Mutterleben

„Wenn ich noch einmal einen ‚lustigen‘ Artikel oder ein ‚witziges‘ Buch von einem Mann über seine Elternzeit lesen muss, schicke ich Stinkewindeln an die Redaktion“, schreibt uns eine Julia als Reaktion auf Robin Alexanders lustigen Text „Allein gegen die Stillmafia“ (taz.mag, 21. 9.). Das macht der mag.Redaktion begründete Angst, denn Julia, so schreibt sie weiter, lebt in Berlin und hätte es gar nicht so weit in die Rudi-Dutschke-Straße.

Julias Ärger gibt uns zu bedenken: „Man stelle sich vor, jede Mutter würde so ein Gewese in aller Öffentlichkeit um ihre Zeit mit dem Nachwuchs machen!“ Ähnliches überlegt sich Eberhard Rathgeb in „Schwieriges Glück“, seinem Versuchbuch über die Vaterliebe. Dass eine Frau sich liebevoll und zeitaufwändig um ihre Kinder kümmert, erwartet die Gesellschaft.

Anders ist das beim Mann. „Ein Vater ist niemals ein Rabenvater, weil er offenbar nicht von vornherein und grundsätzlich ein guter Vater ist“, meint Rathgeb. „Ein guter Vater ist offensichtlich eine zufällige Erscheinung. Es wird lange dauern, bis aus Vätern endlich Rabenväter werden können.“

Vielleicht wäre es ja ganz gut, wenn endlich mal ein paar Mütter großes Gewese um ihre Zeit mit den Kindern machen würden.

Unsere Überlegungen werden unterbrochen, von einem Brief von Astrid Alexander, Robins Frau. Sie bescheinigt ihm, dass er den Sohn während der Elternzeit nicht vernachlässigte. Dafür aber sie. Ihre Rache: Sie kündigt ein Buch mit dem Titel „Familie für Fortgeschrittene“ an. Das zeigt, auch wenn Männer ein Gewese um ihre Zeit mit dem Nachwuchs machen, Frauen aber doch das letzte Wort haben.