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Archiv-Artikel

Gute Kontakte zum Militär

KLATSCH Journalisten der britischen „The Sun“ sollen Beamte für Informationen über die Prinzen William und Harry während ihrer Militärausbildung bestochen haben. Auch die damalige Chefredakteurin ist involviert

Der Journalist soll der Angeklagten im Zeitraum von acht Jahren 100.000 Pfund gezahlt haben

AUS DUBLIN RALF SOTSCHECK

Das britische Boulevardblatt The Sun soll Beamte und Militärangehörige bestochen haben, um an exklusive Informationen zu kommen. Deshalb stehen seit Mittwoch vier Journalisten sowie ein Offizier und dessen Frau vor Gericht in London.

Die beiden stellvertretenden Chefredakteure Fergus Shanahan und Geoff Webster sowie der frühere Chefreporter John Kay und der Königshaus-Korrespondent Duncan Larcombe sollen erhebliche Summen für „schlüpfriges oder peinliches Material und makabre Geschichten über britische Soldaten in Afghanistan und dem Irak“ gezahlt haben, heißt es in der Anklageschrift. Ebenfalls angeklagt sind der ehemalige Offizier und Ausbilder an der Militärakademie Sandhurst, John Hardy, und seine Frau Claire Hardy. Der 44-Jährige soll 34 Zahlungen in einer Gesamthöhe von 23.714 Pfund zwischen Februar 2006 und Oktober 2008 für Informationen über die Prinzen William und Harry kassiert haben. Beide wurden damals in Sandhurst ausgebildet.

Zu den Exklusivgeschichten gehörte, dass William trotz seines niedrigeren Rangs 21 Pfund mehr Sold in der Woche als sein Bruder Harry bekam, weil er einen Universitätsabschluss hatte. Eine andere Meldung betraf einen Stabsfeldwebel, der entlassen worden war, weil er Kadetten – darunter auch William und Harry – schikaniert hatte.

Die angeklagten Eheleute Hardy hatten keine ehrenwerten Motive, sagte Staatsanwalt Michael Parroy: „Sie waren keine Whistleblower, die furchtbares Unrecht, auf das sie bei ihrer Arbeit gestoßen waren, ans Licht der Öffentlichkeit bringen wollten. Sie taten es ganz einfach aus Geldgier.“

Auch Bettina Jordan-Barber, eine hochrangige Beamtin im Verteidigungsministerium, soll für Informationen bezahlt worden sein. Ihr Mann war ebenfalls Offizier in Sandhurst zu einer Zeit, als William und Harry dort Kadetten waren. Der 71-jährige Kay, der seit 40 Jahren als Journalist arbeitet, soll ihr über einen Zeitraum von acht Jahren 100.000 Pfund gezahlt haben. In E-Mails, in denen er vom Verlag das Geld anforderte, bezeichnete er sie als seinen „Militärkontakt Nummer eins“. Sie wiederum hatte seine Nummer als „Godfather J“ auf ihrem Handy abgespeichert.

Die Bestechungsgelder soll sie in bar erhalten haben. Die Zahlungen seien von Webster oder Shanahan abgesegnet worden, mitunter auch von der damaligen Chefredakteurin Rebekah Brooks, behauptet die Anklage. Die ist allerdings in einem separaten Prozess im Juni freigesprochen worden. Sie wurde von dem Medienzar Rupert Murdoch, dem unter anderem The Sun gehört, protegiert, seit sie im Alter von 20 Jahren in seinem Medienimperium angefangen und eine steile Karriere gemacht hatte.

Staatsanwalt Parroy erklärte den Geschworenen, Brooks’ Freispruch sei „irrelevant für diesen Prozess“. Er sagte, alle wussten, dass die Empfängerin der Zahlungen eine Beamtin war. „Sie hätten sich nie träumen lassen, dass ihr Verhalten jemals ans Licht kommen würde“, fügte er hinzu. „Sie waren sich sicher, dass sie sich wegen des journalistischen Prinzips des Informantenschutzes niemals rechtfertigen müssten.“ Die sechs Angeklagten streiten sämtliche Vorwürfe ab. Der Prozess wird rund drei Monate dauern.