hamburger szene : Back to the roots, Digga
Kinder von heute sind total abgestumpft. Knecht Ruprecht wird ausgelacht, „Scream 1–3“ können sie auswendig mitsprechen, und überhaupt: Schocken kann die gar nichts mehr. Wenn es noch eines weiteren Beweises für diese Behauptung bedurft hätte, dann habe ich ihn neulich in der U-Bahn bekommen.
Da sitzt eine Handvoll vielleicht zehnjähriger Nachwuchs-Hamburger, lässt das Hafenpanorama an sich vorbeiziehen und spricht sich gegenseitig mit „Dicker“, pardon, „Digga“ an. „Ey Digga, warst du da schon mal drin?“, fragt ein Blondschopf den anderen. Wir fahren gerade an der Speicherstadt vorbei und eine Traube Touristen überlegt noch, ob sie den Hamburg Dungeon, das Miniatur Wunderland oder doch lieber ein Heißgetränk in der Kaffeerösterei vorzieht. „Hamburg Dungeon, Digga?“, entgegnet der andere Blondschopf. „Is’ doch voll öde.“ Hört, hört! Sag ich ja, die kann gar nichts mehr erschrecken. Außer vielleicht, wenn bei Burger King der Doppel Whopper alle ist.
Um so mehr bin ich über die Erklärung erstaunt, warum der Dungeon denn nun öde ist. Nicht etwa, weil’s den Kleinen beim Besuch nicht gegruselt hat, sondern: „Da kann man überhaupt nix fahren!“ Aha. Also auch noch fußfaul! Aber nein, das ist es gar nicht: „Achterbahn is’ viel cooler“, erklärt er und die Anderen stimmen schweigend zu. Da bin ich aber erstaunt: Die gute alte Achterbahn als persönlicher Adrenalindealer. Na dann. Back to the roots also. Digga!BENJAMIN GEHRS