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Archiv-Artikel

Die Barrikaden von Hemelingen

DEMONSTRATION Bei Kaffee und Kuchen kämpfen Bewohner der Sebaldstraße für eine Zufahrtssperre

„Einmal habe ich 110 Autos gezählt“

Manuela Krüger, Organsiatorin der Demo

Das Auto kommt nicht durch: Anwohner haben die Straße mit Gartenstühlen und Bierbänken blockiert. Schimpfend reagieren die Insassen auf den Sitzstreik. Aber ihnen bleibt nichts übrig, als rückwärts aus der schmalen Einbahnstraße heraus zu fahren. „Das waren Mercedes-Mitarbeiter“, sagt Manuela Krüger.

Die 51-Jährige und rund 30 andere AnwohnerInnen der Sebaldstraße in Hemelingen demonstrieren. Der Grund: Durch ihre Straße fahren zu viele Autos. Und auch viel schneller, als es die Dreißigerzone erlaubt, sagt Krüger. Einmal habe sie morgens innerhalb einer Stunde 110 Fahrzeuge gezählt. Vor allem Arbeiter des nahegelegen Industriegebietes seien unter den Verkehrssündern. „Der Verkehr der Schichtarbeiter geht schon morgens um 5 Uhr los“, sagt Krüger. „Mittags dann nochmal und abends bis halb zehn.“ Die wollten so bei ihrer Anreise vier Ampeln auf der parallel gelegenen Sebaldsbrücker Heerstraße sparen, vermuten die Anwohner. „Wir fordern Absperrpfosten, die die Zufahrt blockieren“, sagt Krüger.

Im Februar hatte sie Unterschriften in der Nachbarschaft gesammelt, um sich bei der Verkehrsbehörde zu beschweren. Auch das Ehepaar B. unterschrieb. Der 67-jährige Herr B. will mittlerweile nichts mehr mit den demonstrierenden Nachbarn zu tun haben. „Wenn die Straße gesperrt wird, kommt die Müllabfuhr nicht mehr durch“, sagt B. Er ist sogar zu rechtlichen Schritten bereit. „Sollten die anderen Erfolg haben, werde ich die Behörde verklagen“, sagt der Rentner, der früher einmal Straßenplaner war.

Damit könnte B. gewinnen: „Es reicht schon ein einziger Einspruch, um die Pläne zur Errichtung von Absperrpfosten erheblich zu verzögern“, so Jessica Dove vom Amt für Straßen und Verkehr. Ob überhaupt Pfosten aufgestellt werden können, weiß die Verkehrsbehörde ohnehin noch nicht: „Wir müssen prüfen, ob sich das lohnt.“

Denn das Mercedeswerk in Hemelingen plane ein weiteres Parkhaus auf der anderen Seite des Industriegebietes. Die Bauarbeiten würden bereits am 1. Oktober beginnen. Damit nähmen die Arbeiter andere Zugangswege und „das Problem hätte sich erledigt“. Eigentlich ist die Sebaldstraße sowieso für alle Verkehrsteilnehmer zugänglich. „Aber wir mussten dem Ruf der Bürger folgen“, sagt Dove.

Am Mittwoch trifft sich das „Planungsgremium Sebaldsstraße“, bestehend aus Verkehrsbehörde, Ortsamt und Polizei zur Beratung. LAURA KOCH