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Archiv-Artikel

Russische Rakete stürzt im Altai-Gebirge ab

WELTRAUM Nach dem Absturz einer Sojus-Rakete haben die Behörden weitere Starts vorläufig ausgesetzt. Eine Gefahr für die fünf Kosmonauten auf der internationalen Raumstation ISS besteht aber nicht

BERLIN taz | Schwerer Schlag für die bemannte Raumfahrt: Nach dem Absturz einer Sojus-Trägerrakete auf dem Weg zur internationalen Raumstation ISS hat Russland weitere Starts ausgesetzt. Neue Starts solle es erst geben, wenn die Unfallursache geklärt sei, zitierte die Nachrichtenagentur Interfax am Donnerstag einen Vertreter der russischen Raumfahrtbehörde. Sojus-Raketen sind derzeit die einzige Möglichkeit, Menschen ins All zu bringen. Die abgestürzte Rakete sollte Versorgungsmittel zur ISS befördern, Menschen waren nicht an Bord. Auf der ISS sind derzeit fünf Kosmonauten; ihre Versorgung und ihr Rückflug sind nicht gefährdet.

Am Mittwochabend war die Sojus-Rakete mit rund drei Tonnen Material im zentralasiatischen Altai-Gebirge in unbewohntem Gebiet abgestürzt. Grund war offenbar eine fehlerhafte Zündung der dritten Raketenstufe. Es war der erste Absturz einer Sojus-Rakete, die seit 1978 schon mehr als 770 Flüge erfolgreich absolviert hat.

„Jetzt müssen erst einmal die Gründe für den Absturz sorgfältig untersucht werden“, sagte der Sprecher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Andreas Göge, der taz. An der ISS befänden sich derzeit zwei Sojus-Raumschiffe. „Mit denen könnten die Astronauten zurückfliegen.“ Gefährdet sei also im schlimmsten Fall nicht der Rückflug, sondern allenfalls der nächste Hinflug. Die Versorgung der Kosmonauten im All könnten auch andere Trägersysteme übernehmen. Deutschland sei stark an der ISS-Mission beteiligt. „Wir haben dort in den letzten zehn Jahren hundert Experimente durchgeführt, und bis 2014 sind wir ausgebucht.“

Folgen hat der Unfall auch für weitere Weltraumprojekte. So sollten im Oktober die ersten funktionstüchtigen Satelliten für das europäische Satellitennavigationssystem „Galileo“ mit Sojus-Raketen vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana in Südamerika starten. Grundsätzlich lassen sich Satelliten aber auch mit anderen Raketen transportieren – nur für die bemannte Raumfahrt ist die Sojus derzeit unersetzlich. RICHARD ROTHER