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Wer heutzutage Informationen über Bands im Internet sucht, landet via Google et al. zumeist erst auf der bandeigenen Homepage. Diese ist gewöhnlich im Aufbau begriffen und enthält einen Verweis auf die MySpace-Seite der Band. Gesetzt, Rechner und Internetverbindung sind schnell genug, erscheint nach einigen Minuten eine mehr oder weniger hässliche Seite. Auf dieser findet man den Herkunftsort, die Vorbilder, eine kurze, gern humorige Beschreibung und mindestens 1.000 „Freunde“ der Band nebst herzlicher Grüße, in denen jene sich für das Verknüpfen artig bedanken. Diese „Freunde“ wiederum sind zumeist andere Bands. „Web 2.0“ nennt man das. Von da aus ist der Weg zur „MySpace Secret Show“ nicht mehr weit. Worum es sich dabei handelt, lässt sich heute im Uebel & Gefährlich erleben. Zu hören sind Justice, derzeit eine der angesagtesten Pariser Bands aus dem „Daft Punk“-Umfeld. Die spielen ihr erstes Konzert in Deutschland – exklusiv für MySpace-Mitglieder. Wer reinkommen will, meldet sich an, druckt das Profil aus – „MySpace Secret Show“ muss zu den „Top-Freunden“ gehören – und bekommt zusätzlich zum Eintritt ein T-Shirt der Band und im Anschluss mit etwas Glück auch noch einen limitierten Kunstdruck. Mein Rechner und ich sind für derlei leider schon zu alt.

Wir lassen uns stattdessen am Freitagabend in der Roten Flora die Synapsen neu sortieren, wenn Rocket No. 9 – www.myspace.com/rocket9fromvenus abhebt und sich auf die Reise durch die Galaxien macht. Die beständig wachsende Jazzcombo aus Hamburg und London – derzeit bestehend aus Thomas Burhorn, Christophe Schweizer, Geoffroy Dabrock, Heiner Metzger, Martin Pfleiderer, Joachim Lützow, Wolf Patton, Jörg Hochapfel, John Hughes und Chad Popple – spielt Kompositionen des Jazzmusikers, Poeten, Philosophen und bizarren Exzentrikers Sun Ra. Space is the Place!

Ebenfalls jazzig, aber gediegener geht es da am Sonntag im Stadtpark zu. Reunion sind da zusammen mit Till Brönner zu hören, Madeleine Peyroux, Wolfgang Haffner & Band und das Anke Helfrich Trio.

Und am Mittwoch treffe ich mich mit all den anderen, die mehr oder weniger heimlich mit den Nachbarinnen „Deutschland sucht den Superstar“ geguckt haben, im Knust. Max Buskohl – der langhaarige Rocker-Jüngling, der kurz vor dem Zieleinlauf als Superstar bemerkt hat, dass er kommerzmäßig verheizt worden wäre und deswegen medienwirksam die Show verlassen hat – ist nämlich der vertraglichen Sperrfrist von RTL entronnen und darf sich nun wieder als Sänger seiner Schulband Empty Trash betätigen. Ganz egal, wie das wird, rausgewählt wird hier niemand.

ROBERT MATTHIES MySpace Secret Show mit Justice: Do, 12. 7., 21 Uhr, Uebel & Gefährlich Rocket No. 9: Fr, 13. 7., 22 Uhr, Rote Flora Jazz an einem Sommerabend: So, 15. 7., 17 Uhr, Freilichtbühne im Stadtpark Empty Trash: Mi, 18. 7., 21 Uhr, Knust