Ebbe in der Open-Air-Kasse

Das schlechte Sommerwetter macht Freiluftkinos, Beachclubs und Eiscafés zu schaffen. Manche behelfen sich mit Nebengeschäften oder robuster Kundschaft. Die Kinos zeigen billigere Filme

VON STEFANIE HELBIG

Auch wenn das Wetter heute und morgen besser werden soll als die Tage zuvor: Das täuscht nicht über das Drama der vergangenen Wochen hinweg. Verfaulende Kartoffeln und eine verzögerte Weizenernte meldet die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, und auch die Städter leiden: Die Altonale war verregnet, das Kino im Schanzenpark sagte Vorführungen ab und das Wacken Open Air dürfte klitschnass werden.

Schlimm genug, dass der Sommerspaß verhagelt ist. Doch was ist mit denen, die vom Sonnenschein leben? Wann kommt der Punkt, an dem Beachclubs und Open-Air-Kinos pleitegehen? Kino unter den Sternen – Schnee von gestern? Kein Abhängen mehr im Beachclub?

„So schlimm ist es nicht“, sagt Geschäftsführer Lutz Deyhle vom Beachclub Hamburg del mar. „Man muss als Außen-Gastronom immer mit einem solchen Wetter rechnen.“ Wenn es hochkomme, habe man in Hamburg achtzig bis hundert Sonnentage. Damit müsse sich ein Club zwar tragen, sagt er. Aber „natürlich haben wir auch andere Betätigungsfelder“. Seine Existenz stehe also nicht auf dem Spiel, versichert Deyhle.

Er versucht, sich gegen schlechtes Wetter zu wappnen. „Bei langfristig angekündigten Veranstaltungen stellen wir Zelte auf“, sagt er. „Doch das ist natürlich nicht das, was die Leute im Beachclub erwarten.“

Auch das Open-Air-Kino im Schanzenpark versucht, sich so gut wie möglich vorzubereiten. Dort wird das Programm nur noch für eine Woche im Voraus angekündigt. Er müsse das Wetter bei der Filmauswahl berücksichtigen, sagt Manuel Wirtz, der Marketingleiter der Firma Outdoor Cine, die die Vorführungen veranstaltet. „Wenn man weiß, dass das Wetter eine Katastrophe wird, kann man natürlich keine Filme ausleihen, die einen das letzte Hemd kosten.“

In diesem Jahr konnten bisher nur fünfzig Prozent aller Vorführungen stattfinden. Da könne natürlich irgendwann der Punkt kommen, an dem er sich sage, das geht nicht mehr. „Bei uns ist das aber nicht die Gefahr, da wir eigentlich eine Firma für Veranstaltungstechnik sind.“

Vom Sommer allein kann niemand leben. Die Insel-Lichtspiele in Wilhelmsburg sind deshalb auf Sponsoren angewiesen, um zu überleben. Doch auch für den Verein macht sich das Wetter bemerkbar. „Eigentlich hatten wir vor, dieses Jahr mehr Technik einzusetzen und alles ein bisschen größer zu machen“, sagt Organisator Sven Timmermann. „Doch das wird so nichts.“ Bei dem Hundewetter könnten die Insel-Lichtspiele nur in das Nötigste investieren. Selbst wenn sie damit werben würden, dass es ein Regendach gebe, ließe sich niemand auf die Elbinsel locken. Abgesagt wird das von Ehrenamtlichen organisierte Kino trotzdem nicht. „Man hat so viel Arbeit und Geld investiert, da bläst man das nicht einfach wieder ab“, sagt Timmermann.

Nadwade Sulemani, Geschäftsführer des Eiscafés San Remo in der Osterstraße, kann seinen Betrieb erst recht nicht schließen. Schließlich läuft die Miete ja weiter. „Seit zwei Monaten war kein Mensch mehr da“, sagt er. Zwar sei das Café auch im Winter geöffnet. Eine solcher Sommer sei trotzdem fatal, sagt Sulemani.

„Vom Eis könnte man dieses Jahr wirklich nicht leben“, sagt auch Sven Oliver Scharf, der Geschäftsführer von Eistraum in der Lämmertwiete. „Zum Glück haben wir auch Gäste, die im Winter Eis essen. Die Außenbänke brauchten wir diesen Sommer gar nicht aufzustellen.“

Sein Eiscafé bietet auch Catering und warme Küche an. Außerdem kann man die Räume für Veranstaltungen mieten – eine Möglichkeit für den Winter oder jede andere Jahreszeit, in der die Leute nicht draußen feiern.

Nichts zu meckern hat allein Hamburg Tourism. „Ganz im Gegenteil“, sagt Pressesprecherin Gisèle Mollat. „Gerade wenn die Küsten verregnet sind, zieht es die Menschen in die Großstadt, da sie hier ein größeres Angebot an Indoor-Aktivitäten vorfinden.“ Indoor – die Zukunft des Sommers. Wir freuen uns.