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Archiv-Artikel

Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Vor fünfzig Jahren, da wurde nicht nur die Berliner Mauer gebaut. 1961, da schloss die Bundesrepublik Deutschland auch ein Abkommen mit der Türkei, das die Anwerbung von sogenannten Gastarbeitern regeln sollte. Im Ballhaus Naunynstraße, wo man sich theatralisch u. a. mit den Folgen für die kulturelle Identität der Einwanderernachkommen und der Ureinwohner des Einwandererlandes befasst, wird deswegen in dieser Woche unter der schönen Überschrift „Almanci – 50 Jahre Scheinehe“ Goldene Hochzeit gefeiert: mit einem Festival, das über zwei Monate hinweg Produktionen zeigt, die speziell die drei Einwanderergenerationen beleuchten, die dieser staatlich arrangierten, nicht auf Liebe gegründeten Verbindung entsprungen sind. Im Zentrum die drei Generationenporträts von Lukas Langhoff: „Pauschalreise“, „Klassentreffen“ und „Ferienlager“.

Das Maxim Gorki Theater begibt sich in dieser Spielzeit auf Heavy History Tour in deutsche Abgründe. Zur Einstimmung ruft Rainald Grebe am Mittwoch erst mal „Völker schaut auf diese Stadt“, frei nach dem Ruf des legendären Bürgermeisters Ernst Reuter am 9. September 1948 angesichts der sowjetischen Blockade Westberlins. Heute wird Berlin ja eher anderweitig blockiert: Blockaden, denen kurz vor den Wahlen das Maxim Gorki Theater auf den Zahn fühlen will. Am Montag kommt dann Jorine Dröses Inszenierung einer Adaption von Hans Falladas Widerstandsroman „Jeder stirbt für sich allein“ heraus.

Fragen nach den grundsätzlichen Möglichkeiten und Grenzen des Zusammenlebens in dieser Stadt stellen seit diesem Wochenende Nicole Oder und Elisabeth Tropper im Heimathafen Neukölln. Überschrift: „Endstation Ewige Heimat“. Es geht auch um die alte Frage, die immer wieder neu gestellt und beantwortet werden muss: Wie wollen wir überhaupt leben?

■ „Almanci“: Ballhaus Naunynstraße, 31. 8.–31.10.

■ „Völker schaut auf diese Stadt“: Maxim Gorki Theater, ab Mi.

■ „Jeder stirbt für sich allein“: Maxim Gorki Theater, Ab Mo.

■ „Endstation Ewige Heimat“: Heimathafen Neukölln, Mi. bis Sa.