Beleidigtsein löst keine Probleme

betr.: „Wir müssen Terroristen lieben“, Interview mit Nouri Bouzid, taz vom 4.7.07

Das Nachdenken über Ursachen des Terrorismus ist richtig und wichtig. Nur gehen Ihre Gedanken leider nicht ganz auf.

Zuerst einmal sind die Opfer von Terroristen die Opfer, ihnen gehört Mitgefühl. Dass auch Täter Opfer sein können, ist richtig, aber sie sind Mörder. Sie bestimmen über andere, den Opfern geben sie dieses Recht nicht. Die Attentäter vom 11. 9., Atta und Jarrah, waren Terroristen, obgleich sie nicht verzweifelt waren und keine Not litten. Sie hatten glänzende Zukunftsaussichten und brauchen kein Mitleid. Auch in China, Honduras, Angola oder Vietnam gibt es Armut, Ungerechtigkeit, Not. Nur sprengen diese Leute dort weder sich noch andere in die Luft. Ich weiß nicht, ob die vielen Muslime, die täglich im Irak, Afghanistan, Darfur oder anderswo Opfer ihrer Glaubensbrüder werden, weil eine Bombe auf dem Markt hochgeht, liebevolle Gefühle für die armen Täter aufbringen. Sie empfinden es wohl eher als zynisch. Die Probleme in islamischen Ländern sind auch nicht durch Karikaturen oder die Worte des Papstes entstanden. Ein permanentes Beleidigtsein, das kultiviert wird, trägt nicht dazu bei, auch nur irgendein Problem zu lösen.

ELKE GRATZ, Greifswald