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Archiv-Artikel

Ein „stinknormaler“ Rücktritt

Hamburgs CDU-Chef Dirk Fischer gibt fünf Monate vor der Bürgerschaftswahl vorzeitig auf. Sein Nachfolger soll Finanzsenator Michael Freytag werden. Wahlkampf wird 810.000 Euro kosten und auf Ole von Beust konzentriert sein

Dirk Fischer versteht die Verwunderung über seinen vorzeitigen Rücktritt gar nicht. Ein Wechsel in der Parteiführung sei doch „ein stinknormaler Vorgang“, erklärte der Landesvorsitzende der Hamburger CDU gestern auf einer Pressekonferenz in der Parteivilla am noblen Leinpfad. Nach fast 16 Jahren Amtszeit sei es „die richtige Entscheidung“, einen Generationswechsel herbeizuführen, findet der 63-Jährige: Zu seinem Nachfolger soll auf einem Parteitag am 15. September der 49-jährige Parteivize und Finanzsenator Michael Freytag gewählt werden.

Zudem sei es auch das richtige Timing, beharrte Fischer auf beharrliche Nachfragen. Fünf Monate vor einer Bürgerschaftswahl den Parteichef zu wechseln sei funktional richtig. So könne der neue Vorsitzende in eigener Verantwortung in die Wahl gehen und danach seine Vorstellungen bei Senatsbildung oder Regierungsprogramm „an der Seite unseres Ersten Bürgermeisters Ole von Beust“ mit einbringen: „Michael Freytag soll gestalten können“, sagte Fischer.

Seit längerem war bekannt, dass Fischer im Mai 2008 nicht erneut turnusgemäß für den Parteivorsitz der Hanse-Union kandidieren würde. Bekannt war auch, dass er und von Beust Freytag als Nachfolger im Auge hatten. Der Zeitpunkt des Stabwechsels kurz vor einer Wahl allerdings kommt unerwartet.

„Niemand hat mich gedrängt“, behauptete Fischer, der sich künftig auf sein Mandat im Bundestag konzentrieren will. „Und amtsmüde bin ich auch nicht. Dieser vorgezogene Wechsel dient der Erneuerung und dem Wohl der Partei.“ Bereits im Sommer habe er nach der Aufstellung der Kandidatenliste für die Bürgerschaftswahl den jetzigen Zeitpunkt mit von Beust, Freytag und Fraktionschef Bernd Reinert abgestimmt.

Das Wahlprogramm soll am 7. Dezember auf einem Parteitag im CCH beschlossen werden, teilte Landesgeschäftsführer Gregor Jaecke ergänzend mit. Insgesamt stehe für den Wahlkampf ein Etat von 810.000 Euro zur Verfügung. In der heißesten Phase der vier letzten Wochen vor dem Wahltag werde die CDU flächendeckend auf Großplakate mit dem Bürgermeister-Motiv setzen. Das Motto sei, so Jaecke: „Das Beste zum Schluss.“SVEN-MICHAEL VEIT