Kein Zebrastreifen für Kita-Kinder

SICHERHEIT Im Othmarscher Holmbrook ließ die Polizei zwei von drei Zebrastreifen entfernen, obwohl in der Nähe Schulen, Kindergärten und ein Spielplatz liegen. Viele Eltern sind darüber sauer

„Bevor ein fester Blitzkasten nötig wird, würden wir Eltern für weiße Farbe spenden“

Margriet Franke, Mutter

Dicke schwarze Balken zeichnen sich auf dem grauen Asphalt vor der Kita Holmbrook ab. Der Zebrastreifen und die blauen Hinweisschilder sind weg. Dabei liegt auf der Straßenseite gegenüber ein großer Spielplatz und rund um den Holmbrook noch drei Schulen. Besorgte Eltern haben sich zu einer Initiative zusammengeschlossen und kritisieren die Polizei und das Bezirksamt Altona.

„Wir brauchen hier wieder Zebrastreifen“, sagt Andreas Schieweck-Güsmer. Einige Kinder fahren auf dem Fahrrad an ihm vorbei in Richtung Schule, der große Ansturm kommt später. Es ist erst halb acht. Schieweck-Güsmer ist selbst Vater. Seine Tochter Amanda geht in die Kita Holmbrook, sein Sohn Anton auf ein nahes Gymnasium. Beide müssen über den Holmbrook. „Jetzt ist schon der zweite Zebrastreifen weg“, sagt Schieweck-Güsmer. Im Dezember 2012 ließ das Bezirksamt Altona auf Anraten der Polizei den Überweg direkt vor der Elbschule für hörgeschädigte Kinder entfernen. Dort stehen jetzt eine Mutter und ihre Tochter neben ihren Fahrrädern. Sie warten. Es dauert lange, bis sie eine Lücke zwischen den Autos finden. Keines hält an. „Für Kinder ist das eine Stresssituation“, sagt Schieweck-Güsmer. „Sie brauchen besonderen Schutz.“

Doch die Polizei sieht keinen Grund für die beiden Zebrastreifen auf dem Holmbrook. Für die ganze Straße gelte Tempo 30 und es gebe „verkehrsberuhigende Elemente“. An beiden Stellen ist die Fahrbahn verengt. Nur ein Auto zur Zeit kommt durch. „Verkehrsunfälle mit Fußgängern haben sich seit der Aufhebung nicht ereignet“, sagt Polizeisprecherin Tanja von der Ahé – diese habe sich also bewährt. Auch die Gehörlosenschule habe sich bisher nicht über den fehlenden Zebrastreifen beschwert. Gegenüber der taz wollten sich weder die Elbschule noch die Kita Holmbrook äußern.

„Es ist ein Trugschluss, dass die Autos durch die Fahrbahnverengung langsamer fahren“, sagt Schieweck-Güsmer. Vielmehr gäben die Fahrer extra Gas, um nicht vor der Einmündung warten zu müssen.

Doch auch Zebrastreifen böten weniger Schutz, als viele Eltern glaubten, sagt Holger Heitmann vom Polizeikommissariat 25. Autofahrer fokussierten sich auf diesen Überweg. Wenn Kinder davor oder dahinter über die Straße liefen, käme es öfter zu Unfällen. „Die Tempo-30-Zonen haben gerade den Sinn, dass Fußgänger die Straße überall überqueren können“, sagt Heitmann. Zebrastreifen seien hier entbehrlich. Die Polizei werde in Zukunft dennoch gelegentlich das Tempo mit Laserpistolen messen, kündigt der Leiter der Abteilung für Prävention und Verkehr an.

Vor der Schule Hirtenweg für Körperbehinderte in derselben Straße gibt es trotzdem noch einen ausgeblichenen Überweg – der letzte von dreien. Unnötige Zebrastreifen würden in der Regel entfernt, wenn Straßenbauarbeiten stattfänden, sagt Heitmann. Auch das Straßenstück vor der Kita Holmbrook sollte neu asphaltiert werden – wurde es aber nicht. Der Zebrastreifen ist trotzdem weg. Nun müssten Polizei und Bezirksamt herausfinden, was schiefgelaufen sei, sagt Heitmann. „Das Prüfergebnis aber bleibt: Der Zebrastreifen ist nicht nötig.“

Margriet Franke ist dennoch überzeugt, dass die „Streifen eine ganz andere Signalwirkung auf Autofahrer“ hätten. Ihre Zwillingstöchter Johanna und Jolina gehen in die Kita vor Ort. „So ist der Weg gefährlich“, sagt sie – gerade im Sommer sei der Spielplatz ein Brennpunkt für alle Kinder im Viertel. Ohne Überweg müsse dort ein fester Blitzkasten her, fordert Franke. Viele Fahrer hielten sich nicht an Tempo 30. „Aber vorher würden wir Eltern noch für weiße Farbe spenden.“  REA