Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien Berlins um

Zuletzt hieß es ja, sich „about painting“ zu ereifern. Freilich nur über „Malerei als Möglichkeit, nicht als Ideologie“, so das Statement der abc. Da ist es dann mit dem Ereifern nicht weit her. Isabelle Graw immerhin sprach in ihrem Talk vom Fetisch Malerei. Malerei als Möglichkeit goldbedampfte Schokoladenpapierchen und andere bonbonfarbene Verpackungsgrafik zu Fetischen ornamental-floraler Schönheit zu collagieren, zeigt Beatriz Milhazes bei Max Hetzler. Die brasilianische Künstlerin stellt vier Großformate zum Thema Jahreszeiten aus, dazu ein Mobile, das einem Bühnenbild entstammt, das sie für die Tanzgruppe ihrer Schwester beim Karneval von Rio entworfen hat, sowie eine Serie von Papiercollagen: Tropical Islands, aber ganz anders als vor den Toren der Stadt. Milhazes’ formal dynamische Gemälde von üppiger Farbigkeit reflektieren (im doppelten Wortsinn) die Flora Brasiliens, aber auch die Abstraktion der Moderne des 20. Jahrhunderts, die in Südamerika ganz unideologisch rezipiert und so zur urbanen Volkskunst wurde.

Malerei glücklicherweise doch ein wenig als Ideologie – denn wo kämen wir hin, wäre sie nur noch Möglichkeit – praktiziert Aris Kalaizis mit seinen Gemälden in der maerzgalerie, die auf geradezu hollywoodreifen realen Inszenierungen beruhen. Auch er hält es mit der Volkskunst, in seinem Fall dem Fernsehen und seinen Stars.

Denn wer in der Frau im schwarzen Unterrock, die mit undefinierbarer Geste ein Männerunterhemd vor sich hochhält, Andrea Sawatzki erkennt, und Christian Berkel in den Männern, die zu nächtlicher Stunde im See vor ihrer kleinen Blockhütte versuchen, weiße Zylinderhüte aus dem Wasser zu fischen, der täuscht sich ganz bestimmt nicht. Malerei als unumgängliches Medium, Ahnung, unspezifische Erwartung und Unabsehbares zu thematisieren.

■ Bis 5. November, Beatriz Milhazes, Galerie Max Hetzler, Oudenarderstr. 16–20, Di.–Sa. 11–18 Uhr; bis 22. Oktober, Aris Kalaizis – Ilkka Halso, maerzgalerie, Potsdamerstr. 77–87, Mi.–Sa. 12–18 Uhr