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Seit Dienstag bespielen wieder die Lesbisch-Schwulen Filmtage zum 22. Mal ausgewählte Kinos in Hamburg und blicken auch auf traurige und starke Kapitel der schwul-lesbischen Geschichte zurück

Ein zweifelhaftes Jubiläum begehen die Filmtage dieses Jahr: Die Entdeckung des HI-Virus vor 30 Jahren. „Eine eindrucksvolle Dokumentation von Überlebenden der Aids-Epidemie war für uns der Aufhänger“, erklärt Sebastian Beyer, Pressearbeiter des Teams, die Entscheidung. „We were here“ von David Weissmann wurde erstmals auf der diesjährigen Berlinale gezeigt und führt in biografischen Interviews, Privatfotos und Archivmaterial zurück in die 1980er Jahre nach San Francisco, in ein familiäres Lebensgefühl der lesbisch-schwulen Community und zugleich ins Epizentrum der Erkrankungen und gesellschaftlichen Ächtung. Der „AIDS-Krieg“, der bis Mitte der 1990er Jahre andauerte, bis wirkungsvolle Medikamente auf den Markt kamen, prägte auch die Film- und Videoproduktionen dieser Zeit. Krankheit, Tod aber auch persönliches wie politisches Engagement wurden festgehalten.

Zugleich dient ein weiteres Jubiläum – 30 Jahre Musikfernsehen mit MTV – als Anlass, frühe Videos auf ihren Umgang und ihre offene oder versteckte Darstellung von HIV und AIDS zu befragen. Clips von Madonna über Queen bis hin zu K. D. Lang wurden hierfür von Evan Romero und Nicholas Feustel zusammengestellt. Auch der erste Spielfilm „Buddies“ von 1985 zu diesem Thema fehlt nicht im Programm und führt in die ersten Jahre der Epidemie zurück.

„Außerdem wollen wir einen Bogen zu aktuelleren Filmen schlagen. Weg von der Schwulenseuche hin zu einem gesellschaftlichen Problem und einer ungleichen Verteilung von Medikamenten“, sagt Beyer. Die Auswahl des Films von Zhao Liang aus dem Jahr 2011 macht deutlich wie sich die AIDS-Problematik, zumindest global, verschoben hat. In „Zai Yi Qi“, übersetzt „Zusammen“, interviewt der Regisseur HIV-Erkrankte in China. Offiziell existieren sie nicht, da die Krankheit totgeschwiegen wird. Auch und gerade weil die Infektion immer noch mit einem moralisch verwerflichen Lebenswandel in Zusammenhang gebracht wird.

Jenseits engstirniger Sexualvorstellungen lautete das pragmatische Gebot der Stunde „Safer Sex“, das gleich einem Dogma die Flirts beherrschte und Gegenreaktionen auslöste. In „The bareback issue“ verfolgt Alexander Huber Geschichten über bewussten ungeschützten Sex und das lustvolle Risiko sich anzustecken. Das Leben mit AIDS stellt sich hier als ein Stück Normalität dar, das nicht erstrebenswert ist, aber kurzfristig mehr Spaß verspricht und die Angst vor der Ansteckung nimmt.

Im Länderschwerpunkt wird dieses Jahr queeres Leben in der Türkei vorgestellt. Kein leichtes Unterfangen, da Teile der Gesellschaft Homosexuelle immer noch als krank ansehen. Abgerundet werden die politischen Schwerpunkte durch das beliebte Kurzfilmprogramm „Ursula“. Neben lesbisch, schwul und gender-bender wird es eine gemischte Version geben. Kendra Eckhorst