Rassistischer Diskurs

betr.: „Wer ist hier -phob?“ von Jan Feddersen, taz vom 27. 9. 07

Sie wehren sich in ihrem Artikel dagegen, dass Kritik an Schwulenfeindlichkeit reflexhaft mit dem Islamophobievorwurf begegnet wird. Korrekt. Sie bestätigen aber sofort, dass dieser Vorwurf berechtigt sein kann.

Ich habe als Radioreporter gestern für einen Bericht zu dem Thema ohne Probleme eine Gruppe russlanddeutscher Jugendlicher gefunden, die mir die haarsträubendsten Statements ohne Bedenken ins Mikro gesprochen haben. Übrigens auch mit Bezügen zur christlichen Religion (Gott hat Mann und Frau erschaffen etc.) Auch die Studie spricht davon, dass immerhin 48 Prozent der deutschstämmigen Befragten (zum Glück eine Minderheit, wenn auch nur knapp) und 70 bis 80 Prozent sowohl der russlanddeutschen wie der deutschtürkischen „männlichen“ Jugendlichen schwule Küsse „eklig“ finden. Nichts davon, dass die christlichen Russlanddeutschen im selben Maße homophob sind, in ihrem Artikel.

Das ist die Sorte Beiträge, die eben die Kritik an Homophobie und am Wegschauen für einen rassistischen Diskurs vereinnahmen will – und das geht zurzeit mit dem Antimuslimdiskurs am besten. Das ist aber sehr wohl kritikwürdig. MILTIADIS OULIOS, Köln