: Aus Liebe zum Journalismus
TAZ ON TOUR In Stuttgart debattierten taz-LeserInnen und -UnterstützerInnen – mit taz-Menschen aus Berlin. Die Basis wünscht: Weiter so und noch mehr
■ Die taz ist auf Tour durch die Republik. Treffen, diskutieren und plauschen Sie mit uns. Jetzt anmelden unter 030 – 25 902 213 oder geno@taz.de!
■ Weitere Tour-Termine: Hannover – 18. 2. 2015 Bremen – 24. 2. 2015 Hamburg – 25. 2. 2015 Köln – 3. 3.2015 Bochum – 4. 3. 2015 Wir freuen uns auf Sie!
VON INES POHL UND KONNY GELLENBECK
Manchmal ist es uns taz-Menschen nicht bewusst, wie stark die Gemeinschaft der taz-UnterstützerInnen eigentlich ist. Einmal mehr deutlich wurde uns dies Anfang der Woche bei einer Reise nach Stuttgart. Der Termin in der schwäbischen Hauptstadt war lange geplant: Im Rahmen unsere taz.tour 2014/15 wollten wir auch die Stadt mit dem grünen Oberbürgermeister besuchen, um Beiträge zum Startkapital für den taz Neubau einzuwerben. Zu unserer eigenen Überraschung verlief die Akquise des Startkapitals jedoch so erfolgreich, dass wir im Herbst 2014 die erhoffte Summe schon beisammen hatten: über 6 Millionen Euro.
Die Reisepläne haben wir beibehalten wollen. Weil wir wissen, wie sehr sich unsere LeserInnen, GenossInnen und UnterstützerInnen freuen, wenn sie uns „Berlinern“ einmal direkt sagen können, was sie von unserer Arbeit halten. Was ihnen gefällt, was sie vermissen, wo die taz ihren Auftrag erfüllt und wo es ärgerliche Defizite gibt.
In Stuttgart, in ganz Baden-Württemberg hatte die taz von Anfang an viele UnterstützerInnen. Das mag damit zu tun haben, dass die CDU fast 60 Jahre das Land regierte und die kritische Gegenöffentlichkeit der taz eine wichtige Rolle spielte und weiterhin spielt. Die Auseinandersetzung um Stuttgart 21, aber auch die kritische Begleitung des ersten grünen Ministerpräsidenten sind Themen, die für die taz-LeserInnen politisch wie emotional bedeutsam bleiben.
Aber zurück zur Frage, was unsere LeserInnen wirklich wollen. Das erfuhren wir: Vor allem wünschen Sie sich sorgfältigen Journalismus und gute, auserzählte Geschichten, die sich nicht jagen lassen von den Aufgeregtheiten im Internet. Ein Leser verwies dabei auf die Slow-Food-Bewegung. Warum also nicht mehr und entschiedeneren „Slow-Journalismus“ der taz? Wir sollten, wünschte sich ein Stuttgarter mit dem Verweis auf den US-Autor George Packer, die Kraft des Erzählens noch besser pflegen und den Mut haben, unseren Geschichten auch den Platz zu geben, den sie brauchen. Anliegen, die wir mit der Neugestaltung unserer Website und Wochenendausgabe schon jetzt versuchen umzusetzen.
Um die schnelle Nachricht können wir mit anderen Medien nicht konkurrieren – und wir müssen das auch gar nicht. Denn die Stärke der taz liegt in ihrem eigenen Blick, dem spezifischen Zugang zu Themen aus einer gewissen Haltung heraus. Gerade auch die Besucher von taz.de wünschen sich vor allem eine kompetente, mutige, auch freche Einschätzung der Geschehnisse. Immer aufgehängt an der Frage: Was meint die taz dazu? Diese Sichtbarkeit unserer AutorInnenschaft war Gegenstand einer spannenden wie auch kontroversen Debatte, deren Tenor letztlich auf ein „mehr davon“ hinauslief.
Über allem freilich schwebte die Frage, wie künftig dieser gute, sorgfältige, unabhängige Journalismus finanziert werden kann. Fragen, die das heutige Medienhaus taz aber eigentlich immer schon umtrieben. Nur wie schaffen wir es, Menschen dazu zu bewegen, Geld zu bezahlen für die Produkte, die wir liefern – auch jene, die wir solidarisch umsonst auf taz.de anbieten?
Sollten wir beispielsweise unsere Inhalte zukünftig nur noch kostenpflichtig im Netz zur Verfügung stellen? Lebhaft wurde hierzu diskutiert – uns taz-MacherInnen bestärkte die Debatte in unserer Überzeugung, taz.de weiterhin nicht mit einer „Paywall“ abzuschotten. Denn es ist das Internet, das uns die Verbreitung gibt, die unsere Texte verdienen, und die es auch jüngeren LeserInnen ermöglicht, die taz kennenzulernen – und dann vielleicht auch finanziell zu unterstützen.
■ Ines Pohl ist Chefredakteurin der taz, Konny Gellenbeck ist Projektleiterin der taz Genossenschaft.