: Tatort Bremen
THEATER Das Bremer Kriminaltheater hat mit „Sherlock Holmes & Die Dame in Grün“ die neue Spielstätte in der Friesenstraße eröffnet – und ersten Beifall geerntet.
VON JENS LALOIRE
Der Krimi ist beliebt, erfolgreich und allgegenwärtig. Er tummelt sich auf den Taschenbuch-Bestsellerlisten, im Abendprogramm des Fernsehens, in der Radiohörspielsparte und auf den Bühnen des Unterhaltungstheaters. München, Berlin und Hamburg haben seit mehreren Jahren Theater, die sich ausschließlich auf die Inszenierung von Detektiv- und Verbrechensgeschichten konzentrieren. Jetzt hat auch Bremen eine Bühne, die sich einzig und allein diesem Genre widmet.
Am vergangenen Donnerstag feierte das Bremer Kriminaltheater (BKT) die Eröffnung seiner neuen Spielstätte in der Friesenstraße im Steintorviertel. Die Idee eines Bremer Kriminaltheaters bestehe schon seit etwa vier Jahren, sagt der künstlerische Leiter Ralf Knapp. Im Dezember 2010 war es dann erstmals so weit: Mit dem Hitchcock-Klassiker „Die 39 Stufen“ startete das BKT seine erste Spielzeit mit einem eigenständigen Betrieb in der Schwankhalle. Doch nach sechs Monaten lief die Kooperation aus. Auf der Suche nach einer anderen Spielstätte entschieden sich Knapp und sein Team für die ehemaligen Räume des Jungen Theaters.
Baumaßnahmen verschoben die Eröffnung – zweimal. Dass die künstlerische Arbeit während der Bauarbeiten nicht unter die Räder geraten ist, davon konnte sich das Publikum bei der Premiere des Eröffnungsstückes überzeugen.
Mit Sir Arthur Conan Doyles „Sherlock Holmes & Die Dame in Grün“ startete das BKT mit einer neuen Inszenierung in die erste Spielzeit in der eigenen Spielstätte. „Wir hätten es uns natürlich einfach machen und mit einer Wiederaufnahme beginnen können“, sagt Knapp. Der wollte das Theater jedoch nicht mit irgendeinem Ermittler eröffnen, sondern mit dem Urvater aller modernen Ermittlerfiguren.
In die Rolle des Titelhelden schlüpft genau jener Mann, von dem ursprünglich die Idee eines Kriminaltheaters in Bremen stammt: der Schauspieler Christian Aumer. Dieser meistert die Hauptrolle souverän, verkörpert Sherlock Holmes mit sehr viel Ruhe und Selbstsicherheit, mit Eleganz sowie der nötigen Arroganz gegenüber seinem tollpatschigen Partner Dr. Watson.
Der Fall, den das Duo zu lösen hat, ist komplex: Ein Serienmörder bringt reihenweise Frauen um und schneidet ihnen den rechten Zeigefinger ab. Scotland Yard tappt im Dunkeln. Und auch der Meisterdetektiv muss an seine Grenzen gehen, um dem Mörder auf den Fersen zu bleiben und ihn schließlich im finalen Showdown zu stellen. Bis dahin agieren die fünf Schauspieler unter der Regie von Knapp in 14 Rollen. Durch schnelle sowie gut im Stück integrierte Umbauten auf offener Bühne schaffen sie viele Szenenwechsel, die für Abwechslung sorgen und dem Stück Dynamik geben.
Neben der Spannung kommt auch der Humor nicht zu kurz: Watson und einige Nebenfiguren sorgen regelmäßig für Lacher, die das Ganze auflockern und den Unterhaltungstheaterabend abrunden. Vom Publikum gab es dafür viel Applaus, und zufriedene Zuschauer sind wichtig, schließlich muss sich das Theater vollständig selbst finanzieren. Knapp hofft deshalb auf ein Stammpublikum. „Letztendlich ist alles von der Auslastung abhängig“, sagt er. Die Premiere war ausverkauft und die zweite Vorstellung war mit etwa 70 Besuchern zumindest halb gefüllt.
Dennoch drückt gleich zu Anfang der finanzielle Schuh: Der Umbau war deutlich teurer als geplant, und bisher haben sich nur wenige private Förderer gefunden.
Ob sich das Bremer Kriminaltheater zu einer festen Größe in der Hansestadt entwickelt, entscheiden so nicht nur die Theatermacher, sondern auch das Publikum. Nach dem souveränen Start ist dem Theater eine Erfolgsgeschichte zu wünschen.
■ “Sherlock Holmes & Die Dame in Grün“ ist am Donnerstag, den 27. Oktober, um 20 Uhr wieder zu sehen. Heute zeigt das BKT um 20 Uhr Eric-Emmanuel Schmitts „Kleine Eheverbrechen“ in der Friesenstraße 16 bis 19