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Archiv-Artikel

Fuchs schnappt nach Varel

MT Aerospace, die Augsburger Tochter des Bremer Raumfahrt-Unternehmens OHB, will die Airbus-Werke Varel und Nordenham übernehmen. Auch die Bundesregierung ist für eine deutsche Lösung – gegen den US-Konzern Spirit

Der Bremer Raumfahrt- und Technologiekonzern OHB Technology plant zusammen mit einem strategischen Partner oder Finanzinvestor die Übernahme der beiden deutschen Airbus-Werke Varel und Nordenham. „Wir wollen bis Monatsende ein Angebot abgeben“, sagte der Vorstandsvorsitzende der zur OHB-Gruppe gehörenden Augsburger Firma MT Aerospace, Hans Steininger. Für die OHB-Gruppe mit ihren rund 200 Millionen Euro Umsatz wäre die Übernahme ein gewaltiger Wachstumsschub. Die beiden norddeutschen Airbus-Werke machen mit 3.500 Beschäftigten rund 700 Millionen Euro Umsatz.

Die Bremer Firma OHB gehört der Familie Fuchs und ist ein Zwerg, der alles kann. Entstanden aus der kleinen „Otto-Hydraulik“ hat sich das Weltraum-Unternehmen durch Zukäufe zu einem weltweit agierenden Konzern entwickelt. Von MAN hat OHB 70 Prozent der Augsburger MT Aerospace gekauft; 30 Prozent hält der Vorstandsvorsitzende der MT Aerospace, Hans Steininger. Im Grunde ist MT Aerospace also eine Inhaber-geführte, mittelständische Firma. Sie liefert zum Beispiel Tanks für die Ariane, fungiert aber auch derzeit schon in geringem Umfang als Airbus-Zulieferer. Die OHB-Gruppe ist der einzige deutsche Bewerber für die Airbus-Werke neben dem US-Konzern Spirit Aero-Systems, der aus ehemaligen Boeing-Werken entstand.

Die Bundesregierung favorisiert den Verkauf der hiesigen betroffenen Werke an deutsche Firmen. Dafür hatte sich Luftfahrtkoordinator Peter Hintze (CDU) ausgesprochen. Ganz deutlich formulierte das der Airbus-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Rüdiger Lütjen: „Wir möchten eine deutsche Lösung in einer Hand.“

Gestern traf sich auch Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) mit Steininger. Der Manager sagte gestern, die Politik wünsche eine deutsche Lösung. Deshalb sehe er sein Unternehmen als einzigen deutschen Mitbieter in einer guten Position: „Das ist zwar ein großer Brocken für uns, wir glauben aber an die einmalige Gelegenheit, die beiden Werke übernehmen zu können“, sagte er.

Weder bei der OHB noch bei der MT Aerospace gab es dazu nähere Erläuterungen. Neben dem Kaufpreis wird entscheidend sei, welche Arbeitsplatz-Zusagen verlangt werden und welche Auslastung Airbus versprechen kann.Über das Angebot an Airbus werde noch beraten, erklärte Steininger. Es solle in etwa zwei Wochen offiziell abgegeben werden. KLAUS WOLSCHNER