: Nager am Turm
Ratten umkreisen das Hotel Mövenpick im Schanzenviertel. Schnell haben die Betreiber Giftköder aufgestellt, spät erst entsprechende Warnschilder. Angeblich, um das Image nicht zu schädigen
VON KAI VON APPEN
Wo Gastronomie im großen Stil betrieben wird, fallen riesige Mengen an Küchenabfällen an, von denen sich Mäuse, Ratten und andere zivilisationsnahe Tiere angezogen fühlen. Und wenn die entsprechenden Gebäude auch noch im Grünen gelegen sind, nähern sich die intelligenten Tiere besonders gern und oft.
Mit derlei unerwünschtem Zulauf hat zurzeit das neue, im Vorfeld stark umstrittene Mövenpick-Wasserturm-Hotel im Schanzenpark zu kämpfen. So stark, dass die Betreiber im Umfeld des Hotels inzwischen Rattengiftköder ausgelegt und deutlich sichtbare Warnschilder aufgestellt haben.
„Das Problem besteht bereits seit der Hoteleröffnung in diesem Sommer“, berichten Anwohner. Seit Wochen würde daher auf dem Hotelgelände rund um die Terrassen Rattengift ausgelegt. Obwohl eine Kennzeichnung der Giftköder Pflicht ist, hat das Hotel den Anwohnern zufolge zunächst darauf verzichtet, Warnschilder anzubringen. Auch die permanent anwesende Polizei habe vorerst nicht eingriffen, obwohl die Problematik und Vorschriften bekannt gewesen seien. Vermutlich, um dem Ansehen des Hotels nicht zu schaden.
„Warnschilder machen sich hier nicht so gut“, hat ein Mövenpick-Angestellter Spaziergängern gegenüber geäußert. „Wir sind schließlich ein Hotelbetrieb.“ Zumal sich die Ratten auch tagsüber des öfteren in der Nähe der Terrasse blicken ließen. Erst als eine halb verendete Ratte neben dem öffentlichen Rundweg gefunden worden sei und allgemeines Entsetzen ausgelöst habe, habe man Warnschilder aufgestellt.
Den Vorwurf der eklatanten Missachtung öffentlicher Vorschriften weist Mövenpick-Geschäftsführerin Annette Hammer gegenüber der taz folglich entschieden zurück. „Als wir eine Ratte gesehen haben, haben wir sofort die Behörde informiert und Rattenköder als Präventionsmaßnahme ausgelegt“, sagt die Hotelmanagerin.
Das Bezirksamt Eimsbüttel bestätigt dies. Das Mövenpick Hotel habe „den Rattenbefall dem Institut für Hygiene und Umweltschutz mitgeteilt“, sagt Uwe Czaplenski vom Bezirksamt Eimsbüttel. Das Institut habe Handlungsbedarf gesehen. Da es sich um ein Privatgrundstück handele, habe man ein Privatunternehmen beauftragt, Rattengift-Köderboxen aufzustellen. Das seien Behälter mit einer kleinen Öffnung, in die Ratten und Mäuse und andere Nagetiere, nicht aber größere Tiere wie Hunde oder Katzen hineinkröchen. Zudem seien für Spaziergänger Warnschilder auf Augenhöhe aufgestellt worden. „Das ist alles professionell und ganz korrekt gemacht worden“, betont Czaplenski. „Das haben wir überprüft.“
Mövenpick-Managerin Hammer verwahrt sich zudem gegen Panikmache und die Version der Hotelgegner, denen zufolge es sich um eine „Rattenplage“ handele. „Im Hamburg gibt es überall Ratten, auch im Schanzenviertel“, kontert Hammer, „von einer ‚Rattenplage‘ kann nicht die Rede sein.“