FELIX LEE, VEIT MEDICK