Bürokratisch wie unverzichtbar

FÖRDERUNG Das Bafög feierte 40. Geburtstag. In der Uni-Stadt Berlin gibt es trotz steigender Anträge immer noch Studierende, die ihren Anspruch auf die Ausbildungsförderung nicht wahrnehmen

Bei einer Steigerung von 5 Prozent gab es 2010 mehr als 40.000 Anträge

Als das Bafög am 1. September seinen 40. Geburtstag feierte, war die Liste der Gratulanten lang – Showstars wie Thomas Gottschalk und Guildo Horn beteuerten ebenso wie Schwimmweltmeisterin Peggy Büchse, ohne Bafög hätten sie nie den Weg ins Studium gefunden. Ob man die Bafög-Sätze deutlich erhöhen oder das Sozialgesetz grundlegend reformieren sollte, darüber gehen die Meinungen allerdings auseinander.

Beim Berliner Studentenwerk, dem größten Deutschlands, zeigt sich aber, welche Bedeutung das Bafög bis heute hat: Hier steigt die Zahl der jährlichen Bafög-Anträge unaufhörlich. „In den vergangenen Jahren lag die jährliche Steigerungsrate bei 5 Prozent“, sagte Christian Gröger, Leiter des Amts für Ausbildungsförderung am Studentenwerk Berlin. „2010 hatten wir mehr als 40.000 Anträge“, fügte Gröger hinzu. Auch die Unterstützung für Auslandssemester gewinne zunehmend an Attraktivität.

Gröger glaubt, dass es dennoch immer zahlreiche Studenten gibt, die Anspruch auf die Ausbildungsförderung haben, aber schlicht nicht genug darüber informiert sind – oder durch komplizierte Antragsformulare und bürokratische Hürden abgeschreckt würden. Verzweiflung bereite vielen auch die notwendige Beteiligung der Eltern. So verzögerten sich Anträge, da das Studentenwerk auf Nachweise von Eltern warten müsse. Bei der Auslandsförderung sei in den letzten Jahren die Nachfrage deutlich gestiegen. „Es gab bis zur letzten Gesetzesnovelle aber auch viele Restriktionen, die jetzt erfreulicherweise weggefallen sind“, sagt Gröger. Allgemein nehme das Gros der Studenten Bafög für die gesamte Regelstudienzeit in Anspruch. „Die meisten beantragen Bafög jedes Jahr wieder, viele haben auch schon als Schüler Förderung erhalten.“

Das Deutsche Studentenwerk sieht in dem fehlenden gesetzlichen Mechanismus der Anpassung an die allgemeine Preis- und Einkommensentwicklung den wesentlichen Konstruktionsfehler des ansonsten unverzichtbaren Bafög-Förderinstruments. OS