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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Ein anachronistischer Witz

■ betr.: „Jetzt keine Ablenkungsmanöver“, taz vom 17. 1. 15

Katrin Göring-Eckardt, muss man wissen, war EKD-Präses und vertritt durchweg kirchliche Positionen. Sie spricht als Grüne nicht automatisch für die Grünen. Wenn sie nun die Forderung nach einer Abschaffung des Paragrafen 166 von oben abbügelt, einmütig mit der schwerfälligen SPD und den Konservativen, fragt man sich, welchen Geist die grüne Führung derzeit atmet. Soll das liberale Profil etwa nur wirtschaftspolitisch geschärft werden? Die Forderung nach Abschaffung des Paragrafen ist keine Ablenkung, sondern notwendige, wenngleich nicht ausreichende Konsequenz aus Konflikten um religiöse Karikaturen.

Der Blasphemie-Paragraf ist ein Relikt aus Zeiten, da die Kirchen die öffentliche Meinung stärker prägen durften als heute und Satiren neben der Religion noch Majestäten angriffen. In einer modernen, pluralistischen Demokratie ist er ein anachronistischer, peinlicher Witz, aber dadurch nicht nebensächlich oder egal. Formulierungen, die Aufklärung und Meinungsfreiheit behindern, finden sich in mehreren Gesetzestexten; neben Paragraf 166 etwa auch im Schulgesetz NRW. Sie behindern eine klare Trennung von Staat und Kirche generell und gefährden im Alltag wie ein Damoklesschwert die Sicherheit der freien Meinung. Ihre Statistik bezeugt dies.

Wo, wenn nicht in der Gesetzgebung soll man nun von einer Bundestagsabgeordneten (Legislative!) eine Änderung solchen Missstands verlangen? Ablenkung nenne ich die erneuerte Forderung aus der FDP daher nicht. Eher ist Göring-Eckardts Positionierung politisch zu verstehen. Wir lesen sie just an dem Tag, an dem in Düsseldorf ein religionspolitischer Kongress der Grünen stattfindet. Dabei handelt es sich nicht um einen Kirchentag. Göring-Eckardts Äußerung in der taz ist die Meinung der ehemaligen EKD-Präses. Denn wenn die Partei irgendwo in Bewegung ist, dann auf diesem Feld. Und wenn man den Grünen für irgendetwas das Etikett „Liberalismus“ aufkleben dürfte, dann für die Bemühungen um eine wirklich säkulare Gesellschaft, in der Kirchen Andersgläubige nicht mehr diskriminieren und in der das große Drittel der Konfessionslosen gehört wird. Immerhin gibt es deutliche säkulare Parteitagsbeschlüsse der Grünen in Bund und Land. Es wäre nur richtig, wenn die taz diese Entwicklung bei den Grünen in ihrer Berichterstattung abbilden und nicht einseitig religiöse Ansichten aus nicht berufenem Munde verkündigen würde. PETER DAHLHAUS, Köln

Kühe nur selten auf der Weide

■ betr.: „Da braut sich was zusammen“, taz vom 16. 1. 15

Das größte Problem sind die großen Mengen an Gülle. Schon in den 80er Jahren gab es einen Fernsehfilm mit dem Titel „Und ewig stinken die Felder“. Wünschenswert wäre es, wenn mehr Stroh in Einsatz käme, was eine Humusbildung fördern würde. Es gibt Landwirte, die mehrere Jahre Mais auf derselben Fläche anbauen. Gerade ist in unsere Gemeinde ein Stall genehmigt worden, bei dem nicht mehr die nötigen Flächen nachgewiesen werden mussten. In Bayern werden mit Bauern Vereinbarungen zum Schutz des Grundwassers getroffen. Dazu sollten die Landwirte aber ein Eigeninteresse haben. Nur selten sehe ich noch Kühe auf der Weide, das sind Ausnahmen. RICHARD fEUERSTEIN, Badbergen

Ein Meisterstück

■ betr.: „Vom Terror gezeichnet“, taz vom 16. 1. 15

Ist ja richtig, dass es mehr Witze über Terroristen braucht. Dies aber gegen die Titelseite von Charlie Hebdo auszuspielen, wird der Sache nicht gerecht. Die Antwort von Charlie Hebdo war und ist genial, zu Recht wurde gesagt, es konnte keine andere sein. Sie richtete sich genauso gegen die Terroristen wie gegen den nicht akzeptablen Anspruch, dass Religionswärter vorschreiben, wie weit irgend was gehen darf. Und sie hatte großes und gut reflektiertes Gefühl. Ein Meisterstück in dieser angespannten Situation.

BURKART BRAUNBEHRENS, Ebertsheim

Man wähnt sich im falschen Film

■ betr.. „Gelungene Symbolpolitik“, taz vom 14. 1. 15

Wie gelungen die Symbolpolitik ist, zeigt ein Vergleich der Fotos von ineinander gehakten „Spitzenkräften“ in Berlin und einem Foto aus dem für den Oskar nominierten Film „Selma“, das Martin Luther King zeigt, wie er entschlossen, die Gesinnungsfreunde untergehakt, demonstriert. Da meint man doch, man sei im falschen Film. Versteht sich die Bundesregierung nun als Bürgerrechtskämpfer? Oder ist es doch schon so weit, dass die Politik nur noch ein einziges großes Kasperletheater darstellt? ANNE LUNGOVÁ, Geilenkirchen

Zitat-gepimpter Tratsch

■ betr.: „Das Kind im Manne“, taz vom 16. 1. 15

Schön, dass die taz jetzt der Paarberatung einen Achtspalter widmet. Auf dieser Seite wird aber nicht das Hohelied des Coachings „Change it or leave it“ nachgesungen, sondern eine für Männer angenehmere Alternative: Verlass ihn oder unterwirf dich! Zitat-gepimpter Tratsch über eine gut situierte Randgruppe mit fragwürdigem Sexualverhalten, die jedoch gar nicht das Licht der Öffentlichkeit sucht! Warum geht ihr dann hin und fragt? Setzt doch bitte eure Geistesgegenwart und (finanziellen) Ressourcen für größere Randgruppen ein, die dabei sind, unsere Kultur mitzugestalten, und mehr um Teilhabe ringen müssen. CONSTANZE SPRANGER, Obergrombach.