: Mutmaßliche Schüsse auf die Windschutzscheibe
ANGRIFF Islamkritischer Autor soll in seinem Auto beschossen worden sein. Staatsschutz ermittelt
Mutmaßliche Schüsse auf den 39-jährigen Fahrer eines weißen Renault geben der Polizei Rätsel auf. Die Mitteilungen zu dem Vorfall, der sich Donnerstag früh in Mariendorf ereignet hat, sind spärlich. Was den Fall besonders macht: Der Fahrer hat laut Medienberichten ein islamkritisches Buch veröffentlicht. Nach Informationen der taz hat die Polizei bislang aber keinerlei Erkenntnisse dafür, dass er zur Zielscheibe islamistischer Extremisten geworden ist.
Der Vorfall ereignete sich laut Polizei am Donnerstagmorgen gegen 5.30 Uhr. Der 39-Jährige sei mit seinem Renault in Richtung Atillastraße unterwegs gewesen, als neben ihm ein weiterer Wagen fuhr, so die Polizei. Der Beifahrer dieses Fahrzeugs habe dem Renault-Fahrer durch Gesten zu verstehen geben, dass er anhalten möge. Nachdem der Mann sein Auto zum Stehen gebracht habe, sei der Beifahrer des zweiten Autos ausgestiegen und auf den Renault zugekommen. Kurz darauf habe der Autofahrer drei laute Knallgeräusche gehört und beim Blick auf seine Windschutzscheibe festgestellt, dass diese wie von einem Steinschlag beschädigt war. Die Einschlagstelle sei etwa so groß „wie ein 5-Mark-Stück“, so ein Polizeisprecher. Die Scheibe sei aber nicht durchschlagen worden.
Der 39-Jährige blieb unverletzt. Zeugen für den Vorfall gebe es nicht, hieß es. Die Ermittlungen seien vom Staatsschutz übernommen worden. An der Untersuchung des Tatorts seien Beamte der Mordkommission und der Kriminaltechnik beteiligt gewesen, Projektile seien aber nicht gefunden worden.
Medienberichten zufolge soll der Angegriffene mit dem Autor eines Koran-kritischen Buchs identisch sein, das 2010 unter dem Pseudonym „J. Gehirn“ veröffentlicht wurde. Herausgeber des Titels „War’s Allah’s oder das Wort eines Mannes??“ ist die zur Frankfurter Verlagsgruppe gehörende „Weimarer Schiller-Presse“. Dabei handelt es sich um einen „Book on Demand“-Verlag, bei dem Autoren gegen einen Druckkostenzuschuss Bücher veröffentlichen können. Die Informationen, die sich über „J. Gehirn“ im Internet finden, sind reichlich obskur. Unklar bleibt auch, woher der Mann genau kommt. Er sei in einem muslimischen Land aufgewachsen und mit 15 Jahren in den Westen gekommen, heißt es in einer Buchrenzension der Website „Deutsches Literaturfernsehen“. Den Druck, den sein Glaube ihm auferlegt habe, habe er rücksichtslos an Frau und Kindern ausgelassen. Er habe mehrere Jahre im Gefängnis verbracht. Dort habe er angefangen, sich kritisch mit dem Koran zu beschäftigen. Kenner der Ex-Muslim-Szene sagten gegenüber der taz, weder der Name „J. Gehirn“ noch das Buch sagten ihnen etwas.
PLUTONIA PLARRE