Bruch in Türkischer Gemeinde

RÜCKTRITTE Vorstand zerstreitet sich über Rede seiner grünen Vorsitzenden Güçlü bei den Grauen Wölfen

„Entsetzt über Kritik an Nebahat Güçlüs politischer und persönlicher Integrität“

VORSTAND DER TGH

Die Auseinandersetzungen über die grüne Bürgerschaftskandidatin Nebahat Güçlü hat die Türkische Gemeinde in Hamburg (TGH) gespalten. Zwei Vorstandsmitglieder sind am Mittwoch zurückgetreten, bestätigte die Geschäftsführerin der TGH, Korinna Heimann. Grund sei „ein Streit“ über die Bewertung von Güçlüs Rede vor der „Türkischen Förderation“ gewesen. Diese gilt als deutsche Vertretung der türkischen „Partei der Nationalistischen Bewegung“ (MHP) und steht den „Grauen Wölfen“ nahe. Die 49-jährige Güçlü ist Vorsitzende der TGH.

Zum Bruch innerhalb des Vorstandes kam es auf einer außerordentlichen Sitzung am Dienstagabend. Daraufhin hätten die unterlegenen Güçlü-Kritiker, Kassenwart Murat Kaplan und Beisitzer Erkan Erçin, „die Konsequenzen gezogen“. Am Mittwoch soll noch ein drittes Vorstandsmitglied sein Amt niedergelegt haben.

Die Mehrheit des Vorstandes stellte sich in einer schriftlichen Erklärung hinter seine Vorsitzende. Er fordert „Schluss mit der Hetz- und Rufmordkampagne“. Der Vorstand sei „entsetzt über die absurde Kritik, die an Nebahat Güçlüs politischer und persönlicher Integrität geübt wird“. Güçlü engagiere sich seit 30 Jahren „gegen Rechtsextremismus und religiösen Fanatismus und hat sich unermüdlich für einen Dialog zwischen unterschiedlichen Kulturen, Religionen und Weltanschauungen eingesetzt“, heißt es in der Erklärung.

Der Vorstand der Hamburger Grünen hatte erklärt, dass Güçlüs Auftritt bei der „Türkischen Förderation“ nicht mit den Grundsätzen der Partei vereinbar sei: „Es ist absolut inakzeptabel, bei einer Organisation, die derart eingeschätzt wird, aufzutreten und um Stimmen zu werben.“ Der Vorstand will einen Antrag auf Parteiausschluss beim Landesschiedsgericht der Grünen stellen. Güçlü, die bereits von 2004 bis 2010 Bürgerschaftsabgeordnete und von 2008 bis 2010 als erste Migrantin in Deutschland Vizepräsidentin eines Landesparlaments war, habe „der Glaubwürdigkeit der Partei massiv geschadet“. Aktuell kandidiert die Politologin auf Platz 25 der Landesliste.

Güçlü weist die Vorwürfe zurück: „Ich lasse es nicht zu, meine Integrität als überzeugte Antirassistin und Demokratin in Frage zu stellen.“ Sie will in der Partei bleiben und hält ihre Kandidatur aufrecht.  SVEN-MICHAEL VEIT