: Baggern unerwünscht
NATURSCHUTZ Seit fünf Jahren laufen die Planungen für die nächste Elbvertiefung. Nun zieht der BUND eine kritische Bilanz: Notwendigkeit, Alternativen und Ausgleich seien nie ausreichend untersucht worden
MANFRED BRAASCH, BUND
Eine vernichtende Bilanz der geplanten Elbvertiefung hat die Umweltorganisation BUND in Hamburg gezogen. Genau fünf Jahre nach Beginn des Planfeststellungsverfahren stünden der Hamburger Senat und die Wasser- und Schifffahrtsdirektion des Bundes „vor einem Trümmerhaufen“, erklärte gestern Hamburgs BUND-Geschäftsführer Manfred Braasch. Der BUND lehnt die erneute Ausbaggerung der Unterelbe aber ohnehin ab. „Die Belastungsgrenze ist erreicht“, so Braasch, „jede weitere Vertiefung ist ökologisch nicht vertretbar.“
Braasch kritisierte vor allem Planungsdefizite bei der Kosten-Nutzen-Untersuchung, bei den Alternativprüfungen, beim naturschutzfachlichen Ausgleich, bei der Bedarfsbegründung und beim Thema Versalzung der Elbe. „So fährt das Projekt gegen die Wand“, sagte Braasch. Es sei unter anderem nicht geprüft worden, ob ein Ausbaggern des Flusses nur um einen halben statt um einen ganzen Meter ausreichend sei.
Dadurch würde sich das Baggergut von 40 Millionen auf lediglich 1,6 Millionen Kubikmeter vermindern. Bei der vorigen Elbvertiefung vor zwölf Jahren 1999 waren es etwa 14 Millionen m[3]gewesen. Die Elbe zwischen Hamburger Hafen und der Nordsee soll auf 14,50 Meter vertieft werden. Die Kosten, die zum größten Teil der Bund trägt, werden auf mindestens 400 Millionen Euro geschätzt.
Als „Frechheit“ bezeichnete Braasch ein Angebot des Ersten Bürgermeisters Olaf Scholz (SPD) an die EU-Kommission, drei Ausgleichsgebiete an der Elbe zu realisieren: Zwei der Gebiete stünden bereits unter Schutz, so Braasch, das dritte Areal müsse ohnehin wieder als Biotop hergestellt werden – weil es zuvor unrechtmäßig zerstört worden sei. Als Ausgleich für die Elbvertiefung sei das „nicht akzeptabel“.
Ein Senatssprecher erklärte dazu, der BUND habe „keine neuen Argumente“ geliefert. Man gehe davon aus, Anfang 2012 mit den Arbeiten beginnen zu können. SVEN-MICHAEL VEIT