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Archiv-Artikel

Aufstieg soll wieder Spaß machen

FUSSBALL Der Zuschnitt der Regionalligen wird reformiert, außerdem werden ab kommender Saison die Auflagen für den Spielbetrieb gelockert. Für Oberligisten wird es damit wieder attraktiver, aufzusteigen

Profitieren können Klubs wie Altona 93, Eintracht Norderstedt oder Bergedorf 85

Das Abenteuer Regionalliga in der Saison 2008/09 hat die Fußballer von Altona 93 nachhaltig traumatisiert. Die weiteste Reise ging ins über 500 Kilometer entfernte sächsische Plauen. Wegen strenger Sicherheitsauflagen musste Altona 93 zudem ins Stadion des Stadtrivalen Victoria Hamburg ziehen, wo es getrennte Gästeblocks gibt. Es war ein finanzielles Desaster für den Traditionsverein, der sich nach dieser einen Saison prompt wieder in die Oberliga verabschiedete.

Nun soll alles anders und vor allem besser werden. Ab der kommenden Saison gibt es eine bundesweite Restrukturierung der Regionalligen: Aus momentan drei werden dann fünf vierte Ligen. Und die rigiden Auflagen des Deutschen Fußballbundes, die bis Dato den Oberligisten die Lust am Aufstieg nehmen, sollen unter der Federführung der beteiligten Landesverbände gelockert werden.

In der neuen Nordliga werden die Verbände Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bremen zusammengefasst, lange Reisen in den Osten fallen weg. Neun Teams aus diesem Raum bleiben in der Regionalliga, hinzu kommen die jeweiligen Oberligameister plus vier Klubs aus dem größten Nord-Verband Niedersachsen und einem Team aus Hamburg oder Schleswig-Holstein, das über die Relegation gehen muss. „Das ist ein Trittbrett in den bezahlten Fußball“, sagt der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes, Hans-Ludwig Meyer.

Profitieren können derzeit ambitionierte Oberligisten wie Altona 93, Victoria Hamburg, Eintracht Norderstedt oder Bergedorf 85. „Es ist versäumt worden, die Vereine mit in die Kommunikation zu integrieren“, wettert allerdings Norderstedts Präsident Reenald Koch. Ihn ärgern schwammig formulierte Regularien. In einem Schreiben sind die Klubs informiert worden, dass sanitäre Einrichtungen und Kabinen individuell zu bestimmen seien, lediglich bei Risikospielen Sonderauflagen wie Gästeblock-Trennung gelten und ein Nachwuchsleistungszentrum nur empfohlen wird. Zumindest die Sitzplatzzahl wird auf mindestens 5.000 festgelegt.

„Wir wissen nicht wirklich, welche Kosten auf uns zukämen“, sagt auch Altona-93-Präsident Dirk Barthel. „200.000 Euro für Stadionumbauten hätten wir nicht“, zumal in Liga vier ein erhöhter Spieleretat fällig ist. „Wir haben die Regionalliga vor Augen, immer mit Realitätssinn“, sagt Barthel geläutert. Auch Ronald Lotz, Manager von Victoria, pocht auf Nachhaltigkeit: „Wir haben keinen Druck, die Rahmenbedingungen stehen.“

“Die neue Liga ist für Spieler und Zuschauer sehr attraktiv“, sagt Bergedorfs Manager Andreas Hammer. Schließlich warten dort Traditionsteams wie Holstein Kiel, VfB Lübeck, SC Meppen. Ebenso wie Bergedorf hat auch Norderstedt viel in die Infrastruktur investiert. Ein prächtiges Stadion, ein modernes Trainingszentrum und eine vorbildliche Nachwuchsarbeit zeichnen den Vorortklub aus. Allein sportlich aufzurüsten reicht eben nicht. Koch: „Es muss ein ganzheitlicher Prozess sein.“

MARTIN SONNLEITNER