„Der Bezirk hat nichts getan“

IMMOBILIE Der Einwohnerverein St. Georg fragt nach Brandstiftung in der Langen Reihe

■ 57, der Historiker lebt seit 1981 im Stadtteil und ist Vorsitzender des Einwohnervereins St. Georg. Mitglied der Linksfraktion.

taz: Woher stammt der Verdacht, dass der Brand in der Langen Reihe auf Brandstiftung zurück ging, Herr Joho?

Michael Joho: Vor elf Jahren war das Haus in der Langen Reihe 57/59, das zu den wenigen unsanierten dort gehörte, verkauft worden. Pläne waren ruchbar geworden, dass das Ganze abgerissen werden sollte, um einen teuren Neubau mit Eigentumswohnungen dorthin zu setzen. Die Bewohner, die schon lange dort wohnten, darunter viele portugiesische Einwandererfamilien, sollen gefragt worden sein, auszuziehen, was sie ablehnten. Daraufhin brannte es wenige Wochen später. Insofern lag der Verdacht nahe, dass der Brand auf den Weg gebracht worden ist.

Wie hat der Bezirk reagiert?

Der Stadtteilbeirat hat bei seiner nächsten Sitzung gefordert, dass der Bezirk sich dafür einsetzt, dass das Haus sofort wieder hergerichtet wird und die Bewohner zu den alten Konditionen wieder einziehen mögen. Gefordert wurde eine bezirkliche Ersatzvornahme nach dem Wohnungspflegegesetz, ebenso ein Notdach zu installieren.

Hat die Öffentlichkeit den Vorwurf aufgegriffen?

Ja, nicht nur der Stadtteil war empört – doch auch die mediale Reaktion verhallte. Vor gut einem Jahr wurde dann der damals ermittelnde Münsteraner Versicherungs-Richter, Klaus Kaub, im Abendblatt ausführlich zitiert, dass er von einer Auftragsbrandstiftung ausgeht. Deswegen haben wir ihn für heute eingeladen: damit er aus seiner Sicht die Ereignisse schildert – die die Staatsanwaltschaft Hamburg für lückenhaft hält und deswegen kein Verfahren eröffnet.

Was versprechen Sie sich von diesem Abend?

Es geht nicht darum, dass wir an Stelle der Staatsanwaltschaft ein Verfahren inszenieren, sehr wohl aber darum, die in Kürze drohende Verjährung infrage zu stellen. Es geht also um die Ergebnisse der Recherche von Klaus Kaub – und darum, dem Bezirksamt Mitte vorzuhalten, dass es zwei Jahre lang nichts tat.

Inwiefern nicht?

Das Dach, das durch den Brand beschädigt war, blieb bis zum Abriss zweieinhalb Jahre lang offen. Unsere Forderung, der Bezirk solle es abdecken oder den Eigentümer dazu zwingen, blieb ohne Wirkung, so dass es munter in das Haus regnete und der Schaden sich ausweitete. Das war für uns ein Indiz, dass der Bezirk kein Interesse hatte, etwas gegen den Abriss zu tun.  INTERVIEW: GRÄ

„Nun doch Aufklärung“ – Lange Reihe 57/59: 19 Uhr, Paula der Heinrich-Wolgast-Schule, Carl-von-Ossietzky-Platz