Männer in der Erlebniswohnung

BORDELLGESCHICHTEN „Sie will es, ich will es“, sagt der Kunde. „Es ist ja nun ein Beruf und macht nicht jede Minute Spaß“, sagt die Hure. taz-Autorin Heide Oestreich sah sich im Rotlicht- milieu um. SPD-Ministerin Manuela Schwesig will schärfere Gesetze gegen Prostitution

■ betr.: „Mustafa, ich mach Schluss“, taz vom 29. 11. 14

Es scheint einen Reflex auf das Wort „Verbot“ zu geben, der dazu führt, dass Dinge schöngeredet werden, die geschlechterstrukturell hässlich sind. Die Anwaltschaft, die da vonseiten der taz-Frauen eingenommen wird, ist zunehmend befremdlich.

1. Bei der Erlebniswohnung handelt es sich keinesfalls um eine Selbsthilfegruppe von Männern, sondern um ein erfolgreiches Dienstleistungsgewerbe eines Mannes, der Huren laufen lässt.

2. Es wird der Eindruck vermittelt, eine Frau müsse nur lang genug penetriert werden, dann bekomme sie zwangsläufig einen Orgasmus. Weder ist Zwang schön, noch funktioniert das. Wenn eine Frau stundenlang und/oder von vielen Männern „gerammelt“ wird (ich persönlich nenne das nicht „Sex“), ist sie irgendwann wund oder empfindungslos. (Meistens hält sie das eh nur unter Drogen aus.) Auch hat sie nach einiger Zeit keinerlei Kraft mehr, ihre Beckenbodenmuskulatur aktiv zu bewegen, was nötig ist, um zu einem ausgedehnten Orgasmus zu gelangen. (Und ja, natürlich müssen Huren so tun, als wäre das geil, sonst funktioniert das Geschäft nicht.)

3. Die meisten Frauen kommen in vertrauensvollen Beziehungen mit qualitätsvollem Sex zu großartigen Höhepunkten, wenn alle Beteiligten in Erfahrung gebracht haben, wie das geht. Die Abwertung zu „Blümchensex“ finde ich immer seltsam. Kann ja jede/r was Aufregendes machen, wenn er/sie möchte … Es gehören halt Liebe und Kommunikation auch dazu. Nymphomaninnen können diese wunderbaren, über kleine genitale Sensationen hinausgehenden Orgasmen leider nicht erleben, sonst wären sie keine Nymphomaninnen, sondern könnten sexuelle Befriedigung erfahren.

Ich möchte gerne den Leserbrief von Andrea Knobloch (taz vom 2. 12. 14, „Unbehagen wird ignoriert“) aufgreifen und hier die taz-Redakteurinnen fragen, was ihre Töchter eigentlich zu ihrer Haltung sagen? Und ob sie selbst es begrüßen würden, wenn ihre Töchter als Nutten arbeiten würden, nun auch auf Gangbang-„Partys“?

BIRGIT KÜBLER, Sexualberaterin,

Regensburg

■ betr.: „Mustafa, ich mach Schluss“, taz.de vom 29. 11. 14

Wieso verdienen die Zahnarzthelferinnen denn so miserabel? Die Zahnärzte kriegen doch für einen Zahn schon so viel, wie die Helferin im Monat verdient. Wieso arbeiten keine Männer in der Altenpflege? Die haben mehr Muskeln und einen stärkeren Körperbau, da können sie doch besser die 200-Kilogramm-Omas vom Rollstuhl heben anstatt 1,50 Meter große Asiatinnen. Wie die Frauen in diesen Berufen misshandelt werden – darüber schreibt niemand –, anscheinend so sehr, dass es ihnen anschließend nichts mehr ausmacht, mit 15 Männern zu vögeln. Altenpflege ist also schlimmer und für 1.200 Euro im Monat mit allen Feiertagen und Nächten. Und dann gehen die Arbeitgeber, zum Beispiel ein Anwalt, der sicherlich seine Tippse und Putzfrau für 5 Euro die Stunde hat, sodass er wieder Geld für den Puff gespart hat, zum Gangbang.

Sogar ein Klempner verdient mehr als eine Krankenschwester, der wird sogar für Geruchsbelästigung bezahlt. Im Krankenschwestertariflohn wird nicht mal erwähnt, dass sie körperlich arbeitet. Also steht ihr nicht mal Mineralwasser vom Arbeitgeber zu, das bekommen nur die, die körperlich arbeiten.

Die männlichen Juristen und Politiker machen doch absichtlich Billiglöhne für Frauen, damit sie billige Putzfrauen und Pflegerinnen haben und noch in den Puff können. Und Nymphomanie ist eine Krankheit.

ANNA MÜLLER, taz.de

■ betr.: „Mustafa, ich mach Schluss“, taz.de vom 29. 11. 14

Ist ja echt arm, sogar in der taz: alles Männer, die nur an ihre eigene Lust denken, dafür auch noch zahlen (was ist eigentlich mit den berühmten zwei gesunden Händen? Da kommt man ja noch billiger weg) und alles ist ja kein Problem, läuft ja unter dem Label „sexuelle Befreiung“. Dass ich nicht lache.

Bin wirklich sehr enttäuscht. Solange es nur um Macht und Geld geht und die Geschlechterverhältnisse davon bestimmt werden, sind sie ungleich und unfrei. FLORENCE, taz.de

■ betr.: „Mustafa, ich mach Schluss“, taz.de vom 29. 11. 14

Wie wäre es denn mal mit kritischer Recherche? So was wie die prostituierten Frauen außerhalb Sicht- und Hörweite der Zuhälter befragen? Oder vielleicht auch, Frauen befragen, wenn sie ausgestiegen sind? Dann sieht das Erlebte meist noch mal ganz anders aus, als wenn es im Überlebensmodus ausgehalten werden muss.

Dass die meisten Frauen, die „von selbst“ in die Prostitution einsteigen, Erfahrungen der Misshandlung haben (sexuell, körperlich, psychisch), ist keine Alice-Schwarzer-These, sondern belegte Realität. Auch hier hätte Recherche ganz gut getan, statt den Artikel mit wohlfeilem und immer gern genommenem Schwarzer-Bashing aufzupimpen. Nach dem Motto: Wer kein Argument hat, kann immer noch Schwarzer bashen, denn dann nicken alle reflexartig. Unwürdig. Schreibt eine, die „kein“ Schwarzer-Fan ist.

GUNHILD, taz.de

■ betr.: „Mustafa, ich mach Schluss“, taz.de vom 29. 11. 14

Den Artikel find ich wirklich in vielerlei Hinsicht herausragend: Mutig und direkt, ausgewogen und sachlich, und vor allem sehr (auch über die eigene Situation und Perspektive) reflektiert und bedacht … könnte das jetzt noch ausführen aber ich lasse es mal dabei: Großartige Arbeit, vielen lieben Dank!

PLOPP, taz.de

■ betr.: „Mustafa, ich mach Schluss“, taz.de vom 29. 11. 14

Ich war selbst auch schon mal in diesem Etablissement und die Atmosphäre dort war exakt so, wie in dem Artikel beschrieben, insofern Respekt auch für die relativ zurückhaltende und nur mäßig wertende Berichterstattung.

Es ist doch hier wie bei allem: Die Moralapostel wollen verbieten, womit sie selber nichts anfangen können, dazu werden alle Mittel genutzt, denn es kann ja nicht sein, was nicht sein darf. Ich habe dort und auch auf anderen Partys fast ausnahmslos selbstbewusste Mädels erlebt, die sehr genau wussten, was sie wollten und was sie nicht wollten, und die das auch sehr deutlich machen konnten. Dass es hier wie anderswo auch schwarze Schafe gibt, kann man nicht ausschließen, die Politik sollte sich aber auf eben diese schwarzen Schafe konzentrieren und nicht jeden seiner Freiheit berauben, nur weil sich dessen Aktivitäten unter dem Schlagwort „Gangbang-Party“ einsortieren lässt.

HANS DAMPF, taz.de

■ betr.: „Mustafa, ich mach Schluss“, taz.de vom 29. 11. 14

In der taz gibt es doch bestimmt auch männliche Reporter. Da gibt es doch bestimmt auch einen, der mal undercover als Kunde zu einer der anderen Gangbang-Partys gehen würde, wo Sie als Journalistin nicht eingeladen wurden. Der kann dann davon sicher auch Interessantes erzählen.

SMARAGD, taz.de