Nichts als Unikate

SHOPPEN Die Zeughausmesse im Deutschen Historischen Museum ist eine kreative Alternative zum üblichen Weihnachtsmarkt. Wie sich herausstellt, ist auch eine ausgelesene taz ein interessanter Werkstoff

Die Preise waren den hochwertigen Materialien entsprechend, Preisschilder dafür eine Seltenheit. Trotzdem konnte man an einigen Ständen durchaus bezahlbare Stücke entdecken

VON SASKIA HÖDL

Wer am dritten Adventswochenende schon genug von den herkömmlichen Weihnachtsmärkten hatte, dem bot die Zeughausmesse im Deutschen Historischen Museum eine kreative Alternative. Veranstaltet wurde sie vom Berufsverband Angewandte Kunst Berlin-Brandenburg. Im Schlüterhof, dem prunkvollen Saal mit den hellrosa Wänden, stellten über 90 Künstler ihre Handwerkskunst aus. Von Schmuck über Kleinmöbel bis hin zu Keramik konnte man die kleinen Kunstwerke bewundern, sie aber auch kaufen. Die Preise waren der Handarbeit und den hochwertigen Materialien entsprechend, Preisschilder waren eine Seltenheit, aber an einigen Ständen konnte man durchaus bezahlbare Stücke entdecken. Es war das zehnjährige Jubiläum der Zeughausmesse, und zum zehnten Mal wurde auch der Preis für Angewandte Kunst von der Berliner Volksbank vergeben. Das Motto in diesem Jahr war „Zwischen Kunst und Trophäe“. Die Stücke hatten in der Tat etwas Trophäenartiges, denn auf der Messe waren ausschließlich Unikate zu sehen, die in vielen Stunden Handarbeit penibel gefertigt wurden.

Den mit 1.300 Euro dotierten ersten Platz des Wettbewerbs belegte Keramikermeister André von Martens mit seiner handgedrehten Schwarzkeramik. Die großen mattschwarz glänzenden Gefäße und Teller erinnern ein wenig an alte ägyptische Kunst, hergestellt werden die Stücke aber in Gosda, einem Örtchen zwischen Berlin und Dresden. Es ist eine aufwendige Prozedur, die an der Töpferscheibe beginnt. Am Schluss werden die Gefäße bei hoher Temperatur rund 50 Stunden gebrannt, bevor sie dann noch mit Bienenwachs versiegelt werden. So entsteht die an Elfenbein erinnernde Oberflächenstruktur der massiven Stücke, denen feine Ornamente und abgerundete Kanten eine filigrane Note verleihen.

Der zweite Preis ging an eine Künstlerin aus der Textilgestaltung, an die finnische Modedesignerin Kristiina Karinen, die Pelerinen aus Merinowolle und Kaschmir entwirft. Mit Bändern strickt sie die kurzen Schulterumhänge, die Farbgebung ist schlicht gehalten. Und wohl gerade weil die dreidimensionalen Strukturen der Pelerinen dazu verlocken, sich das Ganze mit den Händen genauer zu ertasten, wird am Stand der Designerin mit mehreren Schildern ausdrücklich klargemacht, dass man genau das bitte unterlassen soll. Die Holzobjekte, mit denen Hubert Steffe den dritten Platz belegt hat, dürften da weniger empfindlich sein. Er arbeitet mit Hirnholz, so nennt man die Querschnittsfläche, die entsteht, wenn man einen Holzstamm quer zur Länge schneidet, so dass dann die Jahresringe zu sehen sind. So entwirft er etwa Schneidebretter und Servierplatten, die funktional, aber mit ihrem individuellen Muster auch schön anzusehen sind.

Auf der Zeughausmesse waren aber nicht nur neue Stücke zu sehen, es gab auch Werke, die Altes neu kombinieren, wie etwa die Dosen von Industriedesignerin Karina Wendt, die dieses Jahr den Förderpreis erhielt. Wendt vereint alte Porzellandeckel mit modernem Glas. Die bunten Glasgefäße werden traditionell mundgeblasen, per Hand geformt und individuell für die antiken Deckel hergestellt und gestaltet.

Dass auch eine ausgelesene taz ein interessanter Werkstoff ist, zeigte Luzia Gossmann an ihrem Stand. Sie bearbeitet für ihr Designlabel transFORMAT alte Zeitungen mit einer Oberflächenbeschichtung, die nicht nur die Druckerschwärze versiegelt, sondern das Papier auch so widerstandsfähig macht, dass es Regen standhält. Aus den säuberlich gefalteten Papierstreifen flicht sie dann in zeitintensiver Handarbeit erstaunlich robuste Taschen und Etuis, die mit der Zeit eine ganz individuelle Patina entwickeln.

www.zeughausmesse.de