piwik no script img

Archiv-Artikel

Müller ist einsame Spitze

UMFRAGE Der Regierende ist Berlins beliebtester Politiker – seine SPD-Senatoren folgen unter ferner liefen

Mehrere Jahre lang war Berlins bestangezogener (männlicher) Politiker auch der beliebteste. Etwa einmal im Monat befragt das Institut Forsa im Auftrag der Berliner Zeitung 1.000 Einwohner, und immer fanden diese den stets im feinen Zwirn erscheinenden Finanzsenator Ulrich Nußbaum am nettesten. Möglich war das wohl, weil Nußbaum nicht die schlechteste Arbeit gemacht hat und sicherlich eine bessere als sein Chef Klaus Wowereit, an dem das unrühmliche BER-Debakel wie Pech klebte.

Nun sind beide Geschichte, Forsa fragt nicht mehr nach ihnen. Davon profitiert ausgerechnet jener Mann, dessen Verhältnis zu Nußbaum, vorsichtig formuliert, zerrüttet war: Im Januar war der neue Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) beliebtester Landespolitiker. Noch interessanter: 80 Prozent der Befragten kannten den früher gerne krawattenlos auftretenden bisherigen Stadtentwicklungssenator. Keine schlechte Basis, wenn man im Herbst 2016 wiedergewählt werden möchte.

Man kann davon ausgehen, dass das Ergebnis den 50-Jährigen ein bisschen gefreut hat. Politiker stehen ja auf Umfragen, wenn sie oder ihre Partei gut wegkommen; andernfalls sind die Umfragen blöd oder nichtsnutzig oder wenig aussagekräftig. Müller dürfte auch deswegen nicht unglücklich über die Poleposition sein, weil er verhinderte, dass einer der vier CDU-SenatorInnen sie einnehmen konnte: Auf den Regierenden folgen Sozialsenator Mario Czaja, bei der SPD scharf in der Kritik, weil er die Unterbringung von Flüchtlingen nicht organisiert kriegt; Innensenator Frank Henkel, bei der SPD wenig gelitten wegen weitgehender Untätigkeit; Platz vier belegt Justizsenator Thomas Heilmann, von dem man lange nichts mehr gehört hat, was auch für Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (Platz fünf) gilt.

Und noch eine frohe Botschaft für Müller: Wäre jetzt Abgeordnetenhauswahl, würde die SPD mit 27 Prozent stärkste Kraft, ganz knapp vor der CDU, die bei 26 Prozent landete. BERT SCHULZ