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Auf der Suche nach dem rechten Kurs

SPALTUNG Die Pegida-Ableger in Braunschweig und Hannover ringen zusehends um ihre politische Richtung und sorgen sich um ihren „guten Ruf“

“Wir sind gekommen, um zu bleiben!“ versichert Hagida. „Wir lassen uns nicht aufhalten“, beteuert Bragida. In Hannover und Braunschweig versuchen die Ableger der „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Pegida) weitere „Spaziergänge“ auszurichten. In den jeweiligen Organisationsteams schwelt aber ein politischer Richtungsstreit.

Wenige Tage vor dem für heute geplanten „Spaziergang“ in Braunschweig verkündete Bragida auf ihrer Facebook-Seite, man habe sich von der Anmelderin Annegret Hamecher getrennt: „Weil sie uns unterwandern und spalten wollte.“

Das „Bündnis gegen Rechts“, das die Protestaktionen gegen Bragida in Braunschweig organisiert, befürchtet allerdings nach dem Ausscheiden von Hamecher eine weitere Radikalisierung. „Wir haben erfahren, dass Hamecher herausgedrängt wurde, da sie sich von militanten Rechtsextremen und aggressivem Rassismus öffentlich distanzierte“, sagt David Janzen vom „Bündnis gegen Rechts“. Der neue Anmelder der Bragida-Demo, Mirko Walter, kommt aus dem Spektrum von „Hooligans gegen Salafisten“. Auf Facebook hegt er Sympathien für die rechten Gruppierungen der „Identitären“ und der „German Defence League“ sowie für den NPD-Europaabgeordneten Udo Voigt.

In Hannover verantwortet mit Olaf Schulz ebenfalls ein Anhänger der „Identitären“ die Hagida-„Spaziergänge“. Auf Facebook erklärte Hagida zwar, dass Rufe wie „Hier marschiert der Nationale Widerstand“ den „guten Ruf der Pegida“ zerstören würden. „Diese Distanzierung scheint mir aber halbherzig“, sagt Rechtsextremismus-Experte Martin Burgdorf. „Denn bisher haben die Organisatoren vermummte und gewalttätige Rechtsextreme nicht ausgeschlossen.“ In Hannover kamen wie auch in Braunschweig die „Schützer des christlichen Abendlandes“ aus allen regionalen rechtsextremen Strukturen. Dass diese Teilnehmer nun von Ordnern der Hagida abgewiesen werden, erwartet Burgdorf nicht. Der Anmelder für den nächsten „Spaziergang“ am 6. Februar soll bisher auch noch nicht ausgewechselt worden sein.  ANDREAS SPEIT

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