piwik no script img

Archiv-Artikel

Olympischer Kandidatur-Marathon

Nachdem eine Bewerbung Münchens für die Winterspiele 2018 beschlossen ist, darf Hamburg frühestens in 15 Jahren auf Sommerspiele hoffen. Bürgermeister und Handelskammer sind enttäuscht, wollen aber nicht aufgeben

Hamburg wird länger als gedacht auf Olympische Sommerspiele warten müssen. Gestern beschloss der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), München als Kandidaten für die Winterspiele 2018 zu nominieren. Damit ist die Bewerbung einer anderen deutschen Stadt um Sommerspiele erst Jahre später wieder aussichtsreich. Für eine Sommer-Bewerbung 2016 – vier Jahre nach den Spielen in London – sehe er keine Erfolgschance, begründete DOSB-Präsident Thomas Bach die Entscheidung.

Es sei „eine Enttäuschung“, befand Bürgermeister Ole von Beust (CDU), dass damit aus der Hamburger Bewerbung „wohl nichts wird“. Gleichwohl halte die Stadt am Ziel fest, Austragungsort Olympischer Sommerspiele zu werden: „Wir sind von unserem Konzept der ‚City Olympics am Wasser‘ überzeugt und haben die notwendigen Planungsflächen in der Hafen City bis 2028 gesichert.“

Gleichzeitig werde Hamburg sein Profil als „attraktive Sportstadt“ weiter schärfen, kündigte der Bürgermeister an: „Schon in wenigen Wochen sind wir Gastgeber der Triathlon-Weltmeisterschaft und wir werden weitere Europa- und Weltmeisterschaften nach Hamburg holen.“

„Unser Angebot gilt nun für das Jahr 2020“, sagte Günter Ploß, Präsident des Hamburger Sportbundes (HSB). Zudem sei die Hansestadt die einzige Metropole, „die kompakte Spiele im Herzen einer Millionenstadt anbieten kann“. Interesse hat indes auch Berlin signalisiert, weitere deutsche Konkurrenten sind nicht in Sicht.

Arg enttäuscht reagierte die Handelskammer, die im Sommer 2000 die Initiative für eine Olympiabewerbung Hamburgs ergriffen hatte. Die Entscheidung für einen bayerischen Olympiawinter sei „verständlich aus Sicht des DOSB“, erklärte Vizepräses Michael Otto, aber „kein Aufbruchsignal für den deutschen Sport“. Der wirtschaftliche Impuls für die ganze Republik wäre „bei Sommerspielen deutlich größer“. Otto versicherte jedoch, dass die hiesige Wirtschaft den Bewerbungs-Marathon durchzustehen gewillt sei: „Wir werden auf jeden Fall bis 2028 für die Bewerbung Hamburgs als Austragungsort für Sommerspiele zur Verfügung stehen.“

Schon vor vier Jahren waren die Hamburger Sehnsüchte nach Sommerspielen enttäuscht worden: Am 12. April 2003 ging die Hansestadt als Favorit in das Wahlfinale für den deutschen Bewerber für 2012 und unterlag Leipzig. Das Konzept der „Spiele am Wasser“ hatte in der Evaluierung des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) zwar die besten Noten bekommen; den Zuschlag der Funktionäre erhielt aber die sächsische Stadt. Die jedoch scheiterte noch im selben Jahr bereits in der internationalen Vorausscheidung. Sven-Michael Veit