: Das Flugzeug als Wildpferd
COMING OF AGE Der polnische Spielfilm „The Days Run Away Like Wild Horses Over The Hills“ von Marcin Malaszczak porträtiert drei Frauen in ihrem Kosmos (Forum)
Was Marcin Malaszczak genau mit der Anlehnung an Charles Bukowskis gleichnamigem Poesie-Band „The Days Run Away Like Wild Horses Over The Hills“ gemeint haben könnte, bleibt im Dunkeln, ist aber auch nicht so wichtig. Vielleicht mochte der polnische Regisseur, der mit seinem Langfilmdebüt „Sieniawka“ 2013 ebenfalls im Berlinale Forum vertreten war (und von dem man heute noch spricht, weil „Sienawka“ ein Geniestreich gewesen ist), einfach den Titel. Und das, was dieser transportiert. Denn Bukowkis fast schon kitschige Analogie zum Verrinnen von Zeit spannt einen halb sichtbaren Faden durch den Film, was sich in einigen Aufnahmen kristallisiert.
Ganz besonders zu Anfang, als Malaszczak eine Home-Video-Aufnahme, auf der ein kleines Mädchen zu sehen ist, wie es mit einem bunten Fantasie-Hut durch einen Garten tollt, mit dem Geräusch eines vorbeifliegenden Flugzeugs synchronisiert. Vielleicht ist das Flugzeug Malaszczaks wildes Pferd. Auch auf anderer Ebene beschäftigt sich der Filmemacher mit dem Vergehen von Zeit, denn „The Days Run Away …“ bewegt sich von jung nach alt.
Nach dem VHS-Auftakt konzentriert sich Malaszczak auf drei Frauen. Eine ist die Tagesmutter Natalie Warlow. Ihr nähert er sich zumindest von zwei Seiten, wenn er sie sowohl beim Spiel mit den Kindern als auch im Beisein von Freundinnen zeigt . Da wird dann über Sommersprossen gesprochen oder zu „Rhythm Nation“ von Janet Jackson geblödelt. Jacksons Musikvideo filmt Malaszczak von einem Laptop-Bildschirm ab, und es ist ein Bild im Bild, das mit seinem industriellen Charme an frühere Arbeiten anschließt. Eine andere Porträtierte ist Maria Christine Brehmer, die Malaszczak mit der kleinen Elise zeigt. All das meist in Schwarz-Weiß.
Doch zum Ende, im Haus der polnischen Großmutter, wo über Verstorbene und deren Tod geredet wird, gibt es plötzlich Farbe. Wie zu Anfang. CAROLIN WEIDNER
■ Heute , Akademie der Künste, 18.30 Uhr; 7. 2., Arsenal, 22.45; 13. 2., Delphi, 22.30; 14. 2., Zoo Palast, 14.30 Uhr