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Archiv-Artikel

Der SC Freiburg klotzt

PRESS-SCHLAG Im Kampf um den Stadionneubau kann sich der Bundesligaklub auf ein Eliteteam von Fürsprechern verlassen

Die Kraft der Argumente wird das Bürgervotum am Sonntag sowieso nicht entscheiden

Am Sonntag entscheiden etwa 170.000 wahlberechtigte Freiburger über die Zukunft ihres Bundesligavereins. Das sagen jedenfalls die Verantwortlichen des dortigen Bundesligaklubs. Ein Bürgervotum soll über den geplanten Stadionneubau des SC Freiburg befinden. Seit Wochen wird ein harter Wahlkampf in der Stadt ausgefochten. Denn es geht um weit mehr als um den Erhalt eines Profiteams in der Stadt.

Neben der Standortfrage, die Naturschützer und Interessenverbände (Segelflieger) mobilisiert, wird auch wieder eine altbekannte Grundsatzdebatte geführt. Inwieweit soll der gut florierende Profifußball mit öffentlichen Geldern bezuschusst werden? Die Stadt wird für die Infrastruktur knapp 40 Millionen Euro zahlen, das Land Baden-Württemberg steuert weitere 11 Millionen Euro hinzu. Dieses Finanzierungsmodell steht mit zur Abstimmung. Die Gegner des Stadionneubaus erklären, die Stadt sei in der Pflicht, erst einmal dringlichere Projekte (Schulen, Kindergärten etc.) finanziell zu unterstützen. Als es vor wenigen Monaten um den Erhalt des erstklassigen SWR-Sinfonieorchesters in der Stadt ging, zeigte sich die Kommune weitaus weniger spendabel. Beim Massenkulturgut Fußball stehen für die Lokalpolitiker eben deutlich mehr Wählerstimmen auf dem Spiel.

Der SC Freiburg rechnete unterdessen wiederum auf, wie viele Steuern die Stadt vom Verein in den letzten Jahren eingestrichen hat. Für sein Anliegen hat der Klub auch weitere gute Argumente bei der Hand. Aber die Kraft der Argumente wird dieses Bürgervotum sowieso nicht entscheiden. Zu unterschiedlich sind die Plattformen, von denen Befürworter und Gegner des Stadionneubaus agieren.

Der SC Freiburg wirbt zwar mit seiner Hilfsbedürftigkeit. In der großen Welt der Fußball-Bundesliga ist der Klub ein Winzling, der nur dank Sondergenehmigungen mitmischen darf. Mit einem Gefälle von eineinhalb Metern verfügt man über den schiefsten Platz der Liga, zudem ist er viereinhalb Meter kürzer, als die Mindestmaße es vorschreiben. Und die Zuschauer- und VIP-Logen-Kapazitäten, heißt es, genügen nicht, um in der ersten Bundesliga konkurrenzfähig zu bleiben.

Im Wahlkampf gegen die Naturschützer, Segelflugfreunde und Bedenkenträger staatlicher Fußballsubventionen lässt der SC Freiburg allerdings auf seiner Homepage ein Eliteteam von prominenten Fürsprechern zu Wort kommen. Es wird im Stile eines FC Bayern nicht gekleckert, sondern geklotzt. Der Weltmeistertrainer Joachim Löw, der allseits bekannte TV-Moderator Marcel Reif oder DFL-Chef Christian Seifert haben sich bereits für das neue Stadion ausgesprochen. Die Fußballgemeinde rückt eng zusammen, wenn es um die eigenen Interessen geht. Schließlich profitieren alle davon, wenn die jeweiligen Einzelunternehmen wachsen. Die Marke Bundesliga lässt sich noch besser verkaufen. Am Samstag beim Rückrundenstart gegen Eintracht Frankfurt werden die Freiburger Profis mit dem Slogan „Sag Ja“ auf der Brust antreten. Der Hauptsponsor stellt die Werbefläche zur Verfügung. Mit derartige Kampagnen können die Gegner des Stadionbaus gar nicht aufwarten. Auch als Freund der Demokratie muss man mit solchen Asymmetrien zurechtkommen. Sollten die Stadiongegner am Sonntag gewinnen, käme das einem Sieg gegen Bayern München gleich. JOHANNES KOPP