piwik no script img

Archiv-Artikel

Pfoten hoch!

NEUE BILDERBÜCHER Wie man mit Füchsen, Regenwürmern, Bären oder der Angst fertigwird

VON EVA-CHRISTINA MEIER

Hamster Billys Vater ist Gangster und gar nicht zufrieden mit seinem Sohn. „Du bist mir zu nett.“ Um seine Tauglichkeit als Ganove auf die Probe zu stellen, stattet er Billy nun probehalber mit Maske, Hut und einem (ungeladenen) Revolver aus. Billy soll üben, anderen Tieren Angst zu machen – „aber hüte dich vor dem Fuchs“.

„Pfoten hoch!“, das mit kräftigem, farbenfrohem Strich gezeichnete Bilderbuch von Catharina Valckx ist so ziemlich das genaue Gegenteil eines Wimmelbuchs. In ihren Illustrationen konzentriert sich die Autorin vor allem auf das Wesentliche und bringt auf diese Weise Tempo in die Erzählung, über Angst und den richtigen Moment, mutig zu sein.

Billy beginnt seine Übung zunächst bei einem rosa Regenwurm. „Pfoten hoch!“, ruft er dem kleinen Wurm zu, aber das kann der ja gar nicht. Als Billy kurz darauf auf eine eigentlich ganz sympathische Maus trifft, versucht er es noch einmal. Doch auch sie beeindruckt sein „Pfoten hoch!“ kaum. Plötzlich rast ein Hase grußlos an ihnen vorbei. Noch bevor sich Maus und Hamster richtig darüber wundern können, steht schon der gefürchtete Fuchs vor ihnen, den Regenwurm bereits in seiner Gewalt. In höchster Not also richtet Billy seine (ungeladene) Pistole auf den Fuchs. „Pfoten hoch!“, zischt der kleine Hamster scharf. Und diesmal funktioniert es. Verblüffend.

„GRROAR!“, eine weitere spannende Neuerscheinung handelt ebenfalls vom richtigen Maß an Mut und vom Ringen mit der eigenen Angst. Diesmal ist es Lasse, ein kleiner Junge, der ganz allein in der Nacht die richtigen Entscheidungen treffen muss. Draußen im Wald ist ein Bär und der hat Hunger. Das hört Lasse ganz genau. Der will seine Mutter fressen. Die aber schläft tief und fest, steht also auch für Ratschläge nicht zur Verfügung. Lasse hat eine Idee. Mit seiner Schaufel, den Stöcken und Schnüren rennt er raus in den Wald. Grroar! Da ist der Bär. Lasse baut eine Falle. Der Bär fällt hinein, aber damit ist die Bedrohung noch lange nicht gebannt. „Poch, poch, klopfte sein Herz.“ Doch Lasse stellt sich jeder Situation mit der ihm eigenen Logik und dem angemessenen Pragmatismus.

Die US-amerikanische Kinderbuchautorin Barbara Joosse erzählt dieses fantastische Abenteuer von dem Jungen, der sein Problem mit dem Bären ganz allein lösen muss, mit knappen, konstatierenden Sätzen – manchmal unterbrochen von einem dem Comic entliehenen „ticktack“, „knisterknack“, „GRROAR“, „schluck“ oder „Chrrrrr.“ Dazu präsentieren die Bilder des Niederländers Jan Jutte eine nächtliche Welt, in der die wilde Vegetation (eine Mischung aus wuchernden Zimmerpflanzen und Dschungel) bis hinein in das Kinderzimmer und die Wohnräume reicht und die Übergänge zwischen Innen und Außen in jeder Hinsicht übergangslos ineinanderfließen lässt.

Ein weiteres soeben erschienenes Bilderbuch handelt ebenfalls von der überraschenden Begegnung mit einem Bären und wie man sie überlebt: „Elsa und der Bär“, aus dem Französischen übersetzt, erzählt in ruhigen, flächigen Bildern und in sparsamen Sätzen, wie ein sehr kleines Mädchen an einem heißen Sommertag allein aus dem Haus seiner Großmutter läuft, den Garten durchquert und im Wald einen Fluss entdeckt. Als dort plötzlich ein riesiger Bär aus dem Gebüsch auftaucht, erschreckt sich Elsa. Halbnackt im Wasser stehend, erinnert sie jetzt an Mogli aus Disney’s „Dschungelbuch“. Das Tier beschnuppert sie neugierig, fängt dann aber einen Fisch und verschwindet mit der Beute. Als sie später zum Haus zurückkehrt, decken ihre älteren Brüder bereits den Abendtisch. Beim Essen steckt sich einer von ihnen Pommes frites in die Nase. Doch viel erstaunlicher ist, dass Elsa ihr Erlebnis für sich behält.

Catharina Valckx: „Pfoten hoch!“. Moritz Verlag, Frankfurt a. M. 2011, 40 Seiten, 12,95 Euro. Ab vier Jahre

Barbara Joosse (Text) und Jan Jutte (Illustration): „GRROAR!“. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2011, 40 Seiten, 12,95 Euro. Ab vier Jahre

Adrien Albert: „Elsa und der Bär“. Moritz Verlag, Frankfurt a. M. 2011, 32 Seiten, 13,95 Euro. Ab drei Jahre