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Archiv-Artikel

Dürfen die das?

Um die Wette dichten: Morgen beginnt die Suche nach dem Poetry-Slam-Meister 2007. Finale im Admiralspalast

Wenn sich vom 3. bis 6. Oktober die deutschsprachige Poetry Slam-Szene in Berlin treffen wird, um auszutragen, wer der „Slam-Meister 2007“ wird, dann ist das einem Mann besonders zu verdanken: Wolf Hogekamp, seines Zeichens Slammaster, Begründer des ersten Poetry Slams in Berlin und Ausrichter des diesjährigen „German International Poetry Slam 2007“.

Vor zehn Jahren fand die erste Meisterschaft des deutschsprachigen Bühnenpoems ebenfalls in Berlin statt, und seitdem wandert der National Slam durch die Lande – letztes Jahr war München Ausrichter, nächstes Jahr wird es Zürich sein. Die Szene existiert in fast jeder Stadt und ist untereinander vernetzt. „Was einen Poetry Slam als Format ausmacht“, erzählt Hogekamp, „ist, dass es einen Judge gibt, eine Jury, die sich meistens aus dem Publikum rekrutiert und die auftretenden Autoren bewertet. Das kann man mit dem Eiskunstlauf vergleichen: von 1 bis 10. 1 ist schlecht und 10 ist sehr gut.“

Zum Geburtstag der Meisterschaft kommen über 130 Poeten aus der Schweiz, Österreich und Deutschland. „Alle Poetry Slams, die es so gibt – etwa 90 in Deutschland, 60 in der Schweiz – schicken ihre besten Leute“, erklärt Hogekamp und ist schon wieder bei einer Sportmetapher: „Im Grunde genommen ist diese Veranstaltung wie eine Fußballweltmeisterschaft: Es gibt acht Vorrunden, drei Halbfinale und am Samstag das Finale im Admiralspalast.“

Hogekamp selbst wird dieses Jahr bei einem Tier-Slam antreten, wo nur Gedichte über Tiere vorgetragen werden dürfen. Seine eigene Poesie ist knapp und direkt, sein Vortrag dramatisch, die Quellen der Inspiration liegen irgendwo zwischen Punk und Dada. Da liegt „Berlin am Meer, weil ich daran glaube“, und gelangweilte Ehepaare werfen sich am Frühstückstisch vor, was man hätte werden können, hätte man einander nicht gefunden. Oder es pissen Ponies. „Dahinten stehen Ponies, einfach so. / Und da auf der anderen Seite auch. […] Da frage ich mich doch: Wem gehören diese ganzen Ponys und warum hat der oder diejenige denn die ganzen Ponies hierhergebracht? / Da hinten ist es auch ganz nass und dahinten auch. / Das sind die Ponies, die pissen da einfach hin / Dürfen die denn das überhaupt?“

Seit den frühen 90er Jahren veranstaltet der heute Fünfzigjährige Poetry Slams in Berlin, erst in der Schöneberger Kultkneipe Ex und Pop, seit sieben Jahren den monatlichen Bastard Slam in Prenzlauer Berg. In den bald fünfzehn Jahren seines leidenschaftlichen Engagements hat er diverse Hypes um die Szene miterlebt. „Der erste Hype war bereits 95, 96. Von ZDF „aspekte“ bis hin zur Bild-Zeitung haben viele über uns berichtet. Den letzten Hype haben wir dem WDR-Poetry-Slam-Format zu verdanken, das von Januar bis März diesen Jahres jeden Sonntag kam.“ Inzwischen haben sich eigene Verlage wie Voland & Quist oder Sprechstation gegründet, die mit CD-Buchbeilagen die Rezeptionsgewohnheiten des Publikums bedienen, und auch die Majors interessieren sich für das Phänomen des gesprochenen Worts.

Gute Voraussetzungen also für die erfolgreiche Durchführung des 10. Großslams. Football’s coming home, quasi. Oder mit den Worten Hogekamps: „Mach ma klar poetry! Mach ma klar!“ JAN KAGE

Eröffnung 3. Oktober, 16 Uhr, Ballhaus Naunynstraße, Termine unter www.slam2007.de