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Archiv-Artikel

Schluss jetzt mit dem Schweinsgalopp!

PRESS-SCHLAG Der DFB will sein neues Hauptquartier auf einer Pferderennbahn bauen. Dabei bieten sich so viele Orte an

Warum will der DFB überhaupt in Frankfurt bleiben? Eine derzeit noch als Kirche genutzte Immobilie am Kölner Domplatz bietet sich doch auch als Platz für die Geschäftsstelle an

Leicht wird es für unser aller Deutscher Fußball-Bund nicht, endlich einen Baugrund zu finden, auf dem er seine DFB-Zentrale mitsamt DFB-Akademie, DFB-Trainingsgelände und DFB-Hotel errichten kann. Gegen die Galopprennbahn in Frankfurt-Niederrad, die sich der DFB als Ort ausgeguckt hat, formiert sich ein Bürgerbegehren, und Manfred Rouven, Präsident des Frankfurter Rennklubs, der um seine 150 Jahre alte Wettkampfstätte gebracht werden soll, beklagt gar, die Stadt wolle das wohl „im Schweinsgalopp“ durchziehen.

Warum tut sich der DFB so schwer mit dem, was ihm doch zusteht? Als Jogi Löw mit seiner Auswahl nach Brasilien fuhr, um als Weltmeister wiederzukommen, hatte sich der DFB doch auch schnell eine neue Herberge gebaut, mitten ins Naturschutzgebiet? Geht doch.

Frankfurt hat mit dem Seckbacher und dem Enkheimer Ried, den Riedwiesen, den Schwanheimer Dünen, dem Berger Hang, dem Mühlbachtal und dem Harheimer Ried gleich sieben Naturschutzgebiete, die sich für das DFB-Bauvorhaben nahezu aufdrängen.

Es ist aber gar nicht einzusehen, warum ein Verband, der in der ganzen Welt beliebt ist, im provinziellen Frankfurt bleiben sollte. Warum nicht dorthin, wo der Fußball zu Hause ist? Das Parkstadion mit seinen Katakomben von Gelsenkirchen könnte alle Bedürfnisse, die ein moderner, zugleich der Tradition zugewandter Verband hat, befriedigen.

Eine gute infrastrukturelle Anbindung verspricht auch der Umzug der DFB-Entourage in den Norden. Mit der Hamburger Elbphilharmonie wartet ein baumeisterliches und -finanzierungstechnisches Schmuckstück auf sinnvolle Nutzung.

Wenn man sich mit rückwärtsgewandten Denkmalschützern verständigt und die nötigen Anbauten inklusive Dachausbau vornimmt, dürfte sich auch eine derzeit noch als kaum besuchte Kirche genutzte Immobilie am Kölner Domplatz anbieten: Nähe zum Hauptbahnhof ist ebenso garantiert wie ein baldiger Aufstieg zum Wahrzeichen der Stadt, die immerhin den ersten Bundesligameister stellte.

Auch am Berliner Stadtrand, einem teilbebauten Gelände, das gegenwärtig noch mit dem unbestimmten Verwendungszweck „BER-Flughafen“ ausgewiesen ist, wäre genügend Platz für den größten Sportfachverband der Welt, seinen Tausenden Mitarbeitern und Besuchern aus allen Fifa-Mitgliedsländern.

Sollte sich der DFB dazu entschließen, sein neues Quartier in der deutschen Hauptstadt zu suchen, böte sich freilich auch eine andere repräsentative Immobilie an, die sich derzeit noch im Bau befindet: Das Berliner Stadtschloss könnte mit seinem bescheidenen und funktionalen Eingangsportal der Stadt und dem Erdkreis die Bedeutung des Fußballs und seines Bunds auf angenehme Weise verdeutlichen. MARTIN KRAUSS