: Schnüffeln nie präventiv
Elf Mal mussten niedersächsische Tatverdächtige in den vergangenen zehn Jahren eine Duftprobe abgeben
Als von Globalisierungskritikern vor dem G 8-Gipfel in Heiligendamm präventiv Geruchsproben genommen wurden, sorgte das bundesweit für Empörung. Aber die Polizei wendet das Instrument, dass manchen an Methoden der DDR-Staatssicherheit erinnerte, auch bei völlig unpolitischen Fällen an: Ganze elf Mal nahm die Polizei in Niedersachsen in den vergangenen zehn Jahren Geruchsproben von Beschuldigten – ausschließlich zur Verfolgung von mittleren bis schweren Straftaten. Das hat jetzt eine parlamentarische Anfrage der grünen Landtagsfraktion ans Licht gebracht.
Die Proben seien unter anderem genommen worden, um bei Mord, Raub, Erpressung, schwerer Brandstiftung oder versuchten Sprengstoffanschlägen Verdächtige zu überführen, heißt es in der Antwort von Innenminister Uwe Schünemann (CDU), die der taz vorliegt. „Eine Abnahme aus Gründen der Gefahrenabwehr erfolgte nicht.“ Darum aber ging es bei den umstrittenen Geruchsproben von G 8-Kritikern.
Die Geruchsproben wurden gewonnen, indem der Tatverdächtige ein Metallröhrchen oder einen „Textilstab“ durch Umfassen „kontaminierte“. Anschließend seien die Proben „in einem Glas“ aufgehoben worden, heißt es in Schünemanns Antwort. Bis auf eine einzige seien alle Duftspuren inzwischen vernichtet worden. Zwei der insgesamt neun betroffenen Ermittlungsverfahren seien noch nicht abgeschlossen. KSC