: Den MDR reingeritten?
BETRUGSSKANDAL Sender-Chef Reiter soll früher Bescheid gewusst haben
Was wusste der Intendant – und wann wusste er es? Beim jüngsten Skandal des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) steht nun auch Intendant Udo Reiter unter Druck – wegen der kreativen Geldbeschaffungsstrategien seines suspendierten Unterhaltungschefs Udo Foth (taz vom 10. August). Laut dem Magazin Super Illu soll die MDR-Spitze in mindestens zwei Fällen schon vor zwei Jahren von Fohts Praxis gewusst haben, Produzenten und Musikmanager in Namen des MDR anzupumpen. Der MDR hatte bislang beteuert, erst diesen Sommer davon erfahren zu haben.
Der Sender hatte Foth Ende Juli dieses Jahres wegen Betrugsverdachts suspendiert und angezeigt. Doch laut Super Illu soll Reiter schon am 28. September 2009 von einem namentlich nicht genannten Berliner Musikmanager mit Fohts Forderungspraxis konfrontiert worden sein. Der Musikmanager habe Foth auf dessen Bitten 10.000 Euro für eine TV-Produktion geliehen, nicht zurückerhalten und sich dann „mit Einschreiben“ an Reiter gewandt, so das Heft. Daraufhin, so der Musikmanager, habe sich „eine MDR-Mitarbeiterin“ bei ihm gemeldet und eine Zahlung angekündigt – allerdings löhnte nicht der MDR, „Einzahler war eine Produktionsfirma aus dem Süden Deutschlands“.
In einem anderen Fall vom Herbst 2009 ging es um 20.000 Euro für Foth. Wieder schickte der betroffene Unternehmer „seine Forderung offiziell an den MDR“, so Super Illu. Diesmal „antwortete die Fernsehdirektion“ des Senders, und am Ende „kam der Betrag, überwiesen von einer Privatperson“.
Wenn das stimmt, steht der MDR arg nackig da – und für Udo Reiter wird es eng. Zumal die im Burda-Verlag erscheinende Super Illu keine unseriöse Quelle ist, sondern eine Art Hausblatt des MDR. Beide werden zwar gern für ihre Piefigkeit und Ostalgie belächelt, aber um ihren großen Erfolg im Osten auch beneidet. Das sorgt für Zusammenhalt in Mitteldeutschland: Die Super Illu ist seit langem Partner der MDR-Gala „Goldene Henne“, und auch Burdas ARD-Huldigungsshow „Bambi“ produziert der MDR. Foth hat sich zudem auch von Burda-Vorstand Philipp Welte Geld geliehen – 30.000 Euro, bestätigte Burda schon vergangene Woche, doch das sei reine Privatsache.
Der MDR will sich trotz mehrfacher Anfrage nicht zu den neuen Vorwürfen positionieren: Man werde sich aus Rücksicht „auf die laufenden staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen“ gegen Foth nicht mehr zur Sache äußern, so Sendersprecher Dirk Thärichen. STEFFEN GRIMBERG
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