Die Krönung fällt aus

Kontakte zur rechtsextremen Szene: Die Kartoffelprinzessin in Rotenburg an der Wümme darf nicht Königin werden

Der Prinzessin wird im niedersächsischen Rotenburg an der Wümme die Krönung zur Königin versagt. Am Samstag sollte die amtierende Kartoffelprinzessin Jessica G. auf dem Neuen Markt zur Kartoffelkönigin aufsteigen. Als Prinzessin hatte die 20-Jährige im vergangenen Jahr mehrmals die Stadt bei öffentlichen Anlässen repräsentiert. Beim Tag der Niedersachsen nahm sie an einem Treffen mit Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) teil. Doch jetzt ist wohl erst mal Schluss mit Repräsentieren. Kurz vor dem diesjährigen Kartoffelfest wurde bekannt, dass Jessica G. sich in der rechtsextremen Szene bewegt.

Bürgermeister Detlef Eichinger war überrascht. Doch Fotos, die eine Antifa-Initiative am Freitag öffentlich machte, belegen, dass die 20-jährige Auszubildende der Stadt gerne mit regionalen Neonazis vom „Rotenburger Widerstand“ feiert. Im Rathaus, wo sie ihre Ausbildung macht, war sie offensichtlich nie negativ aufgefallen. Ein Phänomen, das in den vergangenen Wochen öfters in Niedersachen auftauchte.

„Der ist hilfsbereit“, hieß es unlängst im niedersächsischen Süpplingen bei der Kirchengemeinde über den NPD-Kader Adolf Preuß, der dort im Kirchenvorstand sitzt. Und die Freie Kameradschaftlerin Ricarda Riefling im Sportverein Coppengrave wurde als „nett“ bezeichnet.

In Rotenburg wird Jessica G. als Mitläuferin eingeschätzt. „Sie bestreitet die Kontakte nicht“, sagt Bürgermeister Eichinger. „Aber von der Tragweite hat sie nichts gewusst.“ Die Antifa-Initative berichtet allerdings, dass sie schon 2005 beim NPD-Wahlkampf mithalf. Um keinen Imageschaden entstehen zu lassen hat Eichinger Jessica G. gebeten, ihre Kandidatur zurückzuziehen. Mit Erfolg: Die junge Frau, die eigentlich als Kartoffelprinzessin Jessica G. nachfolgen sollte, trat am Samstag gleich das Königinamt an. ANDREAS SPEIT