: Anschläge auf Autos in Norddeutschland
120 Menschen nachts in Norderstedt evakuiert – für eine Bombe, die keine war. Bei zwei Brandattentaten in Hamburg aber gingen zwei Autos in Flammen auf. Auf einem Eon-Gelände nahe Hildesheim verbrannten sechs Fahrzeuge
Rund 120 Menschen wurden evakuiert, 100 Feuerwehrleute waren im Einsatz, der Kampfmittelräumdienst hat seine Spezialgeräte zum Einsatz gebracht – und dann war es eine Attrappe. Ein verdächtiger Kasten unter einem am Straßenrand geparkten PKW, der in der Nacht zu gestern den Großeinsatz der Norderstedter Polizei ausgelöst hatte, hat sich als täuschend echte Nachbildung einer Bombe erwiesen. Doch wer montiert eine Sprengsatz-Attrappe unter ein Fahrzeug? „Wir haben noch gar keine Anhaltspunkte“, sagt die Sprecherin der Polizeidirektion Bad Segeberg, Sabine Zurlo. Der Halter des Fahrzeuges sei weder als Politiker noch als Wirtschaftsboss bekannt.
Gegen 22 Uhr am Montagabend beobachteten Anwohner zwei Personen, die sich an dem BMW zu schaffen machten. Als die alarmierte Polizei eintraf, waren die beiden Unbekannten schon weg. Hinterlassen hatten sie zwei schwarze Kästen unter dem Wagen, aus denen Drähte ragten.
Vor einer genaueren Untersuchung des mutmaßlichen Sprengsatzes mussten etwa 120 Anwohner ihre Häuser verlassen. Gegen ein Uhr nahm der Kampfmittelräumdienst seine Arbeit auf. Nach dessen ersten Erkenntnissen handelt es sich um eine „sehr gute Attrappe“, sagt Polizeisprecherin Zurlo. Die abschließende technische Bewertung übernimmt nun das Landeskriminalamt (LKA).
Echte Brandbeschleuniger setzten hingegen in Hamburg und Sarstedt (Kreis Hildesheim) in der Nacht zu gestern Autos in Brand. Auf dem Firmengelände des Stromkonzerns Eon in Sarstedt sind sechs Busse, Sonderfahrzeuge und Personenwagen ausgebrannt. Da die Fahrzeuge auf einem eingezäunten Gelände standen und gleichzeitig in Flammen standen, schließt die Polizei nach Angaben eines Sprechers einen Anschlag „mit politischem Hintergrund nicht aus“. Ein Bekennerschreiben gibt es bislang aber nicht, die Spurensuche am Tatort dauerte am Abend noch an. Mit ersten Ergebnissen ist erst heute zu rechnen.
Auch zu zwei Brandanschlägen auf Autos in Hamburg hat sich noch niemand bekannt. Ebenfalls in der Nacht zu Dienstag sind zwei Fahrzeuge in Hamburg-Bramfeld ausgebrannt. Anwohner waren durch einen lauten Knall geweckt worden. Die Polizei vermutet, dass die Wagen vorsätzlich in Brand gesetzt wurden. Bereits in der Nacht zuvor waren in zwei anderen Stadtteilen zwei Autos nach einem lauten Knall in Flammen aufgegangen. Elke Spanner