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Archiv-Artikel

RICHARD VON WEIZSÄCKER GESTORBEN Berlins Regierender Bürgermeister für drei Jahre

Irgendwie passt er nicht so richtig ins Bild: Richard von Weizsäcker, zu jener Zeit Regierender Bürgermeister von Berlin, besucht im August 1983 das türkisch geprägte Kreuzberg. Und wirkt dabei ein bisschen wie der große intellektuelle Vordenker, der mit der schnöden Wirklichkeit konfrontiert wird. Fotograf Jupp Darchinger notierte damals ein aktuelles Zitat des ersten Berliner CDU-Regierungschefs seit Menschengedenken: „Wir haben sie geholt, nun sind sie da – jetzt müssen wir auch mit ihnen leben.“

Am Sonnabend ist von Weizsäcker im Alter von 94 Jahren gestorben. Sein fünfter Nachfolger im Amt würdigte dessen Leistungen: „Wir verneigen uns vor diesem großartigen Weltbürger, engagierten Demokraten und leidenschaftlichen Mitbürger“, erklärte Michael Müller (SPD). Und fügte hinzu: „Die Stadt ist ärmer geworden.“ Von Weizsäcker war von 1981 bis 1984 Regierender Bürgermeister von Westberlin. Seit 1990 ist er Ehrenbürger der Stadt. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) würdigte Weizsäcker als „Bundespräsident der Einheit“, der mit seiner Rede zum 8. Mai 1985 einen „zentralen Markstein der geschichtlichen Aufarbeitung gesetzt und weltweit hohe Anerkennung gewonnen“ habe. Der Staatsakt für von Weizsäcker soll am 11. Februar im Berliner Dom stattfinden. Wie ein Sprecher des Innenministeriums am Sonntag mitteilte, soll es nach dem für 11 Uhr geplanten Gottesdienst und dem anschließenden, rund einstündigen Staatsakt vor dem Berliner Dom ein militärisches Zeremoniell geben. (taz) Foto: J. H. Darchinger

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